Auch Katars Geld schießt keine Tore
Seit der WM-Vergabe an das Emirat im Jahr 2010 hat das Land mit ausgefallenen Mitteln daran gearbeitet, beim Turnier eine wettbewerbsfähige Mannschaft zu stellen. Das Eröffnungsspiel hat gezeigt: Es ist dem Gastgeber nicht gelungen.
Das Eröffnungsspiel des diesjährigen Turniers in Katar war auch statistisch eines der schwächsten und langweiligsten bei Weltmeisterschaften, seit der Datendienstleister Opta 1966 seine Aufzeichnungen begonnen hat: Weniger als elf Torschüsse hatte es zuvor noch nie gegeben. Dazu haben sowohl Katar als auch das am Ende mit 2:0 siegreiche Ecuador beigetragen, doch lag es vor allem am Gastgeber.
Denn nachdem Ecuador die Zwei-Tore-Führung zur Pause herausgeschossen hatte, ließen es die Südamerikaner merklich lockerer angehen. Die Belastung für die Profis ist hoch, es kommen noch ganz andere Aufgaben im Verlaufe des Turniers – warum also verausgaben? Im zweiten Durchgang spielte sozusagen „kann nicht“gegen „will nicht“. Tempo war im Spiel der Katarer überhaupt nicht vorhanden, Torchancen gab es kaum.
Die Enttäuschung war den einheimischen Fans anzumerken, die das Stadion schon frühzeitig und in Scharen verlassen hatten. Einzig die durchchoreographierte Gruppe hinter dem Tor feuerte das Team bis zum Schluss an. Zwar wird niemand
Katar als großen Favoriten gesehen haben, doch durfte man vom AsienMeister 2019 durchaus mehr erwarten als das.
Die Rahmenbedingungen dazu waren optimal. Eigentlich wurden sie schon 2006 gesetzt, als der spanische Trainer Felix Sanchez aus dem Nachwuchs des FC Barcelona verpflichtet wurde, um den Fußball im Land voran zu bringen. Sanchez lehrte zunächst an der „Aspire Academy“, wo die größten Talente des Landes zusammenkommen. Dann übernahm er die U19, dann die U23 und 2017 schließlich die A-Nationalmannschaft. Einige heutige Nationalspieler kennt er somit schon sehr lange.
2012 kaufte sich Katar beim belgischen Klub KAS Eupen ein, nahe zur deutschen Grenze. Es war eine Maßnahme, um Spieler im europäischen Fußball auf höherem Niveau auszubilden. Einer der heutigen Stars der Mannschaft, Akram Afif, ging diesen Weg. Zudem nahm das Team als Gastmannschaft an der Copa America (Südamerika-Meisterschaft) sowie dem Gold Cup (Nord- und Zentralamerikanische Meisterschaft) teil und spielte in der europäischen WM-Qualifikation mit. Schon seit Juni diesen Jahres ist die Mannschaft zusammen, der Ligabetrieb in Katar wurde frühzeitig eingestellt.
Das alles mit dem Ziel, um im Konzert der Großen mithalten zu können. Alles steuerte auf diesen Moment am Sonntag zu - und dann so eine Vorstellung. „Mit Geld bekamen sie die Kühlung hin, aber nicht, wie man gut Fußball spielt“, schrieb die spanische Zeitung „Marca“gehässig. „Beim Elite-Fußball ist es ohne Talent fast unmöglich.“
Nach diesem ersten Auftritt der katarischen Mannschaft, um dessen Stärke zuvor ein kleines Geheimnis gemacht wurde, ist man geneigt zu fragen: „Das war alles?“Sie ist dem Druck, der auch durch diese zahlreichen Maßnahmen auf sie gelegt wurde, offenbar nicht gewachsen. Jahrelange Planung und Vorbereitung sowie wahrscheinlich unvorstellbare finanzielle Aufwendungen wurden verschwendet. Wie so vieles bei diesem Turnier.