Bei Depressionen helfen Gespräche
Der Kabarettist Torsten Sträter war zu Gast im Theater der Träume.
DÜSSELDORF „Ich erzähle ihnen jetzt, wie mein Gehirn funktioniert“, stellte Torsten Sträter seinem Publikum in Aussicht. Der Kabarettist war zu Gast beim Spenden-Event der SOS-Kinderdörfer im Theater der Träume. Als Botschafter der Hilfsorganisation war der gebürtige Dortmunder nach Bosnien-Herzegowina gereist. „Ich habe geweint, als ich gesehen habe, was dort auf die Beine gestellt wird“, erinnerte er sich im Gespräch mit TV-Moderatorin Jana Azizi.
Mit auf dem Podium saßen Lanna Idriss, Vorstand der SOS-Kinderdörfer weltweit, Karien Bruynooghe, verantwortlich für die Vergabe von Stipendien an besonderes begabte Jugendliche, und Iris Lanz, Initiatorin des „Krisenchats“für junge Menschen bis 25 Jahre. Der Abend stand im Zeichen eines Themas: mentale Gesundheit. Um dessen zunehmende Relevanz im kollektiven Bewusstsein zu verankern, ging Sträter mit seinen eigenen Depressionserfahrungen an die Öffentlichkeit. Einer Erkrankung, die auch immer mehr junge Menschen betrifft.
Idriss erklärte, durch die Pandemie und den Ukraine-Krieg sei „die Zahl der Kinder, die Hilfe brauchen, auf über 200 Millionen weltweit gestiegen“. Die Dunkelziffer liegt wohl weit höher. Die SOS-Kinderdörfer sind in 137 Ländern aktiv und helfen ihren Schützlingen nicht nur in jungen Jahren, sondern begleiten sie auch in ihr Erwachsenenleben hinein, beispielsweise mit Stipendien für Hochbegabte, für die Karien Bruynooghe verantwortlich zeichnet. Die Ghanaerin hat selbst mit ihrer Schwester einen sicheren Hafen bei den SOS-Kinderdörfern gefunden und gibt die positiven Erfahrungen nun an Kinder und Jugendliche weiter, die in einer ähnlichen Situation lebten wie sie selbst damals.
Als das Gespräch auf den „Krisenchat“kam, ein Angebot für Kinder und Jugendliche bis 25 Jahre, die über Whatsapp Kontakt und Hilfe bekommen können, wenn sie häusliche Gewalt erfahren, Ängste haben oder sich einsam fühlen, regte Sträter ein ähnliches Angebot für Erwachsene an. „Gespräche helfen“, sagte er und erzählte, wie er selbst in eine tiefe Depression glitt, ohne sich anfangs darüber bewusst gewesen zu sein. „Mir ging es lange überhaupt nicht gut, aber ich wäre nicht auf die Idee gekommen, deshalb einmal zum Arzt zu gehen“, erinnerte sich. Geholfen habe ihm damals das Gespräch mit einem Bekannten, der selbst Erfahrungen mit Depressionen hatte und ihm riet, einen Therapeuten aufzusuchen.
Der Kabarettist redete auch den Angehörigen ins Gewissen: „Nehmt uns an die Hand, macht einen Termin beim Arzt, fahrt uns hin und unterstützt uns, denn wir selbst sind oft gar nicht dazu in der Lage.“
Im Anschluss an die Diskussionsrunde gab es für das Publikum noch eine Kostprobe von Sträters Standup-Qualitäten, schließlich hat seine Karriere einmal als Poetry-Slammer angefangen. Eigentlich wollte der 56-Jährige Auszüge aus seinem Programm „Schnee, der auf Ceran fällt“zeigen, war dann aber so in seinem Element im Gespräch mit den Gästen, dass daraus eine zweistündige Attacke auf die Lachmuskulatur wurde, bei der er auf Zuruf Anekdoten aus seinem bewegten Kabarettisten-Leben erzählte.