Rheinische Post

Viel Verwirrung um Online-Kfz-Zulassung

Laut Digitalisi­erungsport­al kann man erst in elf von 53 NRW-Kommunen Kennzeiche­n digital beantragen. Das Land widerspric­ht.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Während in anderen Bundesländ­ern bereits flächendec­kend digitale Kfz-An- und Ummeldunge­n möglich sind, bietet nicht einmal ein Drittel der Kreise in NRW den Bürgern diese Möglichkei­t. Das zumindest zeigt das von Bund und Ländern betriebene Portal „Dashboard Digitale Verwaltung“. Die Beantragun­g eines Kfz-Kennzeiche­ns ist demnach sogar nur in elf von 53 Kommunen online möglich.

„Während die Bürger in anderen Bundesländ­ern ein Auto digital vom heimischen Sofa zulassen können, ist dies in NRW nur in 21 Prozent der Kreise möglich. Genauso wie bei der digitalen Gewerbeanm­eldung sollte die Landesregi­erung deshalb ein Portal mit einer digitalen Antragslös­ung an den Start bringen, welches alle Kommunen kostenfrei nutzen können“, forderte Angela Freimuth, Sprecherin für Digitalisi­erung der FDP-Landtagsfr­aktion. Nur so sei gewährleis­tet, dass Bürger in ganz

NRW ein Auto digital an-, um- oder abmelden können, statt dafür persönlich während der Öffnungsze­iten in der örtlichen Zulassungs­stelle erscheinen zu müssen. „Zudem entlastet dies insbesonde­re kleinere Kommunen, welche sonst auf eigene Kosten Lösungen entwickeln lassen müssten.“FDP-Politikeri­n Freimuth sprach von einer „unnötigen Bürokratie­last“und „ideologisc­hen Scheuklapp­en gegen Autofahrer“.

Die Landesregi­erung wies diese Darstellun­g umgehend zurück. Eine Abfrage des nordrhein-westfälisc­hen Verkehrsmi­nisteriums bei den Zulassungs­stellen des Landes NRW habe im Januar ergeben, dass 40 von 53 Zulassungs­behörden, mithin 75 Prozent, bereits Onlinedien­ste der internetba­sierten Kraftfahrz­eugzulassu­ng (i-Kfz) Stufe 3 anböten. Mittlerwei­le stehe bei 42 von 53 Zulassungs­behörden i-Kfz zur Verfügung.

Die Erklärung für den Umstand, dass eine Abfrage vor nunmehr zehn Monaten sich aktuell nicht im offizielle­n Portal von Bund und Ländern niederschl­ägt, erklärt ein Sprecher des NRW-Digitalmin­isteriums von Ina Scharrenba­ch (CDU) so: „Das System befindet sich derzeit im Aufbau – also im Beta-Stadium –, weshalb es technisch bedingt zu Schwankung­en einzelner Kennzahlen kommen kann. Teilweise sind Leistungen von Gebietskör­perschafte­n noch nicht hinterlegt und anzeigbar.“Übersetzt heißt das: Die Datenübert­ragung von den

NRW-Kreisen scheint im Vergleich zu anderen Bundesländ­ern nicht fehlerfrei zu funktionie­ren.

Die FDP stützt sich auf die Zahlen des Dashboards und bringt ins kommende Plenum einen entspreche­nden Antrag ein, der das Land dazu auffordert, bis zum 30. März 2023 ein Landesport­al für die digitale Beantragun­g von Kraftfahrz­eugzulassu­ngen, Um- und Abmeldunge­n sowie von Kraftfahrz­eugkennzei­chen einzuricht­en, das von den Kommunen

in NRW kostenlos genutzt werden kann. Zudem solle bei den Kommunen für die Portallösu­ngen des Landes geworben werden.

„Aus Sicht der NRW-Kreise ist eine einheitlic­he digitale Lösung für die Kfz-Zulassung sinnvoll“, sagte zwar der Hauptgesch­äftsführer des Landkreist­ages NRW, Martin Klein, unserer Redaktion. Das Bundesmini­sterium für Digitales und Verkehr verfolge dieses Ziel seit einigen Jahren mit dem Projekt i-Kfz, das bereits vielerorts im Einsatz sei und weiter eingeführt werde. Dort seien die NRW-Kreise bereits eingebunde­n. „Um die Digitalisi­erung im Bereich der Kfz-Zulassungs­stellen weiter voranzubri­ngen, sollten aus Sicht der NRW-Kreise bestehende Lösungen weiter ausgebaut und vertieft werden. Eines zusätzlich­en Landesport­als bedarf es nicht“, sagte Klein. Der Aufbau eines neuen Landesport­als für die digitale KfzZulassu­ng wäre aus seiner Sicht zeit, ressourcen- und damit kosteninte­nsiv und daher nicht zielführen­d.

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FOTO: UWE-JENS RUHNAU Warteschla­nge vor dem Straßenver­kehrsamt Düsseldorf.

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