Eurowings hofft auf Italiengeschäft
Der Mutterkonzern Lufthansa spekuliert auf die Übernahme der ehemaligen Alitalia.
Die Lufthansa-Gruppe versucht gleich dreifach von der immer schwereren Krise ihres italienischen Wettbewerbers ITA (früher Alitalia) zu profitieren: Einerseits wirbt der Kölner Ableger Eurowings mit zunehmendem Erfolg um Passagiere aus Italien, denen Flüge nach Deutschland mit der angeschlagenen ITA zu riskant sind.
Zweitens nutzen auch immer mehr Fluggäste aus Mailand, Bologna oder anderen Städten bei Reisen nach Übersee lieber eine Umsteigeverbindung mit Lufthansa über ihre Drehkreuze München, Frankfurt und Zürich, anstatt über Rom zu jetten.
Drittens gibt Lufthansa-Chef Carsten Spohr die Hoffnung noch nicht auf, ITA als einen weiteren ausländischen Ableger übernehmen zu können, nachdem sich Deutschlands führende Airline bereits Swiss in der Schweiz, Austrian in Österreich
und Brussels in Belgien einverleibt hat.
Dabei nehmen die Chancen auf eine baldige Übernahme in Rom aktuell wieder zu. Der geplante Verkauf von ITA an Air France-KLM ist gescheitert, die letzte Tranche der von der EU genehmigten CoronaHilfen bald aufgebraucht – ohne Partner droht bei der ITA die Zahlungsunfähigkeit, weil neue Staatshilfe schwer zu erhalten ist. Eine Übernahme könnte zum Schnäppchenpreis gelingen: Dem „Handelsblatt“ zufolge liegt der Unternehmenswert von ITA nur bei 450 Millionen Euro – der ganze Lufthansa-Konzern ist an der Börse neun Milliarden Euro wert, letzte Staatskredite werden soeben getilgt.
Wie wichtig Italien für Lufthansa ist, hat Spohr oft gesagt: Das Land ist der zweitwichtigste Auslandsmarkt des Konzerns nach den USA – viele Millionen Italiener fliegen pro Jahr mit Lufthansa und ihren Ablegern wie der in Düsseldorf beheimateten Eurowings. Falls ITA übernommen würde, wäre zu erwarten, dass Lufthansa viele Umsteigeverbindungen in die USA über Rom anbietet.
Eurowings erklärt, Italien sei eines der drei wichtigsten Zielländer mit Spanien und Griechenland. Eurowings wird im Sommer pro Woche 560 Flüge zu 15 Zielen in Italien anbieten. Dazu gehören neben den touristischen Hauptattraktionen Rom und Venedig Bari, Brindisi, Cagliari, Catania, Olbia, Terme, Palermo, Pisa und Verona.