Nachfolger für Twitter gesucht
Wandel gehört zum Internet, doch ein Ersatz drängt sich bislang nicht auf.
Seit Elon Musk Ende Oktober die Leitung des Kurznachrichtendienstes Twitter übernommen hat, bekommt man das Gefühl, dass die Nutzer der Plattform sich vom sinkenden Schiff in Sicherheit bringen wollen. Musks Handlungen – von Massenentlassungen bis hin zu impulsiven Funktionsänderungen – haben zu Spekulationen geführt, ob Twitter bald aufhören wird zu existieren. Klingt höchst dramatisch, spiegelt eigentlich aber nur eine der beständigen Eigenschaften des Internets wider: den ständigen Wandel. Denn wir sind im Grunde Nomaden bei der Nutzung von Plattformen, wechseln von einer zur nächsten – oft unfreiwillig. Es entstehen ständig neue Plattformen, während andere aussterben. Einige werden überflüssig, von besseren Alternativen verdrängt oder von einem Konkurrenten kopiert. Und dann gibt es „Hype“Plattformen wie Clubhouse, die sich einer explosionsartigen Beliebtheit erfreuen, bevor diese dann verpufft. Es gibt wenige Plattformen, die fast die gesamte Ära der sozialen Medien hindurch unverzichtbar blieben: Facebook/Meta, Youtube, Linkedin und eben Twitter. Eine vollständige Abschaltung scheint mir daher immer noch höchst unwahrscheinlich. Aber für diejenigen, die es mit dem Ausstieg aus Twitter ernst meinen, stellt sich dennoch die Frage: Wohin geht es als Nächstes? Auch wenn sicherlich viele der Meinung sind, dass wir ohne Twitter besser dran wären als ohne Meta, würde etwas Wichtiges fehlen. Mastodon, ein föderiertes Netzwerk von selbst gehosteten sozialen Netzwerkdiensten mit ähnlichen Funktionen wie Twitter, hat sich als nächstgelegener Ersatz herauskristallisiert.
Die größte Stärke von Twitter ist oder war der Status als digitaler öffentlicher Platz: Jeder, der wichtig ist, scheint sich dort zu versammeln, und es passieren dort wichtige Dinge. Es ist unwahrscheinlich, dass Mastodon dies wiederholen kann. Fazit ist, ob wir eine Post-Twitter-Existenz über Mastodon zusammenschustern oder unsere ernsthaften Beiträge auf Linkedin verlagern – keine Kombination wird Twitter vollständig ersetzen.