Ein Toter und Verletzte bei Anschlägen in Jerusalem
Das zerbrochene Glas, die Explosionen und die zersplitterte Fensterscheibe eines israelischen Busses – Bilder, die am Mittwochmorgen in Jerusalem zu sehen waren, haben bei vielen Israelis Erinnerungen an die zweite Intifada Anfang der 2000er-Jahre hervorgerufen. An zwei Bushaltestellen an Eingängen nach Jerusalem sind am Mittwoch in der morgendlichen Rushhour Bomben detoniert.
Terroranschläge hat es in Israel auch in den letzten Jahren gegeben, nicht nur im Westjordanland, auch innerhalb von Israel. Doch in der Regel waren es Angriffe von Einzeltäterinnen und Einzeltätern, meistens mit Messern, manchmal auch mit Pistolen. Die Anschläge vom Mittwochmorgen zeigen eine andere Qualität: Die Polizei vermutet, dass die beiden Explosionen durch ferngesteuerte Sprengsätze verursacht wurden, die in Taschen an den Bushaltestellen abgestellt wurden. Dabei wurde ein 16-jähriger Israeli so schwer verletzt, dass er im Krankenhaus starb. Mindestens 22 Menschen wurden verletzt, davon ein weiterer schwer.
Die Polizei ist überzeugt davon, dass die zwei Anschläge sorgfältig geplant waren und von einer organisierten Zelle durchgeführt worden sind. Bekannt hat sich bisher niemand zu den Anschlägen; die militanten Organisationen Islamischer Dschihad und Hamas bejubelten sie.
Die große Frage, die sich viele Israelis nun stellen, ist, ob dies der Anfang einer neuen Welle von Anschlägen auch innerhalb von Israel ist. Wie sich die Situation weiter entwickelt, hängt auch an der Stoßrichtung der noch zu bildenden, neuen israelischen Regierung. Itamar Ben Gvir, Anführer der rechtsextremen Partei Jüdische Stärke, der voraussichtlich den Posten des Ministers für Innere Sicherheit erhalten wird, ist daran interessiert, den Status quo auf dem Tempelberg zu verändern und ihn künftig für jüdische Gläubige auch für Gebete zugänglich zu machen.
In der aufgeheizten Atmosphäre könnte dies schwerwiegende Folgen haben. Auch ein Zusammenbruch der bröckelnden Palästinensischen Autonomiebehörde könnte, so der ehemalige Berater der Einheit Cogat im Verteidigungsministerium Michael Milshtein, die Sicherheitslage dramatisch verschlechtern.