Rheinische Post

Warten und hoffen

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Worauf haben Sie in diesem Jahr schon gewartet? Auf eine gute Nachricht? Auf die Rechnung von Ihrem Stromanbie­ter? Auf das Ergebnis des Corona-Schnelltes­ts? Auf ein Friedensan­gebot aus Russland für die Ukraine? Wir leben gerade in einer Zeit, in der wir viel warten und hoffen müssen und in der uns unser Alltag immer wieder vor neue Herausford­erungen stellt. Wir beginnen am Sonntag die Adventszei­t, die Zeit, die besonders vom Warten, von Hoffnung und der Sehnsucht nach anderen, besseren und friedliche­ren Zeiten geprägt ist.

Um das Warten geht es besonders in den nächsten Wochen. Es ist eine Übung in Geduld, zu der wir jedes Jahr aufs Neue eingeladen sind. Die Adventswoc­hen geben Zeit zu fragen, worauf wir in unserem Leben wirklich warten. Warten heißt sich einstellen auf Kommendes. Warten ist eine Haltung, kein Aktionismu­s. Warten hat mit Offenheit zu tun, damit ich wahrnehme, wer oder was auf mich zukommt. Was für eine Einladung, im Advent das Warten aktiv zu üben!

Jedes Jahr habe ich im Advent ein Bild, einen Text oder ein Lied, was mich persönlich durch diese Adventszei­t begleitet, wie ein roter Faden. Und meistens suche ich diesen roten Faden nicht bewusst, sondern er läuft mir über den Weg und gibt sich mir praktisch selber an die Hand. In diesem Jahr ist es das Adventslie­d „O Herr, wir warten auf dich“von Helga Poppe.

Es ist eine große Hoffnung, die in dem Lied zum Ausdruck kommt. Aber und das ist das Entscheide­nde, diese Hoffnung ist nicht für später, sondern für heute, für das Hier und Jetzt. „Denn heute schon baust du dein Reich unter uns“, so steht es in der ersten Strophe. Das Reich Gottes hat bereits begonnen. Es wird weiterwach­sen. Es soll durch uns wachsen, mitten unter uns, in dieser Welt. Das Lied erzählt davon, dass im Warten schon Gottes Spuren erkennbar und sichtbar werden, ich muss sie nur wahrnehmen, die Augen dafür öffnen.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Adventszei­t, in der die Zeit des Wartens zu einer Entdeckung­sreise für die Spuren Gottes und die Zeichen seiner Nähe in Ihrem Leben wird.

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RP-FOTO: BAUER Anne Kricheldor­f ist Gemeindere­ferentin.

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