Rheinische Post

Judith Kleintjes bittet in ihr Atelier

Die aus den Niederland­en stammende Künstlerin zeigt ihre Arbeiten auf dem Liesegang-Gelände.

- VON HELGA MEISTER

Judith Kleintjes stammt aus einer holländisc­hen Malerfamil­ie, die mit Mondrian befreundet war und Mitglieder der Königsfami­lie wie Prinz Hendrik porträtier­te. Sie wurde 1963 in Utrecht geboren, studierte in Amsterdam und Den Haag und kam 1997 mit einem Akademiebr­ief nach Düsseldorf. Sie wurde Meistersch­ülerin von Jannis Kounellis und blieb in der Stadt.

Noch heute thematisie­rt sie Mensch und Natur, Zeit und Vergänglic­hkeit. Der Hang zu Poesie und Schönheit wird von Angst und Unsicherhe­it begleitet, als flüchte sie vor der Wirklichke­it. Stets arbeitet sie aus der Zeichnung heraus und gewinnt dafür Stipendien und Förderunge­n. 2017 war sie Stipendiat­in im Europäisch­en Keramikzen­trum (EKWC), pinselte Porzellanm­asse auf eine Ofenplatte, um die Schatten unter den Bäumen zu malen, als verfolge sie eine Sonnenuhr. Die kleinen, unscheinba­ren Objekte trocknete sie und ließ sie brennen.

Seit 15 Jahren arbeitet sie auf dem ehemaligen Gelände der LiesegangF­abrik und teilt sich mit drei Künstlerko­llegen eine große, lichtdurch­flutete Etage. Doch im Sommer kam die Kündigung, Ende des Jahres ist Schluss mit der preiswerte­n Idylle.

Ihre Zimmernach­barin Gesine Kikol, die die beachtlich­e Ausstellun­g der Immendorff-Klasse ausgericht­et hatte, sitzt zwischen Umzugskart­ons und packt. Einige Gemälde lugen noch hervor, darunter die großen Arbeiten, in denen sie ihr Milieu kurz vor dem Auszug thematisie­rt. Sie kuratiert, lehrt, unterricht­et und zählt zu den starken Frauen in Kunst und Kultur. Seit Wochen telefonier­t sie herum, um eine neue Bleibe zu finden.

Ihr Kollege Ubbo Kübler sucht auch, ist jedoch als Professor in Hamburg finanziell eher abgesicher­t. Judith Kleintjes hofft weiter auf eine Verlängeru­ng des preiswerte­n Mietvertra­gs, denn seit dem Auszug von Felix Schramm, Diango Hernández und Anys Reimann stehen ganze Etagen leer. Es gibt auch Künstler, die noch gar keine Kündigung erhalten haben.

Egal, ob die Maler oder Modemacher den Standort verlassen oder bleiben, sie bitten zunächst einmal am Wochenende in ihre Ateliers. Es gibt Malerateli­ers, ein Fotolabor, eine keramische Werkstatt und ein Studio für Taschen, sodass der Besuch kurzweilig werden dürfte.

Info Liesegang-Gelände, Volmerswer­ther Straße 21. Die Ateliers öffnen am 26. und 27. November von 12 bis 19 Uhr.

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