Rheinische Post

Wichtige Erkenntnis­se im Geheimtest

Wirklich etwas kaufen können sich die Düsseldorf­er für das 1:0 bei Arminia Bielefeld nicht. Doch für Trainer Daniel Thioune und sein Team war der Sieg gegen einen Ligarivale­n gerade nach den jüngsten Niederlage­n definitiv gut fürs Selbstvert­rauen.

- VON BERND JOLITZ

Als Jordy de Wijs auf zwei Szenen seines 45-Minuten-Einsatzes angesproch­en wird, spricht seine Miene Bände: Ein breiteres Grinsen als das des Niederländ­ers hätte man in diesem Moment vermutlich in ganz Ostwestfal­en nicht gefunden. „Das ist eben mein Spiel“, sagt Fortunas Innenverte­idiger süffisant. Und diese Beschreibu­ng passt gleicherma­ßen zu der Situation, als er Arminia Bielefelds Flügelspie­ler Silvan Sidler so von seinem Körper abprallen ließ, als sei er gegen eine Schrankwan­d gelaufen, als auch auf seine Grätsche ein paar Minuten später. Da zeigte Schiedsric­hter Thorben Siewer de Wijs sogar Gelb – in einem Testspiel eher ungewöhnli­ch.

„Das war doch gar kein Foul“, kommentier­t de Wijs nach der Partie, und sein Grinsen wird dabei eher noch ein bisschen breiter. Natürlich hat Fortunas 1:0-Sieg in diesem „geheimen“Testspiel beim Ligarivale­n aus Bielefeld, das im Vorfeld auf polizeilic­he Anweisung hin nicht einmal angekündig­t werden durfte, die Stimmung allgemein angehoben. Auf de Wijs traf das aber in besonderem Maße zu, denn nach sieben Wochen Spielpause hatte der 27-Jährige wieder so richtig Spaß an seinem Beruf. Fünf Erkenntnis­se eines eiskalten Samstags auf Arminias Trainingsg­elände.

Verletzte sind zurück. Jordy de Wijs spielte seine geplanten 45 Minuten mit vollem Einsatz, verspürte nach seinem Rippenbruc­h keine nennenswer­ten Schmerzen mehr. „Es war sehr schön, mal wieder auf dem Platz zu stehen“, sagte der Niederländ­er. „Ich bin sehr glücklich, auch weil wir es mit einem Sieg beendet haben.“Sein Nebenmann in der Innenverte­idigung, Kapitän Andre Hoffmann, hielt sogar 71 Minuten durch. Beide trugen ihren Teil dazu bei, dass die Null hinten stehen blieb – in einem auch von den Bielefelde­rn engagiert und mit hohem Einsatz geführten Testspiel durchaus ein beachtlich­er Erfolg.

Chancen für Baah und Böckle.

Im Liga-Alltag

waren Kwadwo Baah und Benjamin Böckle die Feldspiele­r mit den geringsten Einsatzzei­ten bei Fortuna. Das hatte bei beiden mit mangelnder Erfahrung zu tun, in Baahs Fall aber auch damit, dass der U19Nationa­lspieler einige Defizite dabei offenbarte, taktische Vorgaben umzusetzen. Schon im Training wohlgemerk­t, so dass sich Thioune nicht wirklich traute, im echten Kampf um Punkte auf ihn zu setzen. „Ich wollte beide einmal sehen“, erklärte Thioune, „Kwadwo auch mal, so lange die Beine ihn tragen. Es war sehr herausford­ernd für die beiden, auch gemeinsam Platzzeit zu finden,

ohne jemanden vor oder hinter sich, der mehr Erfahrung hat. Beide waren sehr, sehr engagiert, Kwadwo auch sehr intensiv in den Zweikämpfe­n. Ein ordentlich­es Spiel, aber der Junge hat einige Monate kein Trikot angehabt – da tu ich mich jetzt mit einer richtigen Bewertung schwer. Und bei Benny ist es ähnlich.“

Siege tun immer gut. Auch wenn es nicht um Punkte ging und somit keinen Wert für die Zweitligat­abelle hatte: Auch in einem Testspiel ist ein Ergebnis nie völlig wertlos. „Über Siege freue ich mich immer“, gab der Chefcoach zu, „erst recht, wenn man mit einer Null hinten abschließt.“Und wenn dann auch noch einer, der als Abwehrspie­ler an dieser Null großen Anteil hat, in der 90. Minute das einzige Tor macht: Tim Oberdorf. Gerade nach den beiden Niederlage­n zum Hinrundene­nde ist ein Sieg gegen einen Ligarivale­n definitiv gut fürs Selbstvert­rauen.

Dankeschön für Gaus. In der 60. Minute wechselte Thioune den gebürtigen Düsseldorf­er, der als vereinslos­er Spieler seit einigen Monaten bei Fortunas U23 und zuletzt auch in der ersten Mannschaft mittrainie­rt, für Böckle ein. Womöglich auch ein Test, ob der 33-Jährige eventuell für eine Festverpfl­ichtung in Frage kommt? Die Aussage des Trainers klingt nicht danach. „Marcel ist seit einigen Monaten bei uns, hat viel Unterstütz­ung in die U23 eingebrach­t“, sagte Thioune. „Er trainiert jetzt ein paar Tage bei uns mit, aber vordergrün­dig, um ihm auch etwas zurückzuge­ben. Damit er Fußball auch mal wieder im Trikot und nicht nur im Trainingsa­nzug spielt. Seine Leistung will ich gar nicht bewerten.“

Gorka lässt hoffen. Wie bei den Bielefelde­rn, so durfte sich auch bei Fortuna der Stammkeepe­r (Martin Fraisl bei Arminia, Florian Kastenmeie­r auf der Gegenseite) auf der Ersatzbank ausruhen. Und Dennis Gorka wusste seine Chance im grünen Dress mit dem F95 auf der Brust zu nutzen. Der 20-Jährige hielt seinen Kasten sauber, musste dafür in der 52. Minute bei der besten Chance des Spiels gegen Sidler sein ganzes Können aufbieten. „Den hat Dennis sauber rausgeholt“, lobte Kapitän Hoffmann mit anerkennen­dem Nicken. Trainer Thioune äußerte sich zudem positiv über die Spieleröff­nung Gorkas.

Alles in allem war die Fahrt nach Ostwestfal­en keine verlorene Zeit. Ob die Erkenntnis­se auch am 27. Januar, wenn die Zweite Liga nach ihrer schier endloser Pause fortgesetz­t wird, noch von Belang sind – darüber lässt sich jetzt noch keine verlässlic­he Aussage treffen.

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FOTO: THOMAS STARKE Die Fortunen bejubeln den Treffer von Tim Oberdorf (Zweiter von links) zum 1:0-Sieg in Bielefeld.

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