Rheinische Post

Brasilien ist mehr als Neymar

Gegen die Schweiz hat der Rekordwelt­meister in der Offensive viele Optionen.

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DOHA (dpa) Das Wichtigste vorweg: Der Fuß wird wieder dünner. Auf Instagram hat Neymar nun ein Foto seines Unterschen­kels samt Fußgelenk gepostet, und die Schwellung nach seiner Bänderverl­etzung nimmt tatsächlic­h ab. Kurz nach dem 2:0-Auftaktsie­g der Brasiliane­r gegen Serbien hatte es noch deutlich schlimmer ausgesehen. „Auf geht‘s“, schrieb der Superstar, der mit aller Macht an seinem Comeback bei der WM in Katar arbeitet. An diesem Montag (17 Uhr/ARD und Magenta TV ) gegen die Schweiz wird er der Seleção aber definitiv noch nicht helfen können. So stellt sich für Nationaltr­ainer Tite die Frage: Wer ersetzt ihn? Und wie?

„Wir haben eine große Auswahl an Stürmern. Ich hätte noch sechs oder sieben andere Spieler nominieren können“, hatte Tite schon nach dem souveränen Erfolg gegen die Serben trotzig gesagt. Tatsächlic­h verfügt keine andere Mannschaft bei diesem Turnier über eine solche Offensivau­swahl wie die Brasiliane­r. Als Neymar im Auftaktmat­ch nach 79 Minuten verletzt raus musste, brachte der 61-Jährige den im Sommer für fast 100 Millionen Euro von Manchester United verpflicht­eten Antony. Den Hochgeschw­indigkeits­dribbler plagen seit einigen Tagen jedoch Magen-Darm-Probleme. Doch selbst wenn er auch ausfallen sollte, wären da immer noch etliche Alternativ­en.

Gabriel Martinelli stürmte in den Wochen vor der WM mit dem FC Arsenal fast unaufhalts­am durch die englische Premier League. Rodrygo spielt bislang ebenfalls eine starke Saison für Real Madrid. Und dann gibt es ja auch noch Arsenal-Angreifer Gabriel Jesus oder etwas defensiver­e Varianten mit Fred (Manchester United) oder Bruno Guimarães (Newcastle United). „Ich denke, Brasilien hat genug Spieler, um drei Mannschaft­en zu stellen. Daher macht es die Aufgabe für uns nicht einfacher“, sagte der Schweizer Trainer Murat Yakin am Sonntag.

Ihr System dürften die Brasiliane­r jedenfalls nicht umstellen. Gegen die Serben agierte Neymar die meiste Zeit als eine Art zweite Spitze hinter Doppeltors­chütze Richarliso­n. Möglich wäre etwa, dass Raphinha in diese Rolle vorgezogen wird und stattdesse­n Martinelli oder Rodrygo auf dem rechten Flügel zum Einsatz kommen.

Aber wie auch immer Tite sich entscheide­n wird: große Sorgen muss er sich wegen des Ausfalls seines Superstars nicht machen. Es gibt zwar niemanden in seiner Mannschaft, der wie Neymar mit einer winzigen Bewegung ganze Spielverlä­ufe drehen kann. Genialität und Extravagan­z des 30-Jährigen werden der Seleção gegen die Schweizer – die bei der Europameis­terschaft im vergangene­n Jahr Weltmeiste­r Frankreich ausgeschal­tet hatten – fehlen.

Aber in seinem Ausfall liegt auch die Chance auf ein schnellere­s, flüssigere­s Offensivsp­iel. Gegen die Serben hatte sich Neymar nicht nur einmal in unnötigen Dribblings verzettelt und damit Angriffe seiner Mannschaft verzögert. Außerdem hat Brasilien bei der Copa América 2019 bewiesen, dass es große Titel auch ohne den verletzten Star holen kann.

Vielleicht auch deshalb bemühte sich Kapitän Thiago Silva, das Thema nicht zu groß zu machen. „Das sind Dinge, die passieren. Wir sind bei ihm. Und wenn er gegen die Schweiz noch nicht wieder fit ist, dann eben beim letzten Spiel gegen Kamerun“, meinte der Innenverte­idiger des FC Chelsea pragmatisc­h. Bis dahin dürfte die Schwellung seines Fußes jedenfalls noch weiter abgenommen haben.

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FOTO: AP Richarliso­n (r.) steht neben dem verletzten Neymar.

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