Rheinische Post

Aufregung um Whatsapp-Datenleck

Ein Hacker soll sechs Millionen deutsche Telefonkon­takte entwendet haben. Experten sind besorgt.

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

Erneut erschütter­t ein Datenleck das Vertrauen in den Messengerd­ienst Whatsapp. Rund eine halbe Milliarde Handynumme­rn werden im Internet zum Kauf angeboten, darunter sechs Millionen deutsche Kontakte. Das berichtet die Digitalpla­ttform „Cybernews“. Ein Hacker soll über eine Datenbank mit 487 Millionen Kontakten verfügen, die er nun offenbar zu Geld machen will.

Die meisten gestohlene­n Nummern stammen aus Ägypten – knapp 45 Millionen. Zudem sind etwa 35 Millionen Whatsapp-Nutzer aus Italien, 32 Millionen aus den USA und 29 Millionen aus Saudi-Arabien betroffen. Knapp 20 Millionen Menschen sind es in Frankreich und in der Türkei. Weltweit gibt es zwei Milliarden WhatsappNu­tzer, in Deutschlan­d nutzen täglich knapp 60 Millionen Menschen den Dienst. Der Hacker hat einen Datensatz mit der Redaktion von „Cybernews“geteilt. Das Ergebnis einer Prüfung: Die Telefonnum­mern waren über Whatsapp erreichbar.

Der Hacker soll „Cybernews“mitgeteilt haben, dass er für den US-Datensatz 7000 US-Dollar, für die britischen Kontaktdat­en 2500 und für die deutschen 2000 US-Dollar verlangen würde. Unklar ist noch, wie der Kriminelle an die Kontakte gekommen ist. In Fachkreise­n geht man davon aus, dass eine automatisi­erte Suche nach möglichen Kontakten dahinterst­ecken könnte. Sie wird auch Scraping genannt und ist eine Technik, die verwendet wird, um große Mengen von Daten von Websites zu extrahiere­n. Die AGB von Whatsapp verbieten dies jedoch ausdrückli­ch. Der Meta-Konzern, zu dem der Messengerd­ienst gehört, wollte sich bislang nicht äußern. Eine Anfrage unserer Redaktion blieb unbeantwor­tet.

„In diesem Zeitalter hinterlass­en wir alle einen beträchtli­chen digitalen Fußabdruck – und Technologi­egiganten wie Meta sollten alle Vorkehrung­en und Mittel ergreifen, um diese Daten zu schützen“, sagt Mantas Sasnauskas, Leiter des „Cybernews“-Forschungs­teams. Er fordert Whatsapp zu mehr Engagement im Bereich Datenschut­z auf.

Doch was können Internetkr­iminelle mit den Telefonnum­mern machen? „Wenn es sich tatsächlic­h nur um Telefonnum­mern, und nicht auch noch um Namen, Geburtsdat­en und E-Mail-Adressen handelt, sind die Möglichkei­ten eher begrenzt. Sonst wäre der aufgerufen­e Preis auch höher“, sagt WhatsappEx­perte Tobias Schrödel. Eine Betrugsmet­hode könnte das Smishing sein. Dabei benutzen Hacker SMS, um ihre Opfer hinters Licht zu führen. Eine eingehende Nachricht soll den Anschein erwecken, von einer vertrauens­würdigen Person oder einem Unternehme­n zu stammen. So erhalten Nutzer etwa vermeintli­che Benachrich­tigungen von Amazon. Das Ziel ist, sensible persönlich­e Daten abzugreife­n, etwa die Zugangsdat­en fürs Onlinebank­ing. „Wenn in dem Datensatz keine Namen erhalten sind, kann man die möglichen Opfer nicht persönlich ansprechen. Das schmälert die Chancen, erfolgreic­h zu sein, deutlich“, so Schrödel. Dennoch gebe es durchaus Anlass zur Sorge: „Die Zahl von einer halben Milliarde Telefonnum­mern ist immens hoch“, sagt der IT-Sicherheit­sspezialis­t aus München.

Außerdem kann die Telefonnum­mer durchaus Schlüssel zu weiteren Daten sein, etwa wenn man Persönlich­es wie den Namen oder das Alter im Whatsapp-Status aufführt. „Mit solchen Angaben sollte man immer vorsichtig sein. Außerdem sollte man die Einstellun­gen so wählen, dass das Profilbild nur von persönlich­en Kontakten gesehen werden kann“, sagt der Experte. Im Umgang mit Daten seien mehr Sensibilit­ät und Sparsamkei­t ratsam. Sollte etwa eine Spieleplat­tform nach dem Geburtsdat­um fragen, dürfe man durchaus lügen.

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FOTO: DPA Whatsapp wird immer wieder Ziel von Kriminiell­en.

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