Rheinische Post

Was der Zoll am Flughafen entdeckt

- VON MARIE BOCKHOLT

Bei ihrer Arbeit am Düsseldorf­er Flughafen stoßen Sarah Kröger und Marcel Spreyer immer wieder auf ungewöhnli­che Gegenständ­e in den Koffern der Reisenden. Beschlagna­hmt haben sie zum Beispiel schon ein lebendes Bienenvolk.

DÜSSELDORF Sarah Kröger wartet ab, bis die Frau mit dem Handy am Ohr den grünen Aufkleber auf dem Boden passiert. „Anmeldefre­ie Waren“steht Weiß auf Grün auf dem mehrere Meter langen Streifen. Erst wenn diese Markierung überschrit­ten ist, darf Kröger eingreifen. Sie stoppt die Frau und bittet sie, ihren Koffer zur Zollkontro­lle auf ein Gepäckband zu legen. „Wenn die Reisenden die Linie auf dem Boden überschrei­ten und damit erklären, nichts zu verzollen zu haben, können wir sie ansprechen und überprüfen, ob das richtig ist“, erklärt Marcel Spreyer. Er ist ein Kollege von Sarah Kröger. Beide sind Mitarbeite­r des Zolls am Düsseldorf­er Flughafen. Etwa 15 Koffer überprüfe er stichprobe­nartig in einer Schicht, sagt Spreyer. Manchmal entdeckt er Kurioses.

An einen Fund vor nicht allzu langer Zeit erinnert sich Sarah Kröger noch ganz genau. Der Reisende sei aus Aserbaidsc­han in Düsseldorf angekommen. Als sie den Koffer scannte, erkannte sie auf ihrem Computerbi­ldschirm organische Stoffe. Zunächst nichts Ungewöhnli­ches, denn auch Lebensmitt­el werden der Zollbeamti­n in ähnlicher Form auf dem Monitor angezeigt. Aber irgendetwa­s kam ihr verdächtig vor und so entschloss sie sich, das Gepäckstüc­k zu öffnen – und entdeckte ein ganzes Bienenvolk. Wegen der Gefahr der Einschlepp­ung von Tierseuche­n ist die Einfuhr von lebenden Tieren und von Erzeugniss­en tierischer Herkunft nur zu bestimmten Regeln erlaubt, sagt die Zöllnerin. Vorher ist zum Beispiel eine Untersuchu­ng durch das Veterinära­mt notwendig. „Wir haben den Fund der zuständige­n Behörde gemeldet und die Bienen wurden durch Erfrieren getötet“, sagt

Spreyer. Er ergänzt: „Das muss wirklich nicht sein, wenn man sich vorher informiert.“

Ein weiterer tierischer Fund von Zollbeamte­n am Düsseldorf­er Flughafen war im Januar 2022 ein gehäutetes und gebratenes Pangolin. Eine Frau aus Mönchengla­dbach hatte das Schuppenti­er im Gepäck und erklärte, dass es sich um eine Delikatess­e handele. Die Tiere sind sowohl nach europäisch­em Recht als auch nach dem Washington­er Artenschut­zübereinko­mmen besonders geschützt. Ihre Einfuhr und der Handel sind streng verboten. Die Zöllner leiteten ein Strafverfa­hren

wegen des Verdachts eines Verstoßes gegen die Artenschut­zbestimmun­gen ein. Das Schuppenti­er wurde beschlagna­hmt und vernichtet.

Zu einer der häufigsten Entdeckung­en, die sie verbotener­weise in den Koffern der Reisenden machen, gehört Goldschmuc­k, erklären Kröger und Spreyer. Dieser komme zum Beispiel häufiger als Brautgesch­enk aus der Türkei. Es gilt allerdings die Regel: Der Grenzwert der Reisefreim­enge für Einfuhren von Personen ab 15 Jahren aus Nicht-EU-Ländern liegt bei 430 Euro. Goldschmuc­k mit größerem Wert muss verzollt werden. „Einige

Menschen unterschät­zen leicht den Wert ihres Schmucks“, sagt Spreyer. „Viele reagieren mit Unverständ­nis, wenn wir den Schmuck beschlagna­hmen“, ergänzt Kröger. Das sei allerdings unter anderem notwendig, um auch zu einem späteren Zeitpunkt noch das Gewicht und damit den Wert der Ketten, Armbänder und Co. bestimmen zu können.

An seinem Beruf mag Marcel Spreyer vor allem die Vielseitig­keit. Dem stimmt Sarah Kröger zu, schließlic­h gebe es als Zollbeamti­n viele verschiede­ne Einsatzber­eiche. Selbst am Flughafen seien die Aufgaben je nach Einsatz in der

Abflug- oder Ankunftseb­ene unterschie­dlich. Regelmäßig besuchen die Beamten außerdem Fortbildun­gen und Lehrgänge, zum Beispiel für den Umgang mit Waffen. Die Beamten am Flughafen tragen eine Dienstpist­ole.

Die Corona-Pandemie habe sich auch am Zoll am Flughafen bemerkbar gemacht. Vor allem deshalb, weil deutlich weniger Flüge am Airport ankamen. „Mehr Leute fühlten sich außerdem von den Kontrollen genervt“, sagt Kröger. Das Chaos am Flughafen in den Ferien hätte sie allerdings auf der Ankunftseb­ene weniger zu spüren bekommen.

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FOTOS (2): ANDREAS BRETZ Marcel Spreyer und Sarah Kröger kontrollie­ren am Düsseldorf­er Flughafen einen Koffer.
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FOTO: ZOLL Im Januar haben Zollbeamte ein gebratenes Pangolin gefunden.
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FOTOS (2): MBO Immer wieder entdecken die Beamten verbotene Springmess­er.
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Goldschmuc­k, der mehr als 430 Euro wert ist, wird häufig beschlagna­hmt.
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Wer keine Waren anzumelden hat, verlässt den Airport über „Grün“.

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