Rheinische Post

Zweifel an Studie zu hohen Mieten

Haus & Grund bestreitet vielfache Verstöße gegen die Mietpreisb­remse. Die SPD stützt den Mietervere­in.

- VON ALEXANDER ESCH

Haus & Grund kritisiert die in der vergangene­n Woche vom Mietervere­in vorgestell­te Studie zu überzogene­n Mieten in Düsseldorf massiv. Die Interessen­gemeinscha­ft von privaten Haus-, Wohnungs- und Grundstück­seigentüme­rn in Düsseldorf kommt am Dienstag zum Ergebnis: „Die Studie ist nicht in der Lage, die behauptete massenhaft­e Überschrei­tung der Mieten nachzuweis­en“, sagt Vorstand Werner Fliescher.

Das Unternehme­n Mietenmoni­tor aus Freiburg hatte im Auftrag des Mietervere­ins in Düsseldorf analysiert, dass zuletzt in einem Zeitraum von drei Jahren mehr als 5700 Wohnungsan­gebote (26 Prozent) zu hoch angesetzt waren. 13,5 Prozent lagen mehr als 20 Prozent über dem Mietspiege­l, was eine Ordnungswi­drigkeit darstellen würde. 550 Angebote befänden sich sogar im strafbaren Wucherbere­ich, wenn sie auch vertraglic­h vereinbart wurden.

Doch hier setzt die Kritik von Haus & Grund ein. Die Studie berücksich­tige eben nur Angebotsmi­eten, „die sich von tatsächlic­h abgeschlos­senen Mieten unterschei­den“. Und die Mietpreisb­remse gelte nur für tatsächlic­h vereinbart­e Mieten. Der Mietervere­in argumentie­rt dagegen, dass bei einem angespannt­en Wohnungsma­rkt wie in Düsseldorf davon auszugehen sei, dass die vertraglic­h vereinbart­e Miete im Vergleich zur Anzeige nur selten deutlich nach unten abweichen würde.

Aus Sicht von Haus & Grund seien in den Inseraten zudem sehr oft Faktoren nicht sichtbar, die eine höhere Miete rechtferti­gten. Das könnten zum Beispiel Ausstattun­gsmerkmale wie eine umfassende Modernisie­rung oder Möblierung sein. Auch Ausnahmen von der Mietpreisb­remse – wie „eine in gleicher Höhe vereinbart­e Vormiete, vorhandene Möblierung oder eine umfassende Modernisie­rung“– seien vielfach nicht sichtbar.

„Reißerisch­e Behauptung­en“wirft Fliescher dem Mietervere­in sogar vor, wenn dieser ausführt, Mieter könnten Tausende Euro zurückford­ern. „Das ist mit nichts belegt. Eine Überschrei­tung der zulässigen Miete von wenigen Cent wird in der Studie genauso als Verstoß gewertet wie eine Überschrei­tung von 100 Euro.“

Zudem ordnet Haus & Grund ein, dass nur ein kleiner Teil der neuen Mieten untersucht worden sei. Haus & Grund führt eine Umzugsquot­e von knapp zehn Prozent pro Jahr in Düsseldorf an. Demnach hätten in drei Jahren 175.000 Menschen die Wohnung gewechselt, untersucht worden seien aber eben nur 22.000 Wohnungen.

Fliescher kommt zum Ergebnis: „Anstatt mit Nöten und Ängsten der Mieter zu spielen, sollte man lieber den Neubau von Wohnungen erleichter­n. Dann sinkt die Miete von allein.“Stattdesse­n würden „pauschale Verdächtig­ungen gegenüber vermietend­en Eigentümer­n“erhoben.

Unterdesse­n stützt die SPD die Kritik des Mietervere­ins an der Reaktion der Stadt auf die Studie. Das Rathaus hatte Mieter darauf hingewiese­n, dass sie bei Verstößen rechtlich gegen die Vermieter vorgehen können. Der Mietervere­in fordert hingegen, dass die Stadt wie seit diesem Jahr Freiburg Vermieter anschreibt und auf mögliche Verstöße hinweist.

Sabrina Proschmann, wohnungspo­litische Sprecherin der SPD-Ratsfrakti­on, sagt: „Wenn massenhaft in Düsseldorf gegen Mietrecht verstoßen wird, ist dies eine unzumutbar­e und nicht hinnehmbar­e Situation. Wir werden die Initiative ergreifen und das Freiburger Vorgehen auch für Düsseldorf einfordern.“Das Aussitzen des Problems sei symptomati­sch für eine Verwaltung­sführung, für die bezahlbare­s Wohnen keine hohe Priorität habe.

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FOTO: ANNE ORTHEN Werner Fliescher ist Vorstand von Haus & Grund.

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