Davis-Cup-Team will gegen Kanada überraschen
(dpa) Auf Alexander Zverev müssen die deutschen TennisHerren in Andalusiens Küstenstadt Málaga diesmal auch als Edelfan in der ersten Reihe verzichten. Anders als in den Davis-Cup-Gruppenspielen im September am Hamburger Rothenbaum, als er von der Tribüne aus seine Teamkollegen anfeuerte, wird der Olympiasieger am Donnerstag (16 Uhr/ServusTV und Dazn) nur aus der Ferne die Daumen drücken.
Der 25-Jährige, der sich kürzlich mit dem Coronavirus infiziert hatte, fehlt weiter als Folge seiner Fußverletzung. Auch die Endrunde des prestigeträchtigen Nationen-Wettbewerbs verpasst er. Im äußerst komplizierten Viertelfinale gegen Kanada sollen Oscar Otte, Jan-Lennard Struff, Yannick Hanfmann und das Doppel Kevin Krawietz/Tim Pütz die Hoffnungen auf den ersten deutschen Davis-Cup-Titel seit 1993 aufrechterhalten. Das Halbfinale wäre eine große Überraschung.
„Dass Sascha ausfällt, ist natürlich ein Verlust für das Team. Hätte er sich nicht verletzt, wäre er in diesem Jahr die Nummer 1 der Welt geworden, denke ich“, sagte Otte. Der Kölner sieht es aber nicht nur negativ, dass Zverev fehlt: „Durch seinen Ausfall sind wir auch noch mal ein bisschen enger zusammengewachsen, weil jeder ein bisschen mehr aus sich rausholen muss.“
Dieses „bisschen mehr“dürfte gegen die Kanadier dringend notwendig sein. Allein von den Ranglistenpositionen ist der Gegner mit Felix Auger-Aliassime, der Nummer sechs der Welt, und Denis Shapovalov klar favorisiert. Auch Shapovalov (18.) steht unter den Top 20. Wenn es schlecht – oder wie erwartbar – läuft, steht das Viertelfinal-Aus bereits nach den Einzeln voraussichtlich mit Otte (65.) und Struff (152.) fest. Nur wenn zumindest ein überraschender Sieg gelingt, bekäme das im Davis Cup ungeschlagene Doppel Krawietz/Pütz die Chance, für den Coup zu sorgen.
Im Gegensatz zu Otte und Struff hat aufseiten der Kanadier gerade Auger-Aliassime eine starke Saison hinter sich. Mit drei Turniersiegen in Serie in Florenz, Antwerpen und Basel spielte sich der 22-Jährige im Herbst in den Fokus. Die ATP-Finals, der Saisonabschluss der acht besten Tennisprofis des Jahres, endeten für ihn dann mit dem Vorrunden-Ausscheiden enttäuschend. „Das Aus kann ihn auch zum Nachdenken verleiten“, mutmaßte Teamchef Michael Kohlmann, schränkte aber ein: „Aber ich glaube, wenn er für Kanada auf den Platz geht, wird er das abschütteln und seine Leistung bringen.“Ein Trumpf des Außenseiters soll in jedem Fall der Zusammenhalt sein. „Wenn in dieser einen Woche alles passt, ist immer etwas Außergewöhnliches möglich“, sagte Kohlmann.