Das passiert, wenn in NRW der Strom ausfällt
Krankenhäuser bereiten sich auf den Fall einer kontrollierten Abschaltung mit Dieselgeneratoren vor, die mindestens 24 Stunden Notstrom liefern sollen. Die Kommunen müssen den Treibstoff besorgen. Gefriertruhen können ein paar Stunden ohne Strom verkrafte
DÜSSELDORF Die Sorgen vor einem Gasmangel sind dank gefüllter Speicher gesunken. Ein Mangel an Brennstoff ist möglich, aber unwahrscheinlich. Beim Strom ist die Lage jedoch komplizierter. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat zuletzt mit Blackout-Warnungen Verwirrung gestiftet, die es später korrigierte.
Droht ein Blackout? Die Bundesnetzagentur beruhigt: „Deutschland verfügt über eines der weltweit besten Stromversorgungssysteme. Es gibt zahlreiche Mechanismen zur Stabilisierung. Die Netzagentur hält einen Blackout für äußerst unwahrscheinlich“, sagte ihr Sprecher. Blackout bedeutet massive, unkontrollierte Ausfälle: „Ein Blackout ist ein unkontrolliertes und unvorhergesehenes Versagen von Netzelementen.“Das würde dazu führen, dass größere Teile des europäischen Verbundnetzes oder das gesamte Netz ausfallen, so die Behörde. Auch die Übertragungsnetzbetreiber erwarten das nicht. „Wir rechnen nicht mit einem Blackout – einem unkontrollierten, großflächigen Zusammenbruch des Stromsystems in Europa“, erklärte eine Sprecherin von Amprion. Ähnlich äußerte sich der Konkurrent Tennet.
Was ist ein Brownout – und droht er?
Was Netzbetreiber und Netzagentur nicht ausschließen können, ist ein Brownout, also eine kontrollierte Abschaltung. Dann kann Strom sehr wohl einige Stunden wegbleiben. „Wir können in der Tat nicht ausschließen, dass wir im kommenden Winter als Ultima Ratio zum Mittel der kontrollierten Lastabschaltung greifen müssten“, sagte die Amprion-Sprecherin. Dies könnte nötig werden, wenn der Strombedarf in Deutschland insgesamt nicht mehr gedeckt werden kann oder wenn das Netz überfordert ist. Letzteres droht, wenn viel Energie verbraucht und zugleich an anderer Stelle viel Windstrom
eingespeist wird.
Was heißt das für Verbraucher?
„Für private Verbraucher würde sich ein Brownout wie ein sonst gelegentlich auftretender Stromausfall, begrenzt auf wenige Stunden, darstellen“, so die Netzagentur. „Licht und technische Geräte fallen für eine befristete Zeit aus. Gefriertruhen und Kühlschränke, insbesondere neuere Geräte, können mit einer Unterbrechung gut umgehen.“Die Behörden empfehlen Industrie und
Einrichtungen wie Krankenhäusern die „Vorbereitung für eine temporäre Nicht-Versorgung“durch die Anschaffung von Generatoren.
Wie bereiten sich die Kliniken in Nordrhein-Westfalen auf den Ernstfall vor?
„Alle Krankenhäuser verfügen über Alarm- und Notfallpläne, in diesen ist auch die Notstromversorgung geregelt“, erklärte Matthias Blum, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen. Diese Pläne seien unter dem
Eindruck von Ukraine-Krieg und Energiekrise intensiv geprüft worden. Das Bundesamt für Katastrophenhilfe empfiehlt, dass ein Krankenhaus die Notstromversorgung mindestens 24 Stunden durch Einsatz eines Notstromaggregats mit Dieselmotor aufrechterhalten können soll. „Es ist dabei Aufgabe der Kommunen, die langfristige Versorgung mit Treibstoffen sicherzustellen“, so Blum. Auch könnten in so einem Fall Operationen gestrichen werden: „Durch die Notstromversorgung
werden nur noch bestimmte Bereiche wie Operationssäle, Intensivstationen oder die Notfallversorgung weiter betrieben. Eingriffe werden verschoben, sofern dies medizinisch vertretbar ist“, erläuterte Blum. Falle der Strom großflächig für einen längeren Zeitraum aus, müssten die Behandlungskapazitäten angepasst werden. „Es geht nicht um Panikmache, sondern um die notwendigen Konsequenzen aus den letzten Katastrophen und um das Bewusstsein, dass zur politischen Zeitenwende leider auch die Vorbereitung auf mögliche Krisensituationen gehört“, sagt Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds.
Hat es Brownouts schon gegeben?
Nein, so die Bundesnetzagentur. Was es aber immer wieder gibt, ist, dass große Unternehmen ihren Stromverbrauch freiwillig drosseln und dafür Entschädigungen erhalten. Sie haben entsprechende Stromverträge mit günstigen Konditionen abgeschlossen. Das aber hat mit erzwungenen Lastabwürfen wie bei einem Brownout oder gar einem Blackout nichts zu tun.