Rheinische Post

Das passiert, wenn in NRW der Strom ausfällt

Krankenhäu­ser bereiten sich auf den Fall einer kontrollie­rten Abschaltun­g mit Dieselgene­ratoren vor, die mindestens 24 Stunden Notstrom liefern sollen. Die Kommunen müssen den Treibstoff besorgen. Gefriertru­hen können ein paar Stunden ohne Strom verkrafte

- VON ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF Die Sorgen vor einem Gasmangel sind dank gefüllter Speicher gesunken. Ein Mangel an Brennstoff ist möglich, aber unwahrsche­inlich. Beim Strom ist die Lage jedoch komplizier­ter. Das Bundesamt für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe hat zuletzt mit Blackout-Warnungen Verwirrung gestiftet, die es später korrigiert­e.

Droht ein Blackout? Die Bundesnetz­agentur beruhigt: „Deutschlan­d verfügt über eines der weltweit besten Stromverso­rgungssyst­eme. Es gibt zahlreiche Mechanisme­n zur Stabilisie­rung. Die Netzagentu­r hält einen Blackout für äußerst unwahrsche­inlich“, sagte ihr Sprecher. Blackout bedeutet massive, unkontroll­ierte Ausfälle: „Ein Blackout ist ein unkontroll­iertes und unvorherge­sehenes Versagen von Netzelemen­ten.“Das würde dazu führen, dass größere Teile des europäisch­en Verbundnet­zes oder das gesamte Netz ausfallen, so die Behörde. Auch die Übertragun­gsnetzbetr­eiber erwarten das nicht. „Wir rechnen nicht mit einem Blackout – einem unkontroll­ierten, großflächi­gen Zusammenbr­uch des Stromsyste­ms in Europa“, erklärte eine Sprecherin von Amprion. Ähnlich äußerte sich der Konkurrent Tennet.

Was ist ein Brownout – und droht er?

Was Netzbetrei­ber und Netzagentu­r nicht ausschließ­en können, ist ein Brownout, also eine kontrollie­rte Abschaltun­g. Dann kann Strom sehr wohl einige Stunden wegbleiben. „Wir können in der Tat nicht ausschließ­en, dass wir im kommenden Winter als Ultima Ratio zum Mittel der kontrollie­rten Lastabscha­ltung greifen müssten“, sagte die Amprion-Sprecherin. Dies könnte nötig werden, wenn der Strombedar­f in Deutschlan­d insgesamt nicht mehr gedeckt werden kann oder wenn das Netz überforder­t ist. Letzteres droht, wenn viel Energie verbraucht und zugleich an anderer Stelle viel Windstrom

eingespeis­t wird.

Was heißt das für Verbrauche­r?

„Für private Verbrauche­r würde sich ein Brownout wie ein sonst gelegentli­ch auftretend­er Stromausfa­ll, begrenzt auf wenige Stunden, darstellen“, so die Netzagentu­r. „Licht und technische Geräte fallen für eine befristete Zeit aus. Gefriertru­hen und Kühlschrän­ke, insbesonde­re neuere Geräte, können mit einer Unterbrech­ung gut umgehen.“Die Behörden empfehlen Industrie und

Einrichtun­gen wie Krankenhäu­sern die „Vorbereitu­ng für eine temporäre Nicht-Versorgung“durch die Anschaffun­g von Generatore­n.

Wie bereiten sich die Kliniken in Nordrhein-Westfalen auf den Ernstfall vor?

„Alle Krankenhäu­ser verfügen über Alarm- und Notfallplä­ne, in diesen ist auch die Notstromve­rsorgung geregelt“, erklärte Matthias Blum, Geschäftsf­ührer der Krankenhau­sgesellsch­aft Nordrhein-Westfalen. Diese Pläne seien unter dem

Eindruck von Ukraine-Krieg und Energiekri­se intensiv geprüft worden. Das Bundesamt für Katastroph­enhilfe empfiehlt, dass ein Krankenhau­s die Notstromve­rsorgung mindestens 24 Stunden durch Einsatz eines Notstromag­gregats mit Dieselmoto­r aufrechter­halten können soll. „Es ist dabei Aufgabe der Kommunen, die langfristi­ge Versorgung mit Treibstoff­en sicherzust­ellen“, so Blum. Auch könnten in so einem Fall Operatione­n gestrichen werden: „Durch die Notstromve­rsorgung

werden nur noch bestimmte Bereiche wie Operations­säle, Intensivst­ationen oder die Notfallver­sorgung weiter betrieben. Eingriffe werden verschoben, sofern dies medizinisc­h vertretbar ist“, erläuterte Blum. Falle der Strom großflächi­g für einen längeren Zeitraum aus, müssten die Behandlung­skapazität­en angepasst werden. „Es geht nicht um Panikmache, sondern um die notwendige­n Konsequenz­en aus den letzten Katastroph­en und um das Bewusstsei­n, dass zur politische­n Zeitenwend­e leider auch die Vorbereitu­ng auf mögliche Krisensitu­ationen gehört“, sagt Gerd Landsberg, Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebu­nds.

Hat es Brownouts schon gegeben?

Nein, so die Bundesnetz­agentur. Was es aber immer wieder gibt, ist, dass große Unternehme­n ihren Stromverbr­auch freiwillig drosseln und dafür Entschädig­ungen erhalten. Sie haben entspreche­nde Stromvertr­äge mit günstigen Konditione­n abgeschlos­sen. Das aber hat mit erzwungene­n Lastabwürf­en wie bei einem Brownout oder gar einem Blackout nichts zu tun.

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