Theaterpreis für Achim Freyer
Der 88-jährige Maler und Regisseur wurde mit dem „Faust“ausgezeichnet.
Die Gastgeber hatten das Düsseldorfer Schauspielhaus großartig herausgeputzt: Für die Verleihung des Deutschen Theaterpreises „Der Faust 2022“waren die Gäste aus dem deutschsprachigen Theater- und Kulturleben eingeladen. Verantwortlich für den Preis zeichnen der Deutsche Bühnenverein, die Kulturstiftung der Länder und die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste. Den „Faust“für sein Lebenswerk erhielt der 1934 in Berlin geborene Maler, Bühnenbildner und Regisseur Achim Freyer. Das war lange vor der Preisverleihung bekannt. Man ehre einen Künstler von außergewöhnlicher Schaffenskraft und unerschöpflicher ästhetischer Fantasie, hieß es in der Begründung der Jury.
Der „Faust“wurde auch in zwölf weiteren Kategorien vergeben. Da ging es um die besten Kostüme, den spannendsten Raum, Ton und Medien, vor allem aber um die Besten in den Bereichen Schauspiel und Tanz. Als Darstellerinnen geehrt wurden Lina Beckmann (Schauspiel), Marlis Petersen (Musiktheater) und Beatrice Cordua (Tanz). Schauspieler Eidin Jalali wurde in der Kategorie „Theater für junges Publikum“ausgezeichnet. Die Preise für die Inszenierungen gingen an Liesbeth Coltof ( Theater für junges Publikum), Florian Lutz (Musiktheater), Jette Steckel (Schauspiel) und Rafaële Giovanola (Tanz).
Der Ablauf des Abends folgte einem eigenwilligen Konzept: nur wenige Reden, dafür Video-Einspielungen von Produktionen aller Nominierten. Danach die Nennung der Preisträger und ein paar Dankesworte. Ein Dutzend Mal die gleiche Routine? Just bevor man den Abend trotz herrlicher Songs aus dem Musical „Cabaret“gelangweilt abhaken wollte, trat Jalali auf die Bühne. Der 1992 in Österreich geborene Schauspieler mit iranischen Wurzeln, geehrt für eine Rolle am Schauspiel Leipzig, wandelte seinen Dank in eine Anklage. Angesichts des Terrors, den die iranischen Mullahs gegenüber dem eigenen Volk ausübten, vermisse er aktive Zeichen der Solidarität unter den hiesigen Theatermenschen. Nach langem Applaus ging es weiter mit leiseren Tönen.
Die Laudation für den 88-jährigen Freyer übernahm die gleichaltrige Theaterleiterin Nele Hertling. Ihr Freund, der „Kunst-Alleskönner“habe noch Bertolt Brecht gekannt und sei von ihm mit Bühnenbildern beauftragt worden. Trotz seines Alters bleibe Freyer aktiv: „Er muss jeden Tag malen, jeden Tag.“