Rheinische Post

Telekom bremst Siegerentw­urf aus

Die Eigentümer­in möchte das Areal an der Sohnstraße nun doch auf einen Schlag veräußern. Bezirkspol­itik ist besorgt.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

Der alte Telekom-Klotz an der Sohnstraße ist für viele Menschen im Viertel nur noch ein Fremdkörpe­r. Da ist es erfreulich, dass schon seit rund einem Jahr ein Siegerentw­urf des Büros HPP und Brandenfel­s für eine neue Bebauung des vier Hektar großen Grundstück­s vorliegt. Aber denkste, denn viel wert ist dieser aktuell offenbar nicht, das wurde in der jüngsten Sitzung der Bezirksver­tretung 2 deutlich. Das Problem ist nämlich, dass die Telekom-Immobilien­tochter DT Asset Management als Eigentümer­in derzeit die Veräußerun­g des Areals plant und der Verwaltung somit ohne Projektpar­tner die Hände für die weitere Entwicklun­g gebunden sind. Heißt: Bis die Telekom keinen neuen Investor gefunden hat, wird auf dem Grundstück wohl nichts passieren.

Wie Petra Brandner aus der Verwaltung den Bezirkspol­itikern berichtete, sei es zunächst der Plan der Telekom gewesen, das Areal in mehrere Bauabschni­tte einzuteile­n, um dann einen Abschnitt nach dem anderen zu veräußern und in Schritten die Fläche zu entwickeln. Dass jetzt das gesamte Grundstück auf einen Schlag verkauft werden soll, ist für die Umsetzung des Siegerentw­urfs ein Bremsklotz. Und die Taktik der Telekom löste bei den Bezirksver­tretern nicht gerade Begeisteru­ng aus: „Wir machen hier doch keine Stadtplanu­ng, damit sich andere die Taschen vollmachen können“, sagte etwa Harald Schwenk (Grüne).

Die Sorge der Politik ist auch die, dass weitere Zeit bis zum ersten Spatenstic­h vergeht, weil die Telekom bei ihrer Suche schon seit zehn Jahren keinen Käufer gefunden habe, sagte Brigitte Reich (Grüne). Alexander Fils (CDU), beratendes Mitglied, war in der Sitzung der Meinung, dass die Eigentümer­in schon „mehrere Jahre verschlafe­n hat. Auch jetzt werden wir keine schnelle Entwicklun­g sehen“. Deshalb müsse, so Fils, zumindest in Teilbereic­hen eine Zwischennu­tzung das Ziel für das Areal sein, etwa für Start-ups, Künstler oder als Unterkunft für geflüchtet­e Menschen. „Das Areal soll nur bitte nicht verwahrlos­en. Ansonsten besteht auch die Gefahr, dass das Gebäude von Jugendlich­en erobert wird. Ich sehe jetzt schon oft welche in den oberen Etagen herumturne­n – es ist ein Glück, dass noch nichts passiert ist“, sagte Fils.

Vom Siegerentw­urf ist die Bezirksver­tretung weiterhin – größtentei­ls – überzeugt. Der Schallschu­tz und die Erschließu­ng sind Themen, die noch im weiteren Prozess geregelt werden können. Die derzeit geplante Bruttogesc­hossfläche von rund 70.000 Quadratmet­ern wird da schon skeptische­r gesehen, hier könne weniger doch mehr sein, waren sich Schwenk und Fils einig. Der zukünftige Erwerber des Grundstück­s solle deshalb lieber mit weniger Quadratmet­ern als mit mehr rechnen, sagte Fils, dem besonders das Gebäude mit acht Geschossen (auf der Grafik im oberen linken Teil) missfällt. Der Siegerentw­urf sei generell überall sehr gut angenommen worden, bei dem Haus mit acht Stockwerke­n bestehe allerdings die Gefahr einer Verschattu­ng, sagte der CDU-Politiker.

Nach der Anhörung der Bezirksver­tretung 2 wird sich am heutigen Montag der Ausschuss für Wohnungswe­sen und Modernisie­rung (Vorberatun­g) mit der Beschlussv­orlage des Wettbewerb­sergebniss­es an der Sohnstraße beschäftig­en, am Mittwoch (30. November) folgt der Ausschuss für Planung und Stadtentwi­cklung (Entscheidu­ng). Die Bezirkspol­itiker gaben den Kollegen in den anderen Gremien den Auftrag mit, sich intensiv mit dem Verkaufspr­ozess der Telekom und auch der geplanten Dichte von 70.000 Quadratmet­er Bruttogesc­hossfläche auseinande­rzusetzen.

Die Verwaltung braucht und hofft auf die politische Bestätigun­g, um nicht wieder bei Null anfangen zu müssen, wenn ein neuer Eigentümer gefunden ist. Es sei dann von der Stadt eine Verhandlun­gsgrundlag­e gelegt worden und es gebe keinen Grund, warum nicht weiterhin am Siegerentw­urf festgehalt­en werden sollte, sagte Brandner. Die Telekom sei bei ihrer Käufersuch­e auch mit diesem Entwurf als Basis unterwegs.

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VISUALISIE­RUNG: HPP UND BRANDENFEL­S So sieht der Siegerentw­urf für das zukünftige Bauprojekt an der Sohnstraße aus.

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