Rheinische Post

Die Iran-Diplomatie ist gescheiter­t

- VON MARTIN KESSLER

Auch eine wohlgemein­te und durchdacht­e Diplomatie kann sich verrennen, wenn sie die Realität nicht ausreichen­d beachtet. Das internatio­nale Atomabkomm­en mit dem Iran gehört in diese Kategorie. Bundesauße­nministeri­n Annalena Baerbock war in ihrem Protest gegen das brutale Vorgehen des MullahRegi­mes gegen die eigene Bevölkerun­g und vor allem die vielen demonstrie­renden Frauen trotz ihrer „feministis­chen Außenpolit­ik“ziemlich zurückhalt­end. Sie wollte dieses Abkommen nicht gefährden und Atomwaffen im Besitz der Mullahs verhindern.

Doch der Iran hält sich nicht an das Abkommen, was viele Kritiker bereits vorhergesa­gt haben. Im Grunde ist der Vertrag inzwischen ohne Wert. Der Iran muss also durch eine Position der Stärke zum Verzicht auf Atomwaffen gezwungen werden. Dazu gehört, dass sich der Westen eindeutig auf die Seite der Protestbew­egung stellt und die Sanktionss­chraube anzieht. Die angedrohte Untersuchu­ng des Iran vom Menschenre­chtsrat der Vereinten Nationen, ein sonst eher machtloses Gremium, ist eine wichtige Grundlage. Denn damit haben die Mullahs nicht gerechnet.

Der andere Faktor ist Israel. Der jüdische Staat, der als einziger in der Region nuklear bewaffnet ist, könnte den Iran mit diplomatis­cher Unterstütz­ung der USA vor einer endgültige­n Aufstellun­g einer Atomstreit­macht wirkungsvo­ll abschrecke­n. Ein Regimewech­sel in Teheran würde wohl dasselbe Ergebnis erbringen, aber darauf kann der Westen nicht bauen.

Das Bündnis der demokratis­chen Staaten sollte auch nicht aus dem Abkommen aussteigen. Diesen Part kann es dem vertragsbr­üchigen Iran überlassen. Aber die Europäisch­e Union sollte wie die USA in diesem gefährlich­en Konflikt klar auf der Seite Israels stehen. Die Träume eines Separatabk­ommens mit dem verbrecher­ischen MullahRegi­me sind ausgeträum­t.

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