Rheinische Post

Jede vierte Wohnung ist überteuert

- VON VERENA KENSBOCK

Eine Studie zeigt: Nur 70 Prozent der neu inserierte­n Wohnungen in Düsseldorf haben eine zulässige Miete, besonders in innenstadt­nahen Bezirken wird es oft teurer. Mieter können Geld zurückford­ern, das tun jedoch nur die wenigsten.

DÜSSELDORF Ein Viertel der Mietwohnun­gen ist überteuert, zum Teil werden sogar Wucherprei­se genommen. Das zeigt eine Untersuchu­ng im Auftrag des Düsseldorf­er Mietervere­ins, bei der mehr als 22.000 Online-Inserate ausgewerte­t wurden. Wer betroffen ist und was Mieterinne­n und Mieter tun können.

Betroffene Wohnungen Bei etwa 30 Prozent der online inserierte­n Wohnungen wird die ortsüblich­e Miete um mehr als zehn Prozent überschrit­ten – sie liegen also über dem Schwellenw­ert der Mietpreisb­remse. Etwa vier Prozent dieser überteuert­en Wohnungen fallen jedoch heraus, weil sie in Neubauten liegen. Bei 5700 Wohnungen, also 26 Prozent, lag also der Verdacht vor, dass gegen die Mietpreisb­remse verstoßen wurde. „Für die Hälfte aller untersucht­en Wohnungen werden im Jahr Tausend Euro zu viel Miete verlangt“, sagt Hans-Jochem Witzke, Vorsitzend­er des Mietervere­ins. Bei rund 14 Prozent der Angebote wurde sogar die Grenze zur Mietpreise­rhöhung überschrit­ten, bei etwa drei Prozent lag ein strafbarer Mietwucher vor.

Stadtteile Betroffen sind dem „Mietenmoni­tor“zufolge vor allem kleine und besonders große Wohnungen ab 100 Quadratmet­ern, die in innenstadt­nahen Bezirken liegen. Dort sind die Kaltmieten ohnehin am höchsten und der Studie zufolge auch am häufigsten überteuert. Besonders viele Verstöße wurden in der Altstadt und Carlstadt registrier­t, hier war beinahe jede zweite Wohnung zu teuer. In Oberkassel sogar 65 Prozent. Aber auch in Golzheim,

Stockum, Lohausen, Wittlaer, Angermund, Kaiserswer­th, Kalkum und Derendorf traf das auf jede dritte Wohnung zu. Im Mittelfeld liegen etwa Bilk (27 Prozent), Gerresheim (24 Prozent) und Benrath (21 Prozent). In weniger gefragten Stadtteile­n sind Verstöße seltener, in Garath und Hellerhof etwa lagen nur drei Prozent der inserierte­n Wohnungen über dem Schwellenw­ert.

Vergleichs­miete berechnen

Um herauszufi­nden, ob die eigene Miete überteuert ist, müssen Mieterinne­n und Mieter den Mietspiege­l zur Hand nehmen und rechnen. Diesen Richtwert-Katalog handelt der Mietervere­in mit dem Verband Haus

und Grund aus und stellt ihn online kostenlos zur Verfügung (miete-duesseldor­f.de). Je nach Baujahr, Wohnlage und Ausstattun­g sind dort die Kaltmieten pro Quadratmet­er angegeben. Auch Zu- und Abschläge für bestimmte Quartiere sind dort aufgeführt. So sind in beliebten Lagen mit gehobener Ausstattun­g durchaus Kaltmieten von mehr als 12 Euro möglich.

Beispiele Wie Verstöße in der Realität auf Online-Portalen aussehen können, zeigen anonymisie­rte Wohnungsin­serate. Da wäre zum Beispiel eine hochwertig ausgestatt­ete Wohnung, 94 Quadratmet­er, Baujahr 2004, in Oberkassel, der teuersten Wohnlage. Die Mietpreisb­remse würde hier eine Kaltmiete von 15,22 Euro pro Quadratmet­er zulassen, heißt es in der Studie. Die Wohnung wurde jedoch für 1450 Euro angeboten, 15,43 pro Quadratmet­er, und damit zu teuer. Für eine 61 Quadratmet­er große Wohnung in Golzheim, Baujahr 1998, wurden 760 Euro kalt verlangt, knapp 30 Euro zu viel. Laut Mietpreisb­remse wären nur 11,99 Euro pro Quadratmet­er zulässig.

Rückerstat­tung Halten sich Vermieter nicht an die Grenze der Mietpreisb­remse, sind keine Sanktionen vorgesehen. Mieter haben aber das Recht, die Miete zu rügen, eine Verringeru­ng einzuforde­rn und eine Rückerstat­tung für bis zu 30 Monate zu verlangen. Das tun jedoch die wenigsten, sagt Claus Nesemann, Geschäftsf­ührer des Vereins. „Die Praxis zeigt, dass die Mietpreisb­remse bei den Mieterinne­n und Mietern nicht angekommen ist.“Viele fürchten, oftmals nach langer Wohnungssu­che in Düsseldorf, das Mietverhäl­tnis zu gefährden. Und vor dem Unterzeich­nen eines Mietvertra­gs gebe es ohnehin kaum Verhandlun­gsspielrau­m für Mieter, so Nesemann. Wem die Wohnung zu teuer ist, muss damit rechnen, dass ein anderer sie bekommt.

Forderunge­n Der Mietervere­in sieht auch die Stadt Düsseldorf in der Verantwort­ung. In Freiburg etwa, wo auch das Analyseunt­ernehmen „Mietenmoni­tor“beheimatet ist, hat die Stadt ein Referat für bezahlbare­s Wohnen geschaffen. Dieses mahnt Vermieter anhand von überteuert­en Online-Inseraten an und weist auch auf Ordnungswi­drigkeiten bei Überhöhung­en und Strafbarke­it bei Mietwucher hin.

 ?? FOTO: KUSCH/DPA ?? Viele Wohnungen in Düsseldorf werden teurer angeboten, als es die Mietpreisb­remse vorsieht – vor allem in innenstadt­nahen Bezirken sind die Mieten häufig zu hoch.
FOTO: KUSCH/DPA Viele Wohnungen in Düsseldorf werden teurer angeboten, als es die Mietpreisb­remse vorsieht – vor allem in innenstadt­nahen Bezirken sind die Mieten häufig zu hoch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany