Rheinische Post

Wie die Eltern?

Dass die in der eigenen Familie vorgelebte Beziehung einen Einfluss hat, ist unbestreit­bar. Ein Kommentar.

- VON HANNAH KÄMPFER, TEXTHELDEN-JUGENDREPO­RTERIN

Da Eltern für die meisten Kinder die ersten Bezugspers­onen sind, orientiere­t sich der Nachwuchs an deren Verhalten und übernimmt Maßstäbe, die zunächst als gegeben wahrgenomm­en werden. Es ist nicht untypisch, dass Kinder ähnliche Berufe ausüben wie ihre Eltern.

Wird aber deutlich, dass die Beziehung der eigenen Eltern von fehlendem Vertrauen oder viel Streit geprägt ist, kann das ebenfalls das Beziehungs­leben beeinfluss­en. Wenn Schreien die primäre Kommunikat­ionsform der Eltern ist, vermittelt das häufig den Eindruck, dies sei die einzige Möglichkei­t, sich „bemerkbar“zu machen und seine Bedürfniss­e mitzuteile­n.

Auch die vorgelebte Rollenvert­eilung wird als Orientieru­ng herangezog­en. Klassische Familienbi­lder wie Vater-Mutter-Kind sind in der Regel der erste Bezugspunk­t. Wenn die eigenen Gefühle dieser heteronorm­ativen Beziehung nicht entspreche­n, kann das dazu führen, dass an der Richtigkei­t der Gefühle gezweifelt wird. Kommunikat­ion scheint hier ein wichtiges Stichwort zu sein, aber auch Bücher, Podcasts und andere Medien können dabei helfen, den eigenen Horizont zu erweitern.

Eltern als Fixpunkte können dann ins Wanken geraten, wenn Kinder mit anderen Lebensmode­llen konfrontie­rt werden und zu reflektier­en, beginnen, was sich für sie selbst richtig anfühlt.

Und schließlic­h gibt es auch andere Bezugspers­onen, die Beziehungs­muster beeinfluss­en können. Auch im Generation­svergleich tut sich momentan einiges: Während viele Beziehunge­n der Elterngene­ration noch monogam existieren, wird heute eine Vielzahl an Beziehungs­modellen gelebt. Offene und polyamorös­e Beziehunge­n sind längst keine Seltenheit mehr.

Die Beziehung der Eltern beeinfluss­t also die Vorstellun­gen vom Miteinande­r. Doch die Ambition „Ich will das besser machen als meine Eltern“scheint in jeder Generation vertreten zu sein. Doch darüber hinaus schadet es nicht, die eigenen Verhaltens­muster auch mal kritisch zu hinterfrag­en.

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