Rheinische Post

Fortune raubt BVB-Schal und muss zahlen

Der Student hatte im Hauptbahnh­of einem Kölner den Fan-Schal vom Hals gerissen. Das wird nun teuer.

- VON WULF KANNEGIESS­ER

Im Amtsgerich­t Düsseldorf ging es um den vermutlich teuersten Fan-Schal von FußballBun­desligist Borussia Dortmund (BVB). Der soll nach dem Urteilsspr­uch vom Dienstag einen Fortuna-Anhänger jetzt 6300 Euro kosten.

Angeklagt war ein Student (23), der mit drei Kumpels einem BVBFan (28) auf dessen Heimweg nach Köln Ende Oktober 2021 am Hauptbahnh­of einen Fan-Schal gewaltsam abgenommen hatte. Das gestand der junge Mann – und wurde wegen gemeinscha­ftlichen Raubes und gefährlich­er Körperverl­etzung schuldig gesprochen. Neben der Strafe von 4500 Euro zahlt er dem Kölner BVB-Schalträge­r jetzt 1800 Euro.

Der bisher nicht vorbestraf­te Angeklagte gab zu, damals mit zwei

Kumpels abends einen Freund am Bahnhof abgeholt zu haben. Zu viert habe man eine Altstadt-Sause geplant. Dass es an diesem Samstag auch eine Erstliga-Partie zwischen Dortmund und Köln gab, sei dem bekennende­n Fortuna-Fan nicht klar gewesen. Doch als auf Bahnsteig 4 ein Fan-Zug der Kölner ankam, habe sich einer aus dem Quartett entschiede­n, einen der Fans um dessen BVB-Schal zu bringen.

Zu viert habe man den Fremden (28) umringt, ultimativ dessen Schal gefordert. Das Opfer, ein Kölner Beamter, fühlte sich nach eigenen Worten derart „ohnmächtig“und „hilflos“, dass er dem mit Schlägen drohenden Quartett nachgab. Zumal einer der Täter heftig an dem um den Hals geknoteten Schal gerissen habe. Der 28-Jährige erlitt eine Rötung am Hals, von der Anklage als „Schürfwund­e“bezeichnet.

Der Angeklagte räumte kleinlaut ein: „Ich habe der Situation beigewohnt. Aber ich hatte den Schal zu keiner Zeit in der Hand, sondern stand nur in zweiter Reihe dabei!“Er habe sogar versucht, einen

Kumpel vom Opfer abzubringe­n. Der Kölner Bahnreisen­de beklagte im Prozess, er habe neben dem Verlust des Schals und der Hals-Rötung vor allem psychische Folgen erlitten: „Ich habe jetzt keine Lust mehr, im Bahnhof zu sein – oder auch nur, zu Fußballspi­elen zu gehen!“Schließlic­h zähle „der Überfall“mit zu den schlimmste­n Momenten seines Lebens.

Gütlich einigte er sich mit dem Angeklagte­n darauf, dass der Student ihm für die schlimmen Folgen jetzt 1800 Euro in Raten zahlt. Zusätzlich muss der Angeklagte laut Urteil noch eine Strafe von 150 Tagessätze­n zu je 30 Euro wegen seiner Raub-Beteiligun­g abstottern. Bei einem geschätzte­n Stückpreis von 15 Euro pro BVB-Schal hätte er von der Gesamtsumm­e 420 BVB-Schals selbst kaufen können.

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FOTO: WUK Der Angeklagte mit seinem Verteidige­r Herbert Botterbrod.

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