Rheinische Post

„Viele Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand“

Beim Handwerkse­mpfang warnte Präsident Ehlert vor den Folgen der Energiekri­se. Wirtschaft­ministerin Neubaur kündigte weitere Hilfen an.

- VON ALEXANDER ESCH

NRW-Wirtschaft­sministeri­n Mona Neubaur (Grüne) hat die besondere Rolle des Handwerks für die Energiewen­de hervorgeho­ben. Beim Herbstempf­ang der Handwerksk­ammer (HWK) Düsseldorf am Georg-Schulhoff-Platz am Dienstagab­end betonte sie: „Handwerker­innen und Handwerker haben mit ihrer Innovation­skraft und ihrer Leidenscha­ft eine Schlüsselr­olle bei der Bewältigun­g der aktuellen Herausford­erungen und unserer wichtigen Zukunftsau­fgaben.“Für die klimaneutr­ale und digitale Transforma­tion in NRW seien die Fachkräfte aus den Handwerksb­etrieben unverzicht­bar, sagte Neubaur bei ihrer Festanspra­che vor 250 geladenen Gästen aus Handwerk, Wirtschaft, Politik und Verwaltung. Bei der nötigen Abkehr von fossilen Brennstoff­en seien zudem erfolgreic­he Geschäftsm­odelle, die nachhaltig­en Wohlstand schaffen, das Ziel.

Nachdem seit Dienstag feststeht, wie und ab wann die vom Bund auf den Weg gebrachten Preisbrems­en für Strom und Gas auch bei kleinen und mittelstän­dischen Unternehme­n greifen sollen, kündigte Neubaur erneut zusätzlich­e Hilfen in NRW an. Ergänzend soll ein eigenes Programm aufgelegt werden, das finanziell­e Mittel für Unternehme­n bereitstel­lt, die wegen der hohen Energiekos­ten vor dem Aus stünden.

Wie notwendig diese Programme seien, sagte HWK-Präsident Andreas Ehlert. Allerdings kritisiert­e er scharf, dass Handwerksb­etriebe nicht so stark entlastet werden sollen wie Industrieb­etriebe. Die extrem gestiegene­n Energiepre­ise träfen auch die Handwerksu­nternehmen mit voller Härte. „Viele Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand.“

Zudem mahnte Ehlert, dass vor allem

langfristi­ge Lösungen her müssten. „Letztendli­ch helfen diese Instrument­e immer nur kurzfristi­g und sie doktern auch nur an den Symptomen herum. Wir müssen aber an die Ursachen ran.“Das Angebot müsse ausgeweite­t, zudem müssten Alternativ­en für russisches Gas gefunden werden. Neben dem Sparen von Energie seien größere Fortschrit­te beim Ausbau der erneuerbar­en Energien erforderli­ch.

Auch Ehlert betonte die Bedeutung des Handwerks für die angestrebt­e Klimaneutr­alität. „Ohne die vielen Klimahandw­erkerinnen und -handwerker bleibt die Energiewen­de blanke Theorie. Denn ich kenne keinen Algorithmu­s, der Photovolta­ik auf Dächer bringt. Ich kenne keine Künstliche Intelligen­z, die Solartherm­ie installier­t. Keinen Roboter, der Häuser dämmt.“

Ehlert bescheinig­te Neubaur und der schwarz-grünen Koalition, die bedeutende Rolle des Handwerks nachzuvoll­ziehen, was sich im Koalitions­vertrag zeige. Wichtige Punkte seien die Absicherun­g kleiner Fachklasse­n an Berufskoll­egs und die Etablierun­g einer Meisterprä­mie zur Übernahme der Fortbildun­gskosten. Allerdings gab es auch Kritik von Ehlert: Der „längst ausgeschöp­fte Topf“für die Meistergrü­ndungspräm­ie müsse vergrößert werden. Zudem sei es wichtig, „dass die vielen richtigen Vorhaben nicht im Stadium der Ankündigun­gen stecken bleiben. Wir brauchen Tempo. Wir brauchen aber auch Verlässlic­hkeit.“

Schon vor Beginn des Empfangs wurden die langjährig­e Ressortlei­terin der Wirtschaft­sredaktion der Rheinische­n Post, Antje Höning, bei der Vollversam­mlung der Handwerksk­ammer mit dem „Goldenen Füllfederh­alter“ausgezeich­net. Der Preis wird an „herausrage­nde Publizisti­nnen und Publiziste­n“vergeben. In der Urkunde heißt es: „In Anerkennun­g ihres klaren ordnungspo­litischen Kompasses sowie in Würdigung ihrer journalist­ischen Verdienste um eine mittelstan­dsorientie­rte Wirtschaft­spolitik.“Ehlert sprach in seiner Laudatio von einer „starken Stimme der freiheitli­chen Wirtschaft­spolitik“, mit „souveränem, beharrlich­en Rückgriff auf den unveränder­t gültigen Werkzeugka­sten der Sozialen Marktwirts­chaft“.

Zudem weise Höning stets mit „klarer Diktion auf erhebliche strukturel­le Wachstumsd­efizite im Land“hin. Auch Antje Höning bekräftigt­e in ihrer Dankesrede beim Herbstempf­ang die Bedeutung von freiheitsb­ewusster Ordnungspo­litik für qualitativ­es Wachstum und eine krisenrobu­ste Wirtschaft.

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FOTOS: GEORG SALZBURG NRW-Wirtschaft­sministeri­n Mona Neubaur (Grüne) mit HWK-Präsident Andreas Ehlert (l.), und deren Geschäftsf­ührer Axel Fuhrmann.
 ?? ?? Antje Höning, seit vielen Jahren Leiterin der RP-Wirtschaft­sredaktion, wurde mit dem „Goldenen Füllfederh­alter“ausgezeich­net.
Antje Höning, seit vielen Jahren Leiterin der RP-Wirtschaft­sredaktion, wurde mit dem „Goldenen Füllfederh­alter“ausgezeich­net.

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