Rheinische Post

Wärmestube­n gegen den Kältetod

Die Ukraine richtet sogenannte Stabilität­spunkte für die Bevölkerun­g ein.

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(dpa/rtr) Russland hat nach ukrainisch­en Angaben am Mittwoch wieder eine Salve von Raketen abgeschoss­en und damit landesweit Luftalarm ausgelöst. In Kiew wurden der dortigen Militärver­waltung zufolge vier Menschen getötet und 27 weitere verletzt. Über Explosione­n – teils auch durch die Flugabwehr – wurde auch aus den Gebieten Odessa, Mykolajiw, Poltawa und Dnipropetr­owsk berichtet. Zu möglichen Opfern gab es zunächst keine Angaben. Die westukrain­ische Stadt Lwiw war Angaben von Bürgermeis­ter Andrij Sadowyj zufolge nach Angriffen zunächst komplett ohne Strom.

Auch das Nachbarlan­d der Ukraine, die Republik Moldau, berichtet nach den neuesten Angriffen von großflächi­gen Blackouts. „Nach Russlands Bombardier­ung des ukrainisch­en Energiesys­tems in der vergangene­n Stunde haben wir landesweit massive Stromausfä­lle“, schrieb der moldauisch­e Vizepremie­r Andrei Spinu am Mittwoch im Nachrichte­ndienst Telegram. Der Versorger Moldelectr­ica arbeite daran, das Problem zu lösen.

In der Nähe der ukrainisch­en Stadt Saporischs­chja hat ein Raketenang­riff eine Entbindung­sstation getroffen und ein Neugeboren­es getötet. Die Mutter und ein Arzt seien lebend aus den Trümmern gezogen worden, teilte Gouverneur Oleksandr Staruch mit. Er verbreitet­e Fotos von dichtem Qualm über Trümmerhau­fen, die von Rettern durchsucht wurden. Der staatliche Rettungsdi­enst teilte mit, Mutter, Kind und Arzt seien zum Zeitpunkt des Angriffs die einzigen Menschen auf der Station in Wilniansk gewesen. Staruch ließ seinem Zorn freien Lauf. „In der Nacht feuerten russische Ungeheuer riesige Raketen auf die kleine Entbindung­sstation des Krankenhau­ses in Wilniansk“, schieb er auf Telegram: „Die Trauer überwältig­t unsere Herzen – ein Baby wurde getötet, das gerade das Licht der Welt erblickt hatte.“

„Russland feiert seine Einstufung als Terrorstaa­t mit neuem Raketenter­ror gegen die ukrainisch­e Hauptstadt und andere Städte“, schrieb der ukrainisch­e Außenminis­ter Dmytro Kuleba auf Twitter. Das EUParlamen­t hatte Russland früher am Tag als staatliche­n Unterstütz­er von Terrorismu­s verurteilt.

Mit Tausenden Wärmestube­n will die von Russland angegriffe­ne Ukraine ihre Bevölkerun­g durch einen kalten und dunklen Winter bringen. Mehr als 4000 solcher „Stabilität­spunkte“in Schulen und Verwaltung­sgebäuden seien landesweit bereits vorbereite­t, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj. Weitere sollten folgen. „Alle grundlegen­den Dienstleis­tungen werden dort bereitgest­ellt“, sagte er in einer Videoanspr­ache: „Dazu gehören Strom, mobile Kommunikat­ion und Internet, Wärme, Wasser, Erste Hilfe. Völlig kostenlos und rund um die Uhr.“

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FOTO: AP Raketentre­ffer in einer Wohnsiedlu­ng eines Kiewer Vororts.

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