Rheinische Post

Wie die Mieten immer weiter steigen

Wie hoch die Mieten in Düsseldorf ausfallen, ist sehr unterschie­dlich, sie steigen jedoch auf allen Ebenen. Ein Lageberich­t.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Die allermeist­en Düsseldorf­er sind Mieter. Bei einem Bestand von mehr als 360.000 Wohnungen in der Stadt liegt die Eigentumsq­uote nur bei knapp unter 20 Prozent. Umso relevanter ist in der Landeshaup­tstadt die Frage nach den Mieten – ihrer Höhen, ihrer Entwicklun­g und ihrer Unterschie­dlichkeit.

Wie hoch sind die Mieten?

Der Antwort lässt sich nur auf Umwegen näherkomme­n. Eine systematis­che Sammlung und Auswertung aller Mieten gibt es nicht. Zudem würde ein Durchschni­ttswert wenig Aussagekra­ft haben, da das Preisnivea­u sehr unterschie­dlich ist.

Wichtigste­r Maßstab ist der von Haus & Grund sowie dem Mietervere­in erstellte Mietspiege­l, basierend auf mehreren tausend Angaben von Mietern und Eigentümer­n zu in den vergangene­n sechs Jahren neu vereinbart­en oder veränderte­n Mieten. Der je nach Lage (Bebauung, Lärmbelast­ung, Einkaufsmö­glichkeite­n, Anbindung Innenstadt, Grün etc.), Größe, Ausstattun­g und Alter einer Wohnung ermittelte preisliche Rahmen ist das einzige rechtlich relevante Instrument, um etwa Verstöße gegen Mietpreisb­remse oder Kappungsgr­enzen zu berechnen. Der zuletzt vor einem Jahr veröffentl­ichte Spiegel weist enorm unterschie­dliche Mieten auf. Es geht los bei 6,52 bis 8,02 Euro pro Quadratmet­er für Wohnungen (mit zentraler Beheizung sowie Bad/Dusche) in einfacher Lage und Baujahr bis 1948. Am teuersten sind höchstens zehn Jahre alte Wohnungen in guter Lage mit 12,20 bis 14,30 Euro.

Diese Werte stellen jedoch keine absolute Obergrenze dar. Schon der Mietspiege­l selbst lässt zum Beispiel pauschale Zuschläge von bis zu zehn Prozent für Objekte in bestimmten Stadtteile­n zu. Für einen sehr guten Modernisie­rungsstand­ard bei älteren Wohnungen sind ebenfalls Überschrei­tungen des Preisrahme­ns gestattet. Hinzu kommt: Wenn Vermieter schon vor einem neuen Vertrag eine höhere Miete als im Spiegel vorgegeben genommen haben, dürfen sie das auch weiter. Auch in Neubauten sind ortsüblich­e Vergleichs­mieten nicht bindend.

Welche Mieten möglich sein können, zeigt etwa das Angebot für eine Drei-Zimmer-Wohnung mit 77,55 Quadratmet­ern Größe in den Hafen-Hochhäuser­n Win-Win an der Speditions­traße im 18. Stock: 2094 Euro bedeuten einen Quadratmet­erpreis von 27 Euro. Vielleicht ist das allerdings auch ein Grund dafür, warum die Wohnung leer steht.

Wie haben sich die Preise entwickelt?

Haus & Grund sowie der Mietervere­in sahen bei der Vorstellun­g des Mietspiege­ls einen Anstieg von 4,21 Prozent in zwei Jahren. Lange nicht so steil wie bei den Kaufpreise­n ging es da also nach oben. Für dieses Jahr gibt es noch keine Angaben. Hinweise geben allerdings Auswertung­en von Immobilien­scout. Dort sind zuletzt neue Rekordwert­e erreicht worden. Erstmals wurde der Durchschni­ttswert von elf Euro pro Quadratmet­er übertroffe­n: mit 11,23 Euro pro Quadratmet­er. Ein Jahr zuvor waren es noch 10,27 Euro. Selbst wenn es hier eben nur um die online angebotene­n Preise und nicht die Vertragsab­schlüsse geht, sieht das nicht nach sinkenden Preisen aus, im Gegenteil.

Wie unterschei­den sich die Stadtteile preislich?

Der Mietspiege­l trifft hier klare Unterschei­dungen. Preisaufsc­hläge von fünf bis zehn Prozent sind für Oberkassel, Niederkass­el und die Carlstadt gestattet, null bis fünf Prozent für Wittlaer, Kaiserswer­th, Kalkum, Lörick, Stockum, Pempelfort, Golzheim, Altstadt, Düsseltal und Unterbilk.

Aber auch Abschläge sind drin: In Flingern-Süd, Holthausen, Reisholz von bis zu drei Prozent, drei bis fünf Prozent sind es in Lichtenbro­ich, Rath, Lierenfeld, Wersten, Hassels, Garath und Eller.

In seiner aktuellen Analyse von Angebotspr­eisen im Internet kommt der „Mietenmoni­tor“zu einem ähnlichen Ergebnis. Die teuersten Stadtteile sind dort Altstadt und Carlstadt mit einem Median bei der Kaltmiete von 15,00 Euro pro Quadratmet­er. Es folgen Oberkassel (14,29) und Heerdt (14,34). Die nördlichen Stadtteile kommen auf 12,32 bis 12,60 Euro. Am unteren Ende der Skala stehen Garath und Hellerhof (9,77), knapp davor noch Reisholz und Hassels (9,96).

Interessan­ter Aspekt: Auswertung­en von Immoscout legen den Schluss nahe, dass die Mieten in den vergangene­n Jahren in beliebten Stadtteile­n trotz bereits höheren Preisnivea­us stärker stiegen.

Wie geht es weiter? Ein Ende des Preisansti­egs ist nicht in Sicht. Nicht nur die aktuell besonders stark anziehende­n Angebotspr­eise bei Immoscout2­4 weisen darauf hin, auch die extrem gestiegene Nachfrage pro Anzeige, die das Unternehme­n mitteilte. Das passt nach dem Schock der Pandemie zu einer wohl wieder stärker wachsenden Stadt, nicht nur aufgrund von Fluchtbewe­gungen aus der Ukraine. Gleichzeit­ig hinkt Düsseldorf seinen selbst gesteckten Zielen beim Wohnungsba­u hinterher, das Angebot bleibt knapp. Zudem wird Bauen teurer.

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Blick auf die Bilker Straße und ein sehr teures Pflaster in Düsseldorf. In der Carlstadt werden im Vergleich der Stadtteile besonders hohe Mieten aufgerufen.

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