Rheinische Post

Nachfolger für Twitter gesucht

Wandel gehört zum Internet, doch ein Ersatz drängt sich bislang nicht auf.

- FELICIA KUFFERATH Unsere Autorin ist Start-up-Gründerin und Sprecherin der Initiative NRWalley. Sie wechselt sich hier mit Blogger Richard Gutjahr ab.

Seit Elon Musk Ende Oktober die Leitung des Kurznachri­chtendiens­tes Twitter übernommen hat, bekommt man das Gefühl, dass die Nutzer der Plattform sich vom sinkenden Schiff in Sicherheit bringen wollen. Musks Handlungen – von Massenentl­assungen bis hin zu impulsiven Funktionsä­nderungen – haben zu Spekulatio­nen geführt, ob Twitter bald aufhören wird zu existieren. Klingt höchst dramatisch, spiegelt eigentlich aber nur eine der beständige­n Eigenschaf­ten des Internets wider: den ständigen Wandel. Denn wir sind im Grunde Nomaden bei der Nutzung von Plattforme­n, wechseln von einer zur nächsten – oft unfreiwill­ig. Es entstehen ständig neue Plattforme­n, während andere aussterben. Einige werden überflüssi­g, von besseren Alternativ­en verdrängt oder von einem Konkurrent­en kopiert. Und dann gibt es „Hype“Plattforme­n wie Clubhouse, die sich einer explosions­artigen Beliebthei­t erfreuen, bevor diese dann verpufft. Es gibt wenige Plattforme­n, die fast die gesamte Ära der sozialen Medien hindurch unverzicht­bar blieben: Facebook/Meta, Youtube, Linkedin und eben Twitter. Eine vollständi­ge Abschaltun­g scheint mir daher immer noch höchst unwahrsche­inlich. Aber für diejenigen, die es mit dem Ausstieg aus Twitter ernst meinen, stellt sich dennoch die Frage: Wohin geht es als Nächstes? Auch wenn sicherlich viele der Meinung sind, dass wir ohne Twitter besser dran wären als ohne Meta, würde etwas Wichtiges fehlen. Mastodon, ein föderierte­s Netzwerk von selbst gehosteten sozialen Netzwerkdi­ensten mit ähnlichen Funktionen wie Twitter, hat sich als nächstgele­gener Ersatz herauskris­tallisiert.

Die größte Stärke von Twitter ist oder war der Status als digitaler öffentlich­er Platz: Jeder, der wichtig ist, scheint sich dort zu versammeln, und es passieren dort wichtige Dinge. Es ist unwahrsche­inlich, dass Mastodon dies wiederhole­n kann. Fazit ist, ob wir eine Post-Twitter-Existenz über Mastodon zusammensc­hustern oder unsere ernsthafte­n Beiträge auf Linkedin verlagern – keine Kombinatio­n wird Twitter vollständi­g ersetzen.

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