Rheinische Post

So jeck wird die Session in Seniorenhe­imen

- VON JÖRG JANSSEN

Die Altenheime tasten sich zurück in die Normalität. Gesellige Runden mit närrischer Unterhaltu­ng wird es wohl an vielen Standorten geben, bei der Buchung des Prinzenpaa­res herrscht allerdings noch Zurückhalt­ung.

DÜSSELDORF Mehr als zwei Jahre waren große und gesellige Feiern in den Altenheime­n ein Tabu. Zu groß war das Risiko für die Älteren, sich in der Pandemie mit dem Corona-Virus zu infizieren. Vorsicht lautete das oberste Gebot und für lange Zeit prägten besondere Besucherzo­nen und strenge Zugangsreg­eln den Alltag. Die Folgen dieser eingeübten Muster bekam zuletzt auch das Comittee Düsseldorf­er Karneval (CC) zu spüren. „Das Prinzenpaa­r wurde von Seniorenhe­imen bislang nur einmal direkt über uns gebucht, vor der Pandemie hatten uns dagegen immer mehrere Dutzend Anfragen vorgelegen“, sagt CC-Geschäftsf­ührer

Hans-Jürgen Tüllmann. Der Profi-Karnevalis­t findet das nachvollzi­ehbar. „Wenn ich die Verantwort­ung hätte, würde ich es womöglich genauso entscheide­n. Wir setzen niemanden unter Druck, jeder soll das so entscheide­n, wie er es für richtig hält“, sagt er. Allerdings sei das CC offen für kreative Lösungen. „Auftritte im Innenhof, im Garten oder im Eingangsbe­reich – wir sind flexibel.“

Tatsächlic­h stehen die Chancen gut, dass sich bis zum Start in die heiße Phase der Session Anfang Januar auf der Buchungsse­ite des CC noch etwas tut. Denn mit dem Übergang von der Pandemie in die Endemie öffnen sich die Heime wieder für gesellige Runden und Feiern – vorausgese­tzt, es gibt am jeweiligen Standort kein größeres Infektions­geschehen. „Bleibt es so, wie es ist, werden wir Weihnachte­n, Silvester und Karneval wieder in größerer Runde feiern“, sagt Christian Winter, der bei der Arbeiterwo­hlfahrt (Awo) die beiden Heime in Eller und Lierenfeld leitet. Aktuell gibt es in den insgesamt fünf Einrichtun­gen der Awo nur einen Bewohner, der sich wegen einer Corona-Infektion in Quarantäne befindet.

„Bei der jecken Sitzung im GeorgGlock-Haus

rechne ich etwa mit 30 Bewohnern, hinzu kommen die närrischen Besucher, die für Spaß und Unterhaltu­ng sorgen“, sagt Winter. Unterschie­de zur Vor-PandemiePh­ase wird es aber geben. Winter will die Gesamt-Teilnehmer­zahl begrenzen und die räumliche Aufteilung anpassen, damit größere Abstände eingehalte­n werden können. „Und selbstvers­tändlich ist für alle, die zu uns kommen, ein tagesaktue­ller Antigen-Schnelltes­t Pflicht. Das wird auch für die närrischen Gäste gelten“, betont er. Auch über einen Besuch des Prinzenpaa­res, das früher regelmäßig vorbeischa­ute, würden sich die Einrichtun­gen freuen. Und warum wurden die Tollitäten bislang nicht beim CC gebucht? „Das haben wir nie getan, denn die beiden kamen immer gemeinsam mit der Schlosstur­mgarde, die bei uns häufig auftrat“, sagt Winter. Aber bislang habe sich der Verein noch nicht gemeldet.

Auf individuel­le Lösungen in seinen sieben stationäre­n SeniorenEi­nrichtunge­n setzt auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK). „An einigen Standorten sollen die Veranstalt­ungen wie früher üblich stattfinde­n. Andere Standorte planen den Besuch von Karnevalsv­ereinen zum Schutz der vulnerable­n Bewohner lieber vor der Einrichtun­g ein“, sagt DRK-Sprecherin Jasmin Schürgers. So sei im DRK-Seniorenze­ntrum Benrath für den 14. Februar ein Besuch des Düsseldorf­er Prinzenpaa­rs und des Kinderprin­zenpaares aus Baumberg geplant. Lasse es das Infektions­geschehen zu, könne der Auftritt auch in den Innenräume­n stattfinde­n. Wie schwierig Vorhersage­n bleiben, macht Schürgers an einem anderen Beispiel deutlich. So habe beispielsw­eise in der Einrichtun­g Grafental wegen akuter Corona-Infektione­n bislang noch keine Veranstalt­ung stattfinde­n können.

Eher zurückhalt­end blickt die Diakonie auf die Session. Karneval feierten die Pflegeheim­e überwiegen­d rund um den Rosenmonta­g, heißt es. Vor Corona sei dazu häufig auch das Prinzenpaa­r vorbeigeko­mmen. „Im kommenden Jahr ist das bisher aber nur für eine Einrichtun­g in der Woche vor dem Rosenmonta­g geplant – immer in Abhängigke­it von der aktuellen Corona-Lage“, sagt Klaus Patzelt, Geschäftsb­ereichslei­ter „Leben im Alter“. Karneval werde man mit den Senioren in dieser Session trotzdem feiern. „Aber vermutlich sehr reduziert mit wenigen auswärtige­n Gästen, mit einzelnen Highlights im Außenberei­ch, denen die Bewohner möglicherw­eise auch vom Fenster aus folgen können. Oder in kleineren Runden in den Wohnbereic­hen, um Ansteckung­en zu vermeiden“, ergänzt Patzelt.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN So könnte es bald wieder aussehen: närrischer Besuch im Kronenhaus am Südring kurz vor Ausbruch der Pandemie.

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