Rheinische Post

„Ich kommentier­e singend“

Die Schauspiel­erin tritt bei einem Benefizkon­zert in der Tonhalle auf, unterstütz­t von den Symphonike­rn unter Martin Fratz.

- ARMIN KAUMANNS FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Anke Engelke ist das Gesicht von Action Medeor, dem Medikament­en-Hilfswerk aus Tönisvorst, dem größten in Europa. „Botschafte­rin“ist sie seit fast 20 Jahren. Als Spendensam­mlerin ist die Komikerin und Schauspiel­erin so authentisc­h wie erfolgreic­h, zunächst im Kampf gegen Aids, seit Langem schon in der Kampagne zur Bekämpfung von Malaria. Immer wieder ist sie nach Afrika gereist, wo Medeor zahlreiche Projekte initiiert hat. Kurz nach unserem Gespräch bricht sie nach Sierra Leone auf. Und schon zum dritten Mal steht sie in der Tonhalle zusammen mit den Düsseldorf­er Symphonike­rn auf der Bühne eines Benefizkon­zerts mit Bedeutende­m und Leichtem von Maurice Ravel, George Gershwin, Jacques Ibert und Aaron Copland. Die „Düsys“sind ja seit 2014 Kulturpart­ner von Action Medeor.

Sie kann erfrischen­d gelassen sein, die Botschafte­rin. Gerade hat sie noch in Zug und U-Bahn aus Köln gesessen, nun steht sie pünktlich zur Probe in der Tonhalle. Es bleibt noch Zeit genug für einen Tee und ein Gespräch.

Sie sind seit bald 20 Jahren ActionMede­or-Botschafte­rin und treten schon das dritte Mal zusammen mit den Düsseldorf­er Symphonike­rn

in der Tonhalle auf. Was ist dieses Jahr anders?

ENGELKE Corona-bedingt musste auch dieses Konzert – wie leider ja viele andere Kulturvera­nstaltunge­n in den letzten zweieinhal­b Jahren – verschoben werden. Umso schöner, dass es jetzt stattfinde­t! 20 Jahre, ja, das ist eine wirklich lange Strecke, diese Verbindung mit Action Medeor ist wunderbar, und ich freue mich über jedes neue Projekt mit ihnen, ob Reise oder Konzert: Irgendwie muss ich meine Prominenz ja sinnstifte­nd nutzen! Ich fühle mich jetzt, zwei Wochen vor der Reise nach Sierra Leone, regelrecht freudig erregt. Ich reise mit dem 50.000-Euro-Scheck dorthin, der Gewinnpräm­ie der dritten Staffel von „LOL – Last One Laughing“. Geld, mit dem wir vor allem Gesundheit­sstationen, Krankenhäu­ser und Schulen unterstütz­en können.

Wie fühlt man sich als Komikerin im Zusammenha­ng mit dem Elend in der Welt?

ENGELKE Wie Komiker:innen sich im Zusammenha­ng mit dem – wie Sie es nennen „Elend in der Welt“– fühlen, interessan­te Frage. Ich tippe, dass es sowohl Komiker:innen gibt, die die Lage und ihre eigene Meinung dazu in ihren Programmen und/oder Texten thematisie­ren, als auch die, die es komplett ausblenden. Da ich weder je als Komikerin Texte geschriebe­n noch mit Programmen auf der Bühne gestanden habe und deshalb gar keine Komikerin bin, kann ich die Frage gar nicht angemessen beantworte­n. Am besten mal Carolin Kebekus fragen oder Kurt Krömer! Ich reise als Anke nach Afrika, nicht als Beruf.

Sie werden am 1. Dezember nicht nur durchs Konzert führen, sondern auch selbst singen. Welche Rolle spielt Musik in Ihrem Leben?

ENGELKE Eine sehr große. Ein Leben ohne Musik kann ich mir gar nicht vorstellen – was ja schon wie ein Liedtext klingt, haha. Auch nicht Leute, die keine Musik haben. Bei mir ging das schon mit dem Schulchor los, weil ich erlebte, wie viel Spaß meine zwei Jahre ältere Schwester dort hatte. Wir waren in fast allen großen Fernsehsho­ws der Zeit, die „Sonntagski­nder“– ein Name aus der Hölle. Mit knatschgel­ben Blusen, grünen Krawatten, und viel zu kurzen Karoröckch­en. Gibt’s auf Youtube. Zum Schreien. Und modisch eine Zumutung, gerade für uns Pubertiere­nde. Ich komme nicht aus einer musik- oder showaffine­n Familie, aber wir Schwestern wurden in Sachen Chor total unterstütz­t und durften Klavierstu­nden nehmen. Ist alles futsch, was wirklich traurig ist. Zur Sängerin hat‘s nicht gereicht, wollte ich aber auch nicht. Ich habe 25 Jahre in einer Coverband gesungen und singe heute eigentlich überall, was in der Familie nicht immer gut ankommt. Ich kommentier­e singend.

Was gibt’s in der Tonhalle?

ENGELKE Das Programm in der Tonhalle hat Martin Fratz kuratiert. Ich habe nur beste Erinnerung­en an ihn, unsere Konzerte, die Düsys, an Düsseldorf überhaupt. Ich erinnere an den ESC. Ganz toll. Ich freue mich auf die Stücke von Copland und Gershwin, auch wenn ich nicht so gern auf der Bühne stehe, weil einen dann immer alle so anstarren.

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