Vor der Fifa eingeknickt
Sie gilt als „kleine“Regenbogen-Flagge, weil die „große“in Katar verboten ist: Die Spielführerbinde „One Love“deutet dezent an, dass niemand wegen seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden darf. Ein kleiner Protest, dem sich sieben europäische Mannschaften anschließen wollten – auch Deutschland. Doch dem allmächtigen Weltverband Fifa ist selbst das zu viel. Die Verantwortlichen haben die Kapitänsbinde als politisches Statement verboten, weil – so der wenig glaubhafte Grundsatz – Politik im Fußball nichts verloren habe. Dass sie damit indirekt für die Haltung Katars, das Homosexualität verbietet, Partei ergreift, kümmert die FifaFührung wenig. Nach der Logik von Fifa-Chef Gianni Infantino hat jetzt der Gastgeber das Sagen. Schließlich hat der angeblich rund 200 Milliarden Euro in das Event investiert. Und wer zahlt, der bestimmt die Musik, lautet die Devise des Verbands. Diese Haltung wird getarnt als Respekt vor den Regeln des Gastgeberlands.
Der Protest, so zaghaft er ist, hätte den Nationen gut angestanden – und zumindest England trug die Binde dann ja doch. Das ist keine Belehrung, auch kein Ausfluss europäisch-abendländischer Überheblichkeit. Es geht einfach darum, dass Menschenrechte und Antidiskriminierung universell sind. Sie abzulehnen, lässt sich mit keiner Kultur verteidigen. Doch der Protest ist zusammengebrochen, weil die Fifa Sanktionen avisierte. Wer die Binde trägt, riskiert eine Gelbe Karte. Zugleich hat die Fifa Geldstrafen angedroht.
Deutschland ist trotz aller anderslautenden Bekundungen von DFB-Präsident Bernd Neuendorf vor der Fifa eingeknickt. Das ist schade und zeigt die Zweideutigkeit im deutschen Team. Bekenntnisse zu Vielfalt und sexueller Selbstbestimmung sind schön und erwünscht. Wenn es aber darauf ankommt, will es sich der DFB mit dem Weltfußballverband und dem Gastgeberland lieber doch nicht verderben.