Telekom bremst Siegerentwurf aus
Die Eigentümerin möchte das Areal an der Sohnstraße nun doch auf einen Schlag veräußern. Bezirkspolitik ist besorgt.
Der alte Telekom-Klotz an der Sohnstraße ist für viele Menschen im Viertel nur noch ein Fremdkörper. Da ist es erfreulich, dass schon seit rund einem Jahr ein Siegerentwurf des Büros HPP und Brandenfels für eine neue Bebauung des vier Hektar großen Grundstücks vorliegt. Aber denkste, denn viel wert ist dieser aktuell offenbar nicht, das wurde in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung 2 deutlich. Das Problem ist nämlich, dass die Telekom-Immobilientochter DT Asset Management als Eigentümerin derzeit die Veräußerung des Areals plant und der Verwaltung somit ohne Projektpartner die Hände für die weitere Entwicklung gebunden sind. Heißt: Bis die Telekom keinen neuen Investor gefunden hat, wird auf dem Grundstück wohl nichts passieren.
Wie Petra Brandner aus der Verwaltung den Bezirkspolitikern berichtete, sei es zunächst der Plan der Telekom gewesen, das Areal in mehrere Bauabschnitte einzuteilen, um dann einen Abschnitt nach dem anderen zu veräußern und in Schritten die Fläche zu entwickeln. Dass jetzt das gesamte Grundstück auf einen Schlag verkauft werden soll, ist für die Umsetzung des Siegerentwurfs ein Bremsklotz. Und die Taktik der Telekom löste bei den Bezirksvertretern nicht gerade Begeisterung aus: „Wir machen hier doch keine Stadtplanung, damit sich andere die Taschen vollmachen können“, sagte etwa Harald Schwenk (Grüne).
Die Sorge der Politik ist auch die, dass weitere Zeit bis zum ersten Spatenstich vergeht, weil die Telekom bei ihrer Suche schon seit zehn Jahren keinen Käufer gefunden habe, sagte Brigitte Reich (Grüne). Alexander Fils (CDU), beratendes Mitglied, war in der Sitzung der Meinung, dass die Eigentümerin schon „mehrere Jahre verschlafen hat. Auch jetzt werden wir keine schnelle Entwicklung sehen“. Deshalb müsse, so Fils, zumindest in Teilbereichen eine Zwischennutzung das Ziel für das Areal sein, etwa für Start-ups, Künstler oder als Unterkunft für geflüchtete Menschen. „Das Areal soll nur bitte nicht verwahrlosen. Ansonsten besteht auch die Gefahr, dass das Gebäude von Jugendlichen erobert wird. Ich sehe jetzt schon oft welche in den oberen Etagen herumturnen – es ist ein Glück, dass noch nichts passiert ist“, sagte Fils.
Vom Siegerentwurf ist die Bezirksvertretung weiterhin – größtenteils – überzeugt. Der Schallschutz und die Erschließung sind Themen, die noch im weiteren Prozess geregelt werden können. Die derzeit geplante Bruttogeschossfläche von rund 70.000 Quadratmetern wird da schon skeptischer gesehen, hier könne weniger doch mehr sein, waren sich Schwenk und Fils einig. Der zukünftige Erwerber des Grundstücks solle deshalb lieber mit weniger Quadratmetern als mit mehr rechnen, sagte Fils, dem besonders das Gebäude mit acht Geschossen (auf der Grafik im oberen linken Teil) missfällt. Der Siegerentwurf sei generell überall sehr gut angenommen worden, bei dem Haus mit acht Stockwerken bestehe allerdings die Gefahr einer Verschattung, sagte der CDU-Politiker.
Nach der Anhörung der Bezirksvertretung 2 wird sich am heutigen Montag der Ausschuss für Wohnungswesen und Modernisierung (Vorberatung) mit der Beschlussvorlage des Wettbewerbsergebnisses an der Sohnstraße beschäftigen, am Mittwoch (30. November) folgt der Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung (Entscheidung). Die Bezirkspolitiker gaben den Kollegen in den anderen Gremien den Auftrag mit, sich intensiv mit dem Verkaufsprozess der Telekom und auch der geplanten Dichte von 70.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche auseinanderzusetzen.
Die Verwaltung braucht und hofft auf die politische Bestätigung, um nicht wieder bei Null anfangen zu müssen, wenn ein neuer Eigentümer gefunden ist. Es sei dann von der Stadt eine Verhandlungsgrundlage gelegt worden und es gebe keinen Grund, warum nicht weiterhin am Siegerentwurf festgehalten werden sollte, sagte Brandner. Die Telekom sei bei ihrer Käufersuche auch mit diesem Entwurf als Basis unterwegs.