Loch im Zahn
Nicht nur Karies kann das Gebiss angreifen. Es gibt viele Ursachen für Defekte. Manchmal ist der Ursprung schon vor der Geburt zu finden.
Unser Leser Gerhard P. (40) aus Viersen fragt: „Ich habe einige Löcher in den Zähnen. Mein Zahnarzt meint aber, dies wäre gar keine Karies. Was kann das denn sonst sein?“
Jürgen Zitzen Tatsächlich gibt es mehrere Erkrankungen, die in der Lage sind, die harte äußere Zahnsubstanz zu zerstören. Die Ursachen sind sehr unterschiedlich. Bei der Karies sind spezielle Bakterien in den klebrigen Zahnbelägen (Plaque) verantwortlich. Sie verwerten Zucker aus der Nahrung und scheiden als Endprodukt ihres Energiestoffwechsels Säuren aus, die dann allmählich den Zähnen die Mineralsalze entziehen.
Säuren können auch auf direktem Wege den Zähnen schaden, etwa durch die Ernährung. Viele Obstsorten, vor allem Zitrusfrüchte, sind sehr säurehaltig, ganz besonders Obstsäfte, Smoothies, Sportund Erfrischungsgetränke, auch Wein und Sekt. Sogar Vitaminpräparate und einige Medikamente enthalten Säuren. Vegetarische Ernährung enthält viel Essig, ebenfalls eine Säure.
Auch der saure Magensaft kann wieder in die Mundhöhle zurückfließen (Reflux). Bemerkbar macht sich dies durch häufiges Sodbrennen. Die ausgedehntesten Zahnschäden haben Patienten mit EssBrech-Störungen – durch häufigen Kontakt der Zähne mit dem Mageninhalt.
Ausgedehnte Zahnschäden entstehen ebenfalls durch nächtliches Zähneknirschen. Die Ursachen dafür können genetisch bedingt sein, aber zudem durch Alkohol, Drogen, einige Medikamente, schlafbezogene Atmungsstörungen oder Reflux erworben sein. Wissenschaftler behaupten, dass ein Abrieb der Zähne von etwa einem Millimeter in 30 Jahren normal sei.
Auch zu intensives Putzen kann die Zähne beschädigen: Nach Zahnfleischund Knochenrückgang liegt die Zahnwurzel frei. An dieser Stelle schützt kein harter Zahnschmelz den Zahn, sondern hier liegen dann das weiche Wurzelzement und darunter das empfindliche Zahnbein frei. Es ist anfällig für mechanischen Abrieb – hoher Druck mit der Zahnbürste, sägende Bewegungen und zu abschleifende Zahnpasten können keilförmige Schäden unterhalb des Zahnschmelzrandes bewirken.
Jeder Schaden sollte ärztlich untersucht werden
Zähne können auch schon in der Entwicklung vor Durchbruch in die Mundhöhle zu Schaden kommen. Verantwortlich ist die Schmelzbildungsstörung MIH, die „Molaren Incisivi Hypomineralisation“, auch Kreidezähne genannt. Dabei wird der schützende Zahnschmelzmantel nur unzureichend ausgebildet. Ihren Ursprung hat die Erkrankung in den ersten vier Lebensjahren, manchmal sogar schon vor der Geburt.
Man kennt sie erst seit wenigen Jahren. Fast jedes dritte Kind ist betroffen, meist relativ geringgradig, doch manchmal kommt es zu ausgeprägten und schmerzhaften Zahnschäden. Die genaue Ursache ist noch unklar. Diskutiert werden Bestandteile von Kunststoffen (Bisphenol A) und auch Vitamin-D-Mangel. Eine Vorsorge ist bei MIH – anders als bei den anderen Zahnschäden – derzeit noch nicht möglich.
Die Anzahl der kariösen Defekte ist in Deutschland seit Jahren rückläufig. Alle anderen Zahnhartsubstanzschäden nehmen jedoch deutlich zu.