Saudi-Arabien entzaubert Messi
Argentinien verliert gegen den krassen Außenseiter mit 1:2. Die Titelmission des dreimaligen Weltmeisters droht bereits früh zu enden.
(dpa) Lionel Messi stemmte die Hände in die Hüften und ertrug das Abklatschen der freudetrunkenen Sensationssieger aus Saudi-Arabien mit Fassung. Mit versteinerter Miene verschwand der Superstar vom Ort der Auftakt-Blamage. Die 1:2 (1:0)-Pleite der argentinischen Mitfavoriten am Dienstag in Lusail zum WM-Auftakt in Katar war nicht weniger als eine Demütigung für den 35-jährigen Superstar, der bei seiner letzten WM erstmal nicht an einen krönenden Titelabschluss zu denken braucht.
„Wir haben verloren, das lag an unseren eigenen Fehlern. Wir hätten in der ersten Halbzeit mehr als ein Tor machen müssen“, sagte Argentiniens Lautaro Martínez. „Wir werden versuchen, die Fehler nächstes Mal abzustellen.“Die Mannschaft sei trotz der Blamage weiterhin „hochmotiviert“, sagte der 25-Jährige. „Wir wollen weiterkommen und müssen schauen, was uns für Fehler passiert sind.“
Im nächsten Gruppenspiel am kommenden Samstag gegen Mexiko steht Argentinien damit gehörig unter Druck, um nach dem schmachvollen Achtelfinal-Aus in Russland vor vier Jahren diesmal nicht schon nach der Gruppenphase abreisen zu müssen. Zum Abschluss der Vorrunde geht es noch gegen Polen um Stürmerstar Robert Lewandowski.
In Lusail schien schon alles bereitet für die Messi-Gala. Gleich der erste Angriff des haushohen Favoriten landete beim bis dahin noch 91-maligen Auswahltorschützen. Aus rund zwölf Metern versuchte er den Ball mit seinem linken Fuß ins lange Eck zu schlenzen. Doch Saudi-Keeper Mohammed Al-Owais tauchte ab und klärte – es war der Auftakt für den vermutlich denkwürdigsten Tag in der Karriere des
31-Jährigen vom Al-Hilal SFC.
Allerdings folgte in der achten Minute zunächst ein Dämpfer. Schiedsrichter Slavko Vincic eilte an die Linie: Videobeweis. Nach einem Messi-Eckball wurde Leandro Paredes im Strafraum umgerissen. Elfmeter. Messi trat an. Ein paar Schritte Anlauf, den zuvor noch großartige parierenden Keeper verladen, schob er den Ball ins Tor. Es war Messis siebter WM-Treffer im 20. Spiel, die Erleichterung war spürbar.
Und er machte weiter. 22. Minute: Der Ball war wieder im Netz. Diesmal aber aberkannt vom Videoreferee. Ebenso das Tor von Lautaro
Martínez nur ein paar Minuten später und bei seinem zweiten Versuch in der 35. Minute nach Traumpass von Messi. Ein 0:4 nach einer guten halben Stunde hätte wohl auch den leidenschaftlichen Kampfgeist der Saudis unter dem französischen Trainer Hervé Renard gebrochen. 0:1 hieß aber noch nichts, auch wenn Kapitän Salman Al-Faradsch verletzt vor der Pause vom Platz musste.
Und nur drei Minuten nach dem Seitenwechsel bekamen die Argentinier den schweren Nackenschlag: Der erste Torschuss der Saudis saß. Wie schon so oft offenbarte die Abwehr wieder Lücken. Mit einem starken Schuss ins lange Eck verwandelte Al-Shehri das Stadion in Lusail in einen arabischen Dezibeltempel. Und es wurde noch schlimmer für die Albiceleste, als Al-Dausari mit einem Traumtor die Führung für Saudi-Arabien erzielte.
Messi stand fassungslos in der Nähe der Mittellinie, ehe er schnell den Ball forderte. Doch Argentinien wirkte fast ratlos gegen diese entfesselten Araber. Die vielen Chancen in der Schlussphase konnte der Favorit nicht nutzen. Vor allem auch, weil Saudi-Arabien verbissen bis zur letzten Sekunde kämpfte.