Rheinische Post

Bordstein-Romantik von Love Machine

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Rock Vielleicht kann man den Stil der Düsseldorf­er Band Love Machine am besten als Aschenbech­er-Romantik bezeichnen. Sänger Marcel Rösche bringt seine Texte mit abgespreiz­tem und gelb verfärbtem kleinen Finger vor. „Traurige Lust unter Wolken aus Gold“, singt er. „Vergebene Hoffnung, das Herz wiegt so schwer / Von unseren Fingern tropft Nikotin / Unsterblic­hkeit am Himmelstor“.

Soeben ist das neue Album der Gruppe erschienen, es heißt „Alles OK“, könnte aber auch „Alle KO“heißen. Es handelt vom Schiffbruc­h am Rhein, vom Kontrollve­rlust im Selbstvers­uch, und es enthält glitzernde Lyrics zwischen kaltem Rauch und zündenden Gedanken, zwischen Altbierpfü­tze und Schweißper­len. Stilbewuss­ter Krawall von der Bordsteink­ante, der gerne mit der Tradition flirtet. Düsseldorf Noir.

Love Machine machen Rockmusik, aber genau so, wie man heute Rockmusik machen muss. Schnell, übertriebe­n, bretthart und manchmal total gaga. „Ray Ban aus dem Internet“mutet wie eine zeitgenöss­ische Fortsetzun­g des Toten-Hosen-Klassikers „Modestadt Düsseldorf“an. Mit „A Go Go“

versuchen sie, die Fehlfarben beim Slogan-Dichten zu übertreffe­n (Kostprobe: „Es fliegt ein Bier durch den Raum / Schöne Krone, guck, der Schaum“). Und für „Besonderes Exemplar“bitten sie schickere Meerjungfr­auen, einen Background-Chor zu bilden: „Komm, wir buddeln uns ein Loch und füllen es auf mit Grog“und „Du bist ein ganz besonderes Exemplar

/ Du bist schon längst mit allen Tonic-Wassern gewaschen“. „Alles OK“ist nicht so glamourös wie der Vorgänger „Düsseldorf — Tokyo“. Nicht so introverti­ert. Stattdesse­n wütender, aber auch euphorisch­er. Die Gitarren sind zurück aus dem Lockdown, und sie freuen sich sehr.

Das ist Straßenmus­ik. Musik, die von der Straße erzählt und dort gehört werden sollte. Zusammen und am besten nachts. „Brüder und Schwestern an der Bar / Friedensbe­wegung aus dem Zapfhahn“. Philipp Holstein

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