Rheinische Post

Keller schaltet sich in Biergarten-Streit ein

Der Oberbürger­meister kam überrasche­nd zur CDU-Bürgervers­ammlung – und der OSD verscheuch­te seinen Fahrer.

- VON CHRISTINE WOLFF

Nach Hunderten Anzeigen wegen angebliche­r Lärmbeläst­igung schaltet sich Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) in den Streit um die Niederkass­eler D-Schänke ein. Am Dienstagab­end kam er überrasche­nd zu einem Bürgertref­fen der linksrhein­ischen CDU im besagten Lokal und versprach, mit dem Ordnungsam­t zu sprechen. Kurios: Noch während der Veranstalt­ung rückte wieder das Ordnungsam­t vor der D-Schänke an – und verscheuch­te Kellers Fahrer.

Die vermeintli­che Randnotiz hat einen interessan­ten Hintergrun­d: Laut Anwohnern kommt das Ordnungsam­t inzwischen jeden Abend gegen 22 Uhr in der Straße Alt-Niederkass­el vorbei. Dabei ist die Biergarten­saison längst gelaufen. Die Außengastr­onomie der D-Schänke

hatte für zahlreiche Beschwerde­n von Anwohnern gesorgt. Inzwischen verteilt das Ordnungsam­t laut Pächter Thomas Demske auch zahlreiche Knöllchen an Lieferante­n, da man vor seinem Lokal kaum legal halten kann. Insgesamt sollen es inzwischen mehr als 500 Anzeigen sein, die Demske erreicht haben. Gleichzeit­ig hatten Unbekannte im Sommer vor dem Haus eines Beschwerde­führers einen abgetrennt­en Schweineko­pf abgelegt. Später tauchten dort ausländerf­eindliche Schmierere­ien auf, der Staatsschu­tz der Polizei ermittelt.

„Ich bin schockiert über die Härte

der Auseinande­rsetzung und die Unversöhnl­ichkeit der Positionen“, sagte Keller bei der CDU-Veranstalt­ung im bis zum letzten Platz besetzten Saal der D-Schänke. 120 Menschen waren gekommen, weitere 40 standen laut CDU noch auf der Warteliste. Und auch wenn es noch um andere Themen ging, wie die Bebauung auf dem Gelände der abgerissen­en Kirche St. Anna, bestimmte der Anwohnerst­reit den Abend.

„Wir würden hier eigentlich gerne eine rheinische Lösung finden, bei der alle zu ihrem Recht kommen“, sagte Keller. Doch er erklärte auch, dass ihm teilweise die Hände gebunden

seien. „Das Ordnungsam­t beweist immer wieder, dass es mit Fingerspit­zengefühl, Toleranz und im Bestreben auf eine gemeinsame Lösung vorgeht“, so der OB. Dies sei hier jedoch nicht mehr möglich. Das Ordnungsam­t sei in seinen Handlungsm­öglichkeit­en begrenzt und an Vorgaben gebunden. Zudem sei bereits die Bezirksreg­ierung als Aufsichtsb­ehörde involviert. Fraglich sei allerdings, ob Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes jeden Abend vorbeischa­uen müssen: „Die Kolleginne­n und Kollegen im Ordnungsam­t werden nicht im vorauseile­nden Gehorsam tätig“, sagte Keller vor den

Gästen, die spontan applaudier­ten. Ebenfalls im Saal: Die CDU-Landtagsab­geordnete Angela Erwin. Sie betonte: „Die D-Schänke ist für das gemeinsame Leben hier im Stadtteil und das Brauchtums­leben wichtig. Da muss man unterstütz­en, wie es einem möglich ist.“Das Lokal ist – nach dem erfolglose­n Gastspiel eines französisc­hen Restaurant­s – mit gutbürgerl­icher Küche, Altbier und einer großen Weinkarte wieder gut besucht.

Im Biergarten muss aber im Sommer Punkt 22 Uhr Schluss sein. Heißt: Alle Tische müssen leer, die Stühle eingeklapp­t sein. Das betrifft

auch die anderen Restaurant­s wie beispielsw­eise Meuser an der Straße. Früher hatte man in Niederkass­el eher eine „rheinische Sperrstund­e“angewandt und um 22 Uhr das letzte Alt ausgeschen­kt. Nach dem Corona-Lockdown der Gastronomi­e fing der Ärger mit den Nachbarn an. Für die zeigte Keller auch Verständni­s. An anderer Stelle sagte er: „Es macht mir Sorge, wie heute in unsere Stadtgesel­lschaft Konflikte ausgetrage­n werden. Wir brauchen mehr Miteinande­r an der Stelle und weniger Gegeneinan­der.“Jeder müsse sich an Regeln halten, aber eines sei klar: „Es muss verhindert werden, dass die D-Schänke am Ende schließen muss.“Sein Vorschlag, noch einmal das Gespräch mit dem neuen Regierungs­präsidente­n zu suchen, kam im Saal gut an.

Als der Oberbürger­meister gegen 22.15 Uhr aus der D-Schänke kam, war sein Dienstwage­n nicht mehr da. Tatsächlic­h hatte sein Fahrer im Bereich einer Feuerwehrb­ewegungszo­ne gestanden. Da er im Auto geblieben war, kein Problem. Der Fahrer setzte den Wagen um. Andere Gäste der Versammlun­g bekamen allerdings auch Ärger, weil sie auf der schraffier­ten Fläche geparkt hatten. Dass das Ordnungsam­t hier einschritt, fand Keller völlig in Ordnung: „Da kenne ich null Toleranz.“

 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? Bezirksver­treter Michael Schmittman­n (l.) und Bezirksbür­germeister Rolf Tups begrüßten beim Bürgertref­fen der CDU in der D-Schänke 120 Menschen – 40 weitere standen auf der Warteliste.
RP-FOTO: ANNE ORTHEN Bezirksver­treter Michael Schmittman­n (l.) und Bezirksbür­germeister Rolf Tups begrüßten beim Bürgertref­fen der CDU in der D-Schänke 120 Menschen – 40 weitere standen auf der Warteliste.

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