Aus Wut Bier in Kinderwagen gekippt
Eine 57-Jährige muss deshalb ihr Sozialverhalten trainieren und erhielt eine Bewährungsstrafe.
(wuk) Niemals würde sie hilflose Kinder angreifen, sie mit Bier überschütten und als „Scheißausländer“beleidigen, beteuerte am Donnerstag eine 57-Jährige vor dem Amtsgericht, wo sie wegen Beleidigung und Körperverletzung angeklagt war. Doch je länger die Verhandlung dauerte, desto mehr rückte die Frau von dieser Behauptung ab und gab schließlich zu: „Ich beleidige Leute schon sehr oft.“Und tatsächlich habe sie vor rund einem Jahr Bier aus einer Flasche in einen Kinderwagen mit einem drei Monate alten Säugling gekippt.
Sie habe, sagte sie, „Probleme mit den Nachbarn. Dauernd werde ich angefasst, beleidigt, provoziert und angegriffen.“Oft renne sie dann „voller Wut“aus ihrem Wohnblock – und beleidige Leute, die gerade vorbeikämen. In therapeutischer Behandlung sei sie aber nicht – „will ich auch nicht“, so die 57-Jährige. Und raunzte den Staatsanwalt an, als der bei Zwischenfragen die Stimme hob: „Sie müssen mich nicht anschreien!“
Erst der Hinweis des Richters, der Staatsanwalt rede nur wegen des großen Saales so laut, beruhigte die Frau, die schließlich beschrieb, wie sie am Tattag eine 33-Jährige mit ihren drei Kindern angepöbelt, als „Kanaken“beleidigt und mit Bier bespritzt habe. Viel getrunken hätte sie zuvor nicht, „höchstens drei oder vier Bier, war fast nüchtern“, so die Angeklagte, die selbst aus Portugal
stammt. Die Mutter der Kinder war ihr an jenem Tag zum ersten Mal begegnet und schilderte dieses Zusammentreffen nun im Zeugenstand: „Ich kam gerade an, als die Frau schon anfing zu schreien. Sie nannte uns ,Scheißausländer‘, ist auf mich losgegangen – und hat ihr Bier über das Baby im Kinderwagen gekippt.“Zudem habe die Angeklagte ihre Plastik-Bierflasche den anderen beiden flüchtenden Kindern (acht und neun Jahr alt) noch hinterhergeworfen – ohne zu treffen.
Im Ergebnis verhängte der Richter eine Bewährungsstrafe von sechs Monaten und verpflichtete die 57-Jährige zu einem sozialen Training. Ob das den Frieden im Viertel wieder herstellt, bleibt abzuwarten.