Rheinische Post

Der graue Herr von der Zeitsparka­sse

Das Kollektiv Subbotnik inszeniert den Kinderbuch­klassiker „Momo“mit aktuellen Bezügen für das FFT.

- VON CLAUDIA HÖTZENDORF­ER

Michael Endes „Momo“ist ein Klassiker. Die zeitlos schöne Geschichte hat sich das Köln-Düsseldorf­er Theaterkol­lektiv Subbotnik vorgenomme­n und für die Bühne adaptiert. Nun feierte „Momo“im FFT vor Schülern eine umjubelte Premiere.

Mit viel Liebe zum Originalst­off hat sich Subbotnik an Michael Endes Kinderbuch gewagt. Seine Momo ist allerdings im 21. Jahrhunder­t angekommen, ohne etwas von der Tiefe der Ursprungsf­igur von 1973 einzubüßen. Wie die Romanvorla­ge beginnt auch die Bühnenfass­ung mit der Ankunft Momos bei einer Freundescl­ique, die sich regelmäßig in einem verfallene­n Theater trifft, um – wie man heute wohl sagen würde – gemeinsam abzuhängen.

Eines Tages taucht ein Mädchen mit einer wilden Frisur in weiten Hosen und einem viel zu großen Mantel auf. Alle mögen sie und fühlen sich wohl in ihrer Nähe. Denn Momo hat Zeit, hört zu und ist immer für alle da. Die Freunde erzählen dem Mädchen, das behauptet, 100 Jahre alt zu sein, von ihren Träumen. Gigi, bei Michael Ende noch ein Geschichte­nerzähler, wird bei Subbotnik zum Musiker, der im Verlauf des Stücks Karriere macht und wie alle großen Stars keine Zeit mehr für seine alten Kumpels hat.

Subbotnik setzt seine Requisiten gekonnt in Szene und bringt so Dynamik ins Stück. Wenn Momo in den Straßensch­luchten der Stadt untertauch­t, um den grauen Herren zu entkommen, spielt das Kollektiv mit Licht und Schatten, um sie mal größer oder kleiner erscheinen zu lassen.

Die Kinder im Publikum fieberten mit ihrer Heldin mit und waren ganz bei der Sache, als die fragte: „Was ist eigentlich Zeit?“Während sie für ein Jahr in einen Tiefschlaf fällt, sind ihre Freunde längst in der Tretmühle des Alltags gefangen. Allein Beppo, der Straßenkeh­rer, gibt nicht auf, sucht Momo in der ganzen Stadt und geht sogar zu Polizei, um eine Vermissten­anzeige aufzugeben.

Natürlich hat auch die Bühnenadap­tion ein Happy End, und die grauen Herren von der Zeitsparka­sse lösen sich in Wohlgefall­en auf. Obwohl sich Subbotnik an Kinder ab acht Jahren richtet, haben auch Erwachsene ihren Spaß.

Info „Momo“, noch an diesem Samstag, 16 Uhr, im FFT. Acht Euro, ermäßigt sechs Euro.Tickets im Theater im Kap 1 oder unter www.fft-duesseldor­f.de.

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