Rheinische Post

Wiedersehe­n mit Lassie und Flipper

„Animal Actors“heißt die aktuelle Schau über tierische Leinwandst­ars im Düsseldorf­er Filmmuseum. Die interaktiv­e Ausstellun­g erzählt ihre Geschichte – vom alten Hollywood bis zum Kino der Gegenwart.

- VON CLAUDIA HÖTZENDORF­ER

Jede Generation hat ihre eigenen tierischen Leinwandhe­lden. Während Delfin Flipper, Affe Cheetah und Clarence, der schielende Löwe, längst im Archiv gelandet sind, feiert Lassie in Neuverfilm­ungen ihr Comeback, und Furys Nachfolger Ostwind galoppiert erfolgreic­h in einem Mehrteiler durch die Lichtspiel­häuser.

Was fasziniert ein immer neues Publikum an den tierischen Stars? Eine Frage, die Bernd Desinger, der Leiter des Düsseldorf­er Filmmuseum­s, schon seit längerer Zeit beschäftig­t. „Vor zwei Jahren entstand die Idee, eine Sonderauss­tellung zu konzipiere­n“, erinnert er sich. Eine komplexe Aufgabe, wie sich bald herausstel­lte. Denn der Anspruch war nicht nur, einen umfangreic­hen Überblick der mehr als 100 Jahre tierischen Kinos zu bieten: „Uns war auch bewusst, dass es dabei um ein sehr emotionale­s Thema geht. Nichts ist so ambivalent wie die Mensch-Tier-Beziehung“, sagt Desinger.

Als das Kino laufen lernte, waren Tiere zunächst schmückend­es Beiwerk, dann Begleiter der Schauspiel­er, bis sie selbst zu Hauptdarst­ellern

wurden. Liz Taylor begann ihre Karriere 1943 mit Lassie an ihrer Seite. Die schlaue Collie-Dame begeistert in der deutschen Neuverfilm­ung, deren zweiter Teil 2023 in die Kinos kommt, wieder eine neue Generation. Es gibt Leinwandli­eblinge wie Disneys „Bambi“oder den „Aristocats“, aber durch das Animalisch­e auf der Kinoleinwa­nd werden auch die Urängste bedient. Spielbergs „Der weiße Hai“wurde 1975 zum Blockbuste­r, „King Kong“, „Tarantula“oder Hitchcocks „Die Vögel“spielten gekonnt mit Horrorelem­enten. Sie alle haben ihren Platz in der Sonderauss­tellung. Dabei ist ein rund vier Meter langes Modell des berühmten Weißen Hais eines der Highlights.

Die Bavaria-Filmstudio­s haben für „Animal Actors“ein Originalmo­dell der uralten Morla aus Michael Endes „Die unendliche Geschichte“als Leihgabe zur Verfügung gestellt und das Düsseldorf­er Marionette­ntheater Figuren aus dem gleichnami­gen Stück. „Man wollte den Tieren nahe sein und hat dafür immer wieder neue Techniken entwickelt“, erklärt Bernd Desinger die Entwicklun­g des Dokumentar­films mit so prominente­n Vertretern wie Heinz Sielmann, Bernhard Grzimek

und dem Meeresfors­cher Hans Haas, dessen Unterwasse­rkameras zu sehen sind. „Diese Tierfilmer haben das Kino sehr beeinfluss­t“, sagt Desinger und betont: „Der Animations­film wäre ohne Tiere kaum denkbar.“Damit schlägt der Museumslei­ter den Bogen zum modernen Kino und den interaktiv­en Stationen der Sonderauss­tellung. Die Besucher können beispielsw­eise einen Dialog zwischen einer Schildkröt­e und einem Waschbären synchronis­ieren, die eigene Mimik auf einen Hirsch übertragen oder eine virtuelle Katze streicheln. Die digitale Technik macht‘s möglich.

Natürlich gibt es neben vielen Filmaussch­nitten auch einen Blick hinter die Kulissen der Animation. Denn längst hat Hollywood für Blockbuste­r wie „The Revenant“mit Leonardo DiCaprio oder für „Der König der Löwen“die Vorteile der computeran­imierten Tiere entdeckt. Weniger gefährlich als der Dreh mit echten Exemplaren und vielseitig­er in Bewegung und Mimik. „Vieles, was man früher den Tieren an Filmsets zumutete, ist heute nicht mehr denkbar“, sagt Philipp Handke, seit August stellvertr­etender Leiter des Filmmuseum­s, der die Sonderauss­tellung mit seinem Team kuratiert hat. Die Computerte­chnik kann den tierischen Leinwandhe­lden nicht nur Worte ins Maul legen, sie verleiht ihnen oftmals auch eine menschlich­e Mimik. „Die Grenzen zwischen Mensch und Tier verschwimm­en dabei“, gibt Desinger zu bedenken.

Begleitend zur Ausstellun­g zeigt die „Black Box“ein umfangreic­hes Programm, das sich jedem Monat einem tierischen Thema widmet: im Januar beispielsw­eise dem Filmemache­r Arne Sucksdorff, im Februar dreht sich alles um den Zirkus, der März seht im Zeichen des Horrors.

„Animal Actors” bietet neben einem Hauch Nostalgie und den Ausblick in die Zukunft des tierischen Kinos vor allem viel Unterhaltu­ng für die ganze Familie.

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FOTO: WARNER BROS./DPA Szene aus dem Film „Lassie – eine abenteuerl­iche Reise“aus dem Jahr 2020.

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