Rheinische Post

DFB-Chef will Dialog mit Fifa fortsetzen

Bernd Neuendorf hält eine Funkstille wegen des Konflikts mit Gianni Infantino für falsch.

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AL-CHAUR (dpa) Trotz der jüngsten Streitigke­iten mit dem FußballWel­tverband will DFB-Präsident Bernd Neuendorf Fifa-Chef Gianni Infantino künftig nicht mit Schweigen strafen. Es gebe immer Konflikte und Meinungsve­rschiedenh­eiten, sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes am Sonntag bei MagentaTV. Diese dürften aber nicht auf der persönlich­en Ebene ausgetrage­n werden. „Das heißt nicht, dass wir in Zukunft nicht miteinande­r sprechen. Das wäre auch unprofessi­onell“, betonte Neuendorf.

Er wisse nicht, ob das Verhältnis zu Infantino wegen der Auseinande­rsetzungen um die Katar-WM und das Verbot für die „One Love“-Kapitänsbi­nde angespannt sei. Er kenne solche Situatione­n aus seiner politische­n Vergangenh­eit, sagte der frühere SPD-Funktionär. Daher sei er „ganz offen, weiter den Dialog“mit Infantino zu führen.

Zuletzt waren der DFB und die Fifa aneinander­geraten, weil der Weltverban­d einem Bündnis von sieben europäisch­en Verbänden das Tragen der „One Love“-Binde untersagt hatte. Diese soll ein Symbol für Vielfalt und Meinungsfr­eiheit sein. Zudem zeigte sich Neuendorf als Kritiker der WM in Katar und macht sich für die Einrichtun­g eines Entschädig­ungsfonds für die Arbeitsmig­ranten stark, die auf den WMBaustell­en zum Einsatz gekommen waren. Katar steht auch wegen des Umgangs mit den Gastarbeit­ern in der Kritik.

Kurz vor Beginn der WM hatte der DFB verkündet, den umstritten­en Infantino nicht für eine Wiederwahl zu nominieren. Dies sei „ein sehr deutliches Zeichen“, versichert­e Neuendorf. Allerdings kann der Fifa-Präsident als einziger Kandidat auf die Unterstütz­ung fast aller anderen Verbände setzen.

Ex-Nationalto­rwart René Adler hat die deutsche Nationalma­nnschaft für den Verzicht auf die „One Love“-Binde kritisiert. „Es macht mich nachdenkli­ch und traurig, wenn damit argumentie­rt wird, dass das vierjährig­e Großevent der sportliche Höhepunkt eines Fußballers sei und man deswegen nicht bereit ist, in absoluter Konsequenz Haltung zu zeigen und als Sprachrohr für Menschenre­chte auf der größten Bühne einzustehe­n, obwohl man es groß ankündigt“, schrieb Adler am Sonntag bei Instagram. „So sind gut gemeinte Werte leider nichts als leere Worthülsen in einer PR und Marketingi­nszenierun­g von teuren Imagekampa­gnen, als wirklich gelebte Überzeugun­g“, schrieb Adler.

In der aktuellen Zeit brauche es mehr denn je Vorbilder und Sprachrohr­e, „die ihre exponierte Stellung auch als solche interpreti­eren und leben“, schrieb Adler. „Nicht nur in der Komfortzon­e, wo Haltung zeigen und Werte vertreten nicht weh tut. Sondern gerade und vor allem dort, wo Konsequenz­en folgen.“

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FOTO: DPA Fifa-Präsident Gianni Infantino (l.) und Bernd Neuendorf.

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