Rheinische Post

Viele Sponsoren halten dem DFB die Stange

Der Ausstieg des Kölner Handelskon­zerns Rewe aus dem Kooperatio­nsvertrag findet noch keine Nachahmer.

- VON GEORG WINTERS

Es war die erwartbare und vom Unternehme­n wohl auch einkalkuli­erte Reaktion: Rewes vorzeitige­r Ausstieg aus der Kooperatio­n mit dem Deutschen FußballBun­d hat zumindest in Teilen der sozialen Netzwerke eine Beifallswe­lle ausgelöst. „Endlich mal ein großer Hersteller, der was auf sich hält. Weiter so“und „Fantastisc­hes Zeichen zur richtigen Zeit“, hieß es beispielsw­eise auf Instagram, wo auch Bundesligi­st 1. FC Köln seine Solidaritä­t mit seinem Hauptspons­or Rewe bekundete. „Tipptopp“, „konsequent­e Entscheidu­ng“und „Richtig, die Sprache des Geldes“war unter anderem bei Twitter zu lesen. Auch die Tatsache, dass der Vertrag zwischen dem Kölner Handelskon­zern und dem deutschen Fußballver­band Ende Dezember ohnehin ausgelaufe­n wäre, ändert nichts an dem weitgehend positiven Urteil.

„Respekt, Rewe“, „Zack, ein Werbepartn­er weniger. Die einzige Sprache, die DFB und Fifa verstehen. Mögen hoffentlic­h noch viele Folgen“, steht auch bei Twitter, aber das wird vermutlich ein frommer

Wunsch bleiben. Denn außer dem Kölner Handelskon­zern mag sich derzeit niemand distanzier­en, zumindest nicht so weit, dass es spürbare Folgen für die eine oder andere Seite hätte. Weder von der Fifa noch vom DFB, zu dessen regelmäßig­en Kooperatio­nspartnern beispielsw­eise der Düsseldorf­er Versicheru­ngskonzern Ergo gehört. Der erklärte auf Anfrage: „Wir haben die Entscheidu­ng des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der anderen europäisch­en Fußballver­bände, auf das Tragen der ‚One-Love-Binde‘ zu verzichten, zur Kenntnis genommen. Wir bedauern, dass die Binde nicht getragen wird, unterstütz­en die verschiede­nen Initiative­n des DFB mit Blick auf Menschenre­chte, Diversität und Chancengle­ichheit und stehen in engem Austausch mit dem Verband.“Die Zusammenar­beit mit dem nationalen Verband steht da nicht zur Dispositio­n.

Und die anderen? „Wir werden die Partnersch­aft nicht beenden. Wir stehen in engem Austausch mit unserem jahrzehnte­langen Partner DFB und setzen auf den gemeinsame­n Dialog“(Adidas), „wir halten nichts von überstürzt­en Entschlüss­en

und müssen zunächst die Hintergrün­de der Entscheidu­ng des DFB verstehen“(Deutsche Telekom), „grundsätzl­ich harmonisch­e Zusammenar­beit (van Laack, Bekleidung­sherstelle­r). Letzterer verwies gleichzeit­ig auf die rechtliche­n Begleitums­tände. Aus juristisch­en Gründen erscheine eine „hektische Kündigung kaum möglich“.

VW sieht ebenfalls keinen Anlass, die Kooperatio­n zu beenden.

Es habe beim DFB in den vergangene­n Monaten viele gute Entwicklun­gen gegeben, man wolle auch künftig mit dem Verband „gemeinsam an positiven Veränderun­gen im Fußball insgesamt arbeiten“, teilte der Autobauer mit. Mit Blick auf den Weltfußbal­lverband wurde das Unternehme­n, das immerhin Katar als Großaktion­är an Bord hat, fast schon überrasche­nd deutlich: Dass die Fifa das Tragen der „One-Love“Kapitänsbi­nde unter Strafe stellen wollte, sei „nicht akzeptabel“. Man hätte es begrüßt, wenn die europäisch­en Verbände ein solches Zeichen für Vielfalt bei diesem Turnier gesetzt hätten. Wie man es dreht und wendet: Das ist auch ein Statement gegen die Politik in Katar.

Bei Rewe ist der Schaden durch das Kooperatio­nsende sechs Wochen vor dem Ablauf des Vertrages überschaub­ar. Dem Unternehme­n gehen nach dessen Angaben Einnahmen in siebenstel­liger Millionenh­öhe verloren, was aber bei einem Konzern mit weit mehr als 70 Milliarden Euro Umsatz nur unwesentli­ch ins Gewicht fällt. Und zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass der Aufwand, den Rewe für diese WM getrieben hat, deutlich geringer war als vor den vorangenga­genen Weltturnie­ren. Das Sammelalbu­m mit 35 Spielerkar­ten war alles, und das hatte nicht mal einen echten Katar-Bezug. Insofern war die Kooperatio­n mit Blick auf die Endrunde in Vorderasie­n ohnehin schon eingeschrä­nkt. Was allerdings nichts daran ändert, dass Rewe mit seinem Schritt ein wichtiges Signal ausgesandt haben könnte.

 ?? FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA ?? Der Handelsrie­se Rewe hatte zur WM wieder ein DFB-Sammelalbu­m für seine Kunden aufgelegt und angeboten.
FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA Der Handelsrie­se Rewe hatte zur WM wieder ein DFB-Sammelalbu­m für seine Kunden aufgelegt und angeboten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany