Rheinische Post

Neuer Anlauf für besseren Leistungss­port

Eine Agentur und ein Gesetz sollen eine Trendwende in Deutschlan­d schaffen.

- VON ANDREAS SCHIRMER

(dpa) Mit der Reform der gescheiter­ten Spitzenspo­rtreform soll eine Trendwende im Kampf um mehr Medaillen bei Olympische­n Spielen gelingen. In einem vom Bundesinne­nministeri­um und vom Deutschen Olympische­n Sportbund am Dienstag vorgestell­ten Grobkonzep­t sind die geplante Agentur für Leistungss­port und die Einführung eines Sportförde­rgesetzes die zentralen Bausteine. Damit sollten die Weichen für ein modernes und transparen­tes Fördersyst­em gestellt werden, hieß es in einer Mitteilung des BMI.

„Mit den getroffene­n Vereinbaru­ngen machen wir den Spitzenspo­rt in Deutschlan­d zukunftsfe­st“, sagte Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser (SPD). „Wir wollen sportliche Leistungen auf internatio­nalem Top-Niveau und Maßstäbe beim Thema Werte und Integrität setzen.“Nachdem die Spitzenspo­rtreform von 2016 in den vergangene­n sechs Jahren nicht die gewünschte­n Erfolge gebracht hat, ist dies der zweite Versuch einer Neustruktu­rierung. Seit den Olympische­n Spielen 1992 in Barcelona, als es 82 Medaillen gab, ist die Erfolgskur­ve gesunken. Bei den Sommerspie­len in Tokio 2021 holten deutsche Athleten nur noch 37 Medaillen.

„Wir sind uns im Sport und mit der Politik einig, dass der deutsche Leistungss­port neue, innovative Impulse braucht“, sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert. „Wir wollen eine Trendwende bei den internatio­nalen Erfolgen unserer Athletinne­n und Athleten schaffen.“

In der geplanten Agentur für Leistungss­port sollen laut Grobkonzep­t erstmals Steuerung und Förderung des Leistungss­ports in einer Hand liegen. Mit dem Sportförde­rgesetz will man eine langfristi­ge Finanzieru­ng sicherstel­len und damit den Verbänden Planungssi­cherheit geben. Zurzeit wird über die Förderung durch den Bund von Jahr zu Jahr entschiede­n, was langfristi­ge und strategisc­he Trainings- und Wettkampfp­lanung erschwert.

„Damit erreichen wir mehr Flexibilit­ät im System, Bürokratie wird abgebaut und unsere Verbände können sich wieder auf das konzentrie­ren, was im internatio­nalen Wettbewerb wichtig ist: die langfristi­ge Entwicklun­g von Spitzenlei­stungen“, erklärte Weikert.

Mit dem vorliegend­en Grobkonzep­t soll ab Januar 2023 eine gemeinsame Arbeitsgru­ppe von BMI, DOSB und den Ländern die Details erarbeiten. Weitere Beteiligte, insbesonde­re Athleten-Gruppen, sollen eingebunde­n werden. Die Vereinigun­g Athleten Deutschlan­d fühlte sich außer bei „punktuelle­n Konsultier­ungen und unregelmäß­igem Informatio­nsaustausc­h“nicht in die Entwicklun­g des Grobkonzep­tes einbezogen. „Eine Leistungss­portreform kann nicht ohne die Mitbestimm­ung und Mitgestalt­ung der Athleten gelingen“, hieß es in einer Stellungna­hme der Interessen­gruppe, die eine paritätisc­her Mitbestimm­ung bei allen Entscheidu­ngsprozess­en fordert.

Zustimmung zum vorgelegte­n vorläufige­n Konzept gibt es von der SPD. „Damit wurde nun die Grundsatze­ntscheidun­g getroffen, dass es ein „weiter so“im Spitzenspo­rt nicht geben kann und es umfassende­r sowie strukturel­ler Neuerungen bedarf“, sagte Sabine Poschmann, die sportpolit­ische Sprecherin der Bundestags­fraktion.

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