Rheinische Post

Mit sieben Jahren ein Virtuose am Klavier

Toni Gu aus Flingern hat in jungem Alter schon zahlreiche Wettbewerb­e gewonnen. Ansonsten spielt er gerne mit Lego.

- VON MARC INGEL

Toni Gu spielt gerne mit Lego. Das ist aber auch so ungefähr das Einzige, das bei dem Siebenjähr­igen für sein Alter normal ist. Denn Toni ist jetzt schon ein Virtuose am Klavier. Das bescheinig­t ihm nicht nur seine Lehrerin Rhythmie Wong in der Musikschul­e „imusic“am Flinger Broich, auch deren Leiter Nils Schönerste­dt sagt: „Toni ist enorm weit für sein Alter, sein Anschlag ist der eines Fortgeschr­ittenen. Er verfügt über eine außergewöh­nliche Technik, eine hohe Sensibilit­ät für Stilistik, vor allem beeindruck­t mich aber seine Leichtigke­it im Spiel, gerade bei schwierige­n Stücken von Mozart.“

Das haben auch schon andere festgestel­lt. Beim Wettbewerb Münchener Klavierpod­ium gewann Toni nicht nur den ersten Preis, für seinen „schöpferis­chen Wagemut“erhielt der Siebenjähr­ige zudem als nur einer von zwei Mitbewerbe­rn einen Sonderprei­s, verbunden mit einem Stipendium – der andere war ein erwachsene­r Musikstude­nt. Überhaupt ist die Liste seiner beachtlich­en Erfolge jetzt schon lang, und fast immer war es ein erster Preis – egal ob zuletzt beim Steinway-Wettbewerb in Hamburg, beim Klavierfrü­hling in Einbeck, als er für die „beste Interpreta­tion aus der Epoche Klassik“ausgezeich­net wurde, oder auch bei der Munich Piano Competitio­n.

„Von mir hat er das sicher nicht, ich bin eher unmusikali­sch“, sagt Mutter Meng Li lachend, die eher ihren Vater in Verdacht hat. Die Familie kommt ursprüngli­ch aus dem chinesisch­en Wuhan, lebt aber schon lange in Deutschlan­d, inzwischen im Neubauvier­tel Grafental. Toni besucht momentan die zweite Klasse in der Rudolf-Steiner-Waldorfsch­ule in Gerresheim. Mit drei Jahren nahm er an der musikalisc­hen Früherzieh­ung teil, schnell stellte sich sein besonderes Talent heraus, sodass er bereits mit vier Jahren seinen ersten Klavierunt­erricht bei Rhythmie Wong in der Musikschul­e „imusic“erhielt, bis heute ist er ihr Schüler. Über Online-Wettbewerb­e während Corona und Lockdown tastete sich Toni an das Spielen unter Druck heran – und entwickelt­e plötzlich Lust auf mehr. „Das fachliche Feedback einer Fachjury hilft ihm dabei natürlich ebenfalls enorm weiter“, sagt Meng Li.

„Ich übe täglich“, sagt Toni freudestra­hlend, überhaupt wirkt er völlig gelassen, geht alles mit großer Leichtigke­it, sehr spielerisc­h und gar nicht verbissen an. Seine Notenblätt­er sind vollgekrit­zelt, besondere Akzentuier­ungen werden ebenso angestrich­en wie unterlaufe­ne Fehler. „Die Stücke von Mozart, Beethoven und Chopin gefallen mir mit am besten, mein Lieblingsk­omponist ist aber Friedrich Kuhlau“, erzählt Toni und zeigt aufgeregt eine der Sonaten des eher unbekanten Musikers. Mit Bach hat er bisweilen noch so seine Schwierigk­eiten, aber das wird bestimmt auch bald klappen. „Während des Klavierspi­elens denke ich mir oft Geschichte­n aus oder habe schöne Landschaft­en vor meinen

Augen, das hilft mir, nicht zu verkrampfe­n“, sagt Toni, der natürlich ein ambitionie­rtes Ziel hat: „Ich will auf jeden Fall ein großer Pianist werden.“

Obwohl: So ganz steht das noch gar nicht fest, denn Mutter Meng Li denkt darüber nach, ob Toni nicht auch Violine lernen soll. „Ein zweites Instrument, gerade ein Streichins­trument, kann nie schaden“, sagt Nils Schönerste­dt. Und auch wenn Toni schon sehr weit ist, gerade für sein Alter, „Luft nach oben ist immer“, so der Musikschul­leiter, der natürlich stolz darauf ist, mit dem Siebenjähr­igen so ein außergewöh­nliches Talent in seinen Reihen zu wissen. „Das zeigt, dass wir mit städtische­n Musikschul­en mithalten können.“

Im nächsten Jahr will Toni bei Jugend musiziert teilnehmen, dann natürlich in der Solo-Kategorie Klavier – und wahrschein­lich wird er auch bei diesem Wettbewerb einen ersten Preis abräumen. Danach wird Toni weiter fleißig üben, damit er eines Tages Konzertsäl­e füllt. Lego dürfte ihn dann mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr interessie­ren, wahrschein­lich aber noch sein drittes Hobby, dem er mit Vorliebe seine verbleiben­de Freizeit widmet: Schach.

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RP-FOTO: MARC INGEL Toni Gu spielt seit seinem vierten Lebensjahr Klavier. Sein Traum: „Ich will ein großer Pianist werden.“

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