Deutschland scheint auf Winter vorbereitet
Wenn es aber so kalt werde wie im Frostjahr 2010, gebe es Probleme, warnen Gasspeicherbetreiber.
DÜSSELDORF Diese Prognose kommt genau richtig zum ersten Kälteeinbruch: „Szenarien zeigen, dass Deutschland gut durch den Winter kommt, wenn keine extrem niedrigen Temperaturen auftreten“, fasste der Verband der Gasspeicher-Betreiber (Initiative Energien Speichern, kurz: Ines) am Freitag seine Berechnungen zusammen. „Theoretisch können Gasmangellagen zwar derzeit noch nicht vollständig ausgeschlossen werden, angesichts aktueller Wetterprognosen ist ein Eintreten aber äußerst unwahrscheinlich“, hieß es weiter.
Schwierig würde es, wenn der Winter so kalt wie 2010 werden würde, als viele Frosttage gab. Dann sieht der Verband den Füllstand der Speicher Ende Januar fast bei null.
Für Februar und März droht in diesem Szenario ein Gasmangel.
Damit bestätigte der Verband Prognosen der Bundesnetzagentur, die vier Szenarien berechnet hat, von denen nur eins eine Gasmangellage im Frühjahr zeigt. „Die vollständige Befüllung der Gasspeicher hat dazu geführt, dass wir aller Voraussicht nach gut durch den Winter kommen werden“, sagte Ines-Chef Sebastian Bleschke. Der Gesamtspeicherstand in Deutschland liegt trotz ersten Ausspeicherungen bei 99,98 Prozent. Selbst der größte deutsche Speicher in Rehden, den der russische Gazprom-Konzern vor einem Jahr fast leergefahren hatte, ist wieder zu 94,65 Prozent gefüllt.
Doch aus dem Schneider ist Deutschland noch nicht. Die Sorgen von Netzagentur und Branche richten sich längst auf den nächsten Winter. Können die bis Frühjahr geleerten Speicher auch ohne russisches Gas rechtzeitig aufgefüllt werden? Der Verband meint: Ja, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. „Die Szenarien zeigen, dass die Gasspeicher vor dem Winter 2023/2024 erneut umfangreich befüllt werden können, selbst wenn eine starke Entleerung in diesem Winter stattgefunden hat“, heißt es. Das hänge aber davon ob, ob genug Flüssiggas (LNG) in der EU ankomme. Und ankommen heißt auch: vom Schiff entladen und in die Pipelines gefüllt werden. Laut Medienberichten waren unlängst 30 LNG-Schiffe auf Langsamfahrt vor Europas Küsten, weil die Speicher voll sind, es keine freien Terminal-Kapazitäten gibt oder die Händler auf einen Wiederanstieg der Preise warten.
Der Großhandelspreis für eine Megawattstunde Gas ist an der Börse von über 300 Euro im August auf 105 Euro in dieser Woche gesunken, so das Vergleichsportal Check 24. Das ist aber schon wieder mehr als in der Vorwoche. 2021 lagen die Großhandelspreise im Schnitt bei 47 Euro. Die Netzagentur ruft weiter zum Gas-Sparen auf.