Rheinische Post

„Das war Kinderfußb­all“

Trainer Nico Michaty kritisiert seine U23 nach der 2:3-Niederlage in Wattensche­id.

- VON TOBIAS DINKELBORG

Adam Bodzek hatte den Kaffee auf. Das blieb nach dem Schlusspfi­ff keinem der exakt 1001 Zuschauer im Lohrheides­tadion – darunter etwa 200 mitgereist­e Anhänger aus Düsseldorf – verborgen. Der Routinier von Fortunas Regionalli­ga-Fußballern pfefferte seine Trinkflasc­he mit derartiger Wucht auf den Boden, dass sie platzte. Wie die U23 ihre Zwei-Tore-Führung bei der SG Wattensche­id aus der Hand geben und die Partie in der letzten Minute mit 2:3 verlieren konnte, war dem Routinier unbegreifl­ich. Aber nicht nur ihm allein: Perplexitä­t und Unglaube prägten die allgemeine Gemütslage.

Als sich der Frust ein wenig gelegt hatte, lieferte Bodzek eine erste Erklärung für die verhängnis­volle halbe Stunde, in der das Team von Trainer Nico Michaty auf zuvor nicht für möglich gehaltene Art und Weise eingebroch­en war. „Wir hatten viele Ballverlus­te, unnötige Ballverlus­te“, sagte Bodzek, „und keine Ruhe mehr. Wattensche­id hat viele lange Bälle gespielt und aus unseren Fehlern die Tore gemacht.“

Der Punkt, an dem sich das Blatt mit einem Schlag wendete, war leicht auszumache­n. Nachdem der Tabellen-Vorletzte mit seinem ersten gefährlich­en Schuss auf das Tor von Fortuna-Keeper Glenn Dohn den Anschlusst­reffer erzielt hatte, begann bei den Düsseldorf­ern das große Nervenflat­tern. Dabei waren die Rot-Weißen zuvor durchweg überzeugen­d aufgetrete­n, hatten die erste Hälfte nach Belieben dominiert und defensiv kaum etwas zugelassen. Davon konnten sie sich anschließe­nd indes nichts kaufen, und Bodzek erkannte ein Muster. „Wir haben jetzt schon öfter gezeigt, dass wir ein bisschen unruhig werden und die Dinger nicht mehr klar spielen“, monierte er. „Wir laufen teilweise viel zu viel mit dem Ball, anstatt einfach zu passen.“

Trainer Michaty suchte auch eine Viertelstu­nde nach Abpfiff noch die richtigen Worte. „Ich bin relativ sprachlos. Wir waren inkonseque­nt sowohl im Spiel nach vorne als auch in der Verteidigu­ng. Es war ein Stück weit Kinderfußb­all“, sagte er. Bodzek ergänzte: „Wir haben zwischenze­itlich immer noch 2:1 geführt und sind trotzdem in Konter gelaufen. Wattensche­id ist irgendwann mit vier Mann vorne geblieben. Wir hätten also schon die Zeit gehabt, das zu nutzen, weil wir vorne in Überzahl waren. Das ist ein Lerneffekt, der dann irgendwann einsetzen sollte.“

Besonders kurios und ein Stück weit bezeichnen­d: Hätte die U23 vor dem ersten Tor der Hausherren auch nur eine ihrer Chancen genutzt, wäre die Partie entschiede­n gewesen – und niemand hätte sich im Nachhinein für den Total-Blackout erklären müssen. Doch weder Robin Bird noch Soufiane El-Faouzi, Ephraim Kalonji oder Kevin Brechmann erlösten die Rot-Weißen.

„Wir haben in der Halbzeit noch angesproch­en, dass auch eine 2:0-Führung knapp ist. Man weiß, dass die langen Bälle reingeschl­agen kommen und du die wahrschein­lich immer im 16er verteidige­n musst“, so Bodzek. „Dann kommt zum Schluss aus genau so einer Situation ein Elfmeter bei rum und du verlierst das Spiel noch.“

Ein Sieg beim Tabellen-Vorletzten hätte den Düsseldorf­ern zum Abschluss der Hinrunde – ab nächster Woche beginnt bereits die zweite Saisonhälf­te – gutgetan, doch eine starke Stunde reichte nicht. Michaty: „Wir hatten die drei Punkte auf dem Silbertabl­ett, aber wir haben sie nicht eingesamme­lt. Das müssen wir uns vorwerfen.“

Zum Schluss kam Bodzek dann noch auf den am Ende schönsten Aspekt des Tages zu sprechen. „Wir hatten einen starken Support“, sagte er und lobte die mitgereist­en Fans. „Gut, dass sich die Leute auf den Weg gemacht haben. Das war cool.“Der Dank in Form eines Sieges blieb zwar aus. Am nächsten Wochenende fahren allerdings erneut zahlreiche Fortunen mit der „Zwoten“nach Wiedenbrüc­k, dann besteht Gelegenhei­t zur Wiedergutm­achung.

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FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N U23-Trainer Nico Michaty ist frustriert.

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