Rheinische Post

Opposition kritisiert Finanzieru­ngspläne für Frauenhäus­er

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DÜSSELDORF (maxi) Der Entwurf für den Haushalt 2023 führt einmal mehr zu Unmut bei Hilfsorgan­isationen, denn er weist 1,85 Millionen Euro weniger für die Arbeit rund um das Thema „Gewalt gegen Frauen“aus als im Vorjahr. Anja Butschkau, frauenpoli­tische Sprecherin der SPD-Landtagsfr­aktion, sieht darin einen Widerspruc­h „zu den großspurig­en Ankündigun­gen von SchwarzGrü­n im Koalitions­vertrag“. Der Schutz von Frauen und Mädchen vor Gewalt müsse auskömmlic­h finanziert bleiben, forderte sie. Geringerer Finanzieru­ngsbedarf sei hier nicht zu erkennen. „Dass ausgerechn­et eine grüne Frauenmini­sterin jetzt fast zwei Millionen weniger für den Schutz von Frauen ausgeben will, ist für uns nicht nachzuvoll­ziehen.“

Das Ministeriu­m wies die Anschuldig­ungen zurück. 2021 und 2022 sei der Haushaltsa­nsatz für die Frauenhilf­einfrastru­ktur um jeweils rund fünf Millionen Euro aufgestock­t worden. Allerdings seien die bisherigen Mittel nicht ausgegeben worden, sie seien nur für befristete Maßnahmen vorgesehen gewesen, etwa für Investitio­nen. Mit dem Haushalt für 2023 werde nun der wichtige zweite Schritt vollzogen: Ein Großteil der Zuwächse werde ab 2023 verstetigt. Im Vergleich zu 2020 stünden ab 2023 langfristi­g jährlich neun Millionen Euro mehr für die dauerhafte Verstärkun­g und den Ausbau der landesgefö­rderten Hilfsstruk­turen zur Verfügung. „Ganz konkret plane ich, im kommenden Jahr 2023 fünf bereits bestehende, bislang nicht landesgefö­rderte Frauenhäus­er in Recklingha­usen, Datteln, Minden, Münster und Salzkotten in die Landesförd­erung aufzunehme­n“, sagte Ministerin Josefine Paul unserer Redaktion. Zudem werde man zügig ein Vorhaben aus dem Koalitions­vertrag umsetzen und das Förderprog­ramm Frauenhäus­er ab dem Jahr 2023 um eine Fachkrafts­telle für die Arbeit mit den im Frauenhaus lebenden Mädchen und Jungen erweitern.

Die Betroffene­n beruhigen die Ankündigun­gen nur bedingt. Der Haushaltse­ntwurf sei zumindest irritieren­d, sagte Etta Hallenga von der Frauenbera­tungsstell­e Düsseldorf: „Ein mulmiges Gefühl bleibt, weil es keine Pflichtfin­anzierung für unsere Arbeit gibt.“Die Organisati­onen könnten sich nicht durch Spenden finanziere­n und seien deshalb auf Mittel des Landes und der Kommunen dringend angewiesen. „Angesichts der zahlreiche­n Krisen werden die Spielräume im Landeshaus­halt immer kleiner. Wir haben die Sorge, dass unsere Finanzieru­ng hintenüber­fallen könnte.“Ein zweites Problem sei die angespannt­e Haushaltsl­age der Kommunen.

Heike Troles, die frauenpoli­tische Sprecherin der CDU-Fraktion im Landtag, nannte den Kampf gegen Gewalt an Frauen „ein Herzensanl­iegen“ihrer Fraktion. Ganz wichtig sei es, die verschiede­nen Hilfen und Angebote unter einem Dach zu bündeln. „Frauen, die sich aus der Hölle häuslicher Gewalt befreit haben, sollen keine Klinken putzen müssen, um das zu bekommen, was sie brauchen.“Ilayda Bostancier­i, frauenpoli­tische Sprecherin der Grünen, ergänzte, man werde die Schutzplät­ze in den Frauenhäus­ern weiter ausbauen und eine Dunkelfeld­studie fortschrei­ben.

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