„Viele Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand“
Beim Handwerksempfang warnte Präsident Ehlert vor den Folgen der Energiekrise. Wirtschaftministerin Neubaur kündigte weitere Hilfen an.
NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) hat die besondere Rolle des Handwerks für die Energiewende hervorgehoben. Beim Herbstempfang der Handwerkskammer (HWK) Düsseldorf am Georg-Schulhoff-Platz am Dienstagabend betonte sie: „Handwerkerinnen und Handwerker haben mit ihrer Innovationskraft und ihrer Leidenschaft eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen und unserer wichtigen Zukunftsaufgaben.“Für die klimaneutrale und digitale Transformation in NRW seien die Fachkräfte aus den Handwerksbetrieben unverzichtbar, sagte Neubaur bei ihrer Festansprache vor 250 geladenen Gästen aus Handwerk, Wirtschaft, Politik und Verwaltung. Bei der nötigen Abkehr von fossilen Brennstoffen seien zudem erfolgreiche Geschäftsmodelle, die nachhaltigen Wohlstand schaffen, das Ziel.
Nachdem seit Dienstag feststeht, wie und ab wann die vom Bund auf den Weg gebrachten Preisbremsen für Strom und Gas auch bei kleinen und mittelständischen Unternehmen greifen sollen, kündigte Neubaur erneut zusätzliche Hilfen in NRW an. Ergänzend soll ein eigenes Programm aufgelegt werden, das finanzielle Mittel für Unternehmen bereitstellt, die wegen der hohen Energiekosten vor dem Aus stünden.
Wie notwendig diese Programme seien, sagte HWK-Präsident Andreas Ehlert. Allerdings kritisierte er scharf, dass Handwerksbetriebe nicht so stark entlastet werden sollen wie Industriebetriebe. Die extrem gestiegenen Energiepreise träfen auch die Handwerksunternehmen mit voller Härte. „Viele Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand.“
Zudem mahnte Ehlert, dass vor allem
langfristige Lösungen her müssten. „Letztendlich helfen diese Instrumente immer nur kurzfristig und sie doktern auch nur an den Symptomen herum. Wir müssen aber an die Ursachen ran.“Das Angebot müsse ausgeweitet, zudem müssten Alternativen für russisches Gas gefunden werden. Neben dem Sparen von Energie seien größere Fortschritte beim Ausbau der erneuerbaren Energien erforderlich.
Auch Ehlert betonte die Bedeutung des Handwerks für die angestrebte Klimaneutralität. „Ohne die vielen Klimahandwerkerinnen und -handwerker bleibt die Energiewende blanke Theorie. Denn ich kenne keinen Algorithmus, der Photovoltaik auf Dächer bringt. Ich kenne keine Künstliche Intelligenz, die Solarthermie installiert. Keinen Roboter, der Häuser dämmt.“
Ehlert bescheinigte Neubaur und der schwarz-grünen Koalition, die bedeutende Rolle des Handwerks nachzuvollziehen, was sich im Koalitionsvertrag zeige. Wichtige Punkte seien die Absicherung kleiner Fachklassen an Berufskollegs und die Etablierung einer Meisterprämie zur Übernahme der Fortbildungskosten. Allerdings gab es auch Kritik von Ehlert: Der „längst ausgeschöpfte Topf“für die Meistergründungsprämie müsse vergrößert werden. Zudem sei es wichtig, „dass die vielen richtigen Vorhaben nicht im Stadium der Ankündigungen stecken bleiben. Wir brauchen Tempo. Wir brauchen aber auch Verlässlichkeit.“
Schon vor Beginn des Empfangs wurden die langjährige Ressortleiterin der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post, Antje Höning, bei der Vollversammlung der Handwerkskammer mit dem „Goldenen Füllfederhalter“ausgezeichnet. Der Preis wird an „herausragende Publizistinnen und Publizisten“vergeben. In der Urkunde heißt es: „In Anerkennung ihres klaren ordnungspolitischen Kompasses sowie in Würdigung ihrer journalistischen Verdienste um eine mittelstandsorientierte Wirtschaftspolitik.“Ehlert sprach in seiner Laudatio von einer „starken Stimme der freiheitlichen Wirtschaftspolitik“, mit „souveränem, beharrlichen Rückgriff auf den unverändert gültigen Werkzeugkasten der Sozialen Marktwirtschaft“.
Zudem weise Höning stets mit „klarer Diktion auf erhebliche strukturelle Wachstumsdefizite im Land“hin. Auch Antje Höning bekräftigte in ihrer Dankesrede beim Herbstempfang die Bedeutung von freiheitsbewusster Ordnungspolitik für qualitatives Wachstum und eine krisenrobuste Wirtschaft.