Rheinische Post

Aufbegehre­n gegen Xi Jinping

- VON HOLGER MÖHLE

Es brodelt in China. Gerade noch war Kongress der Kommunisti­schen Partei. Xi Jinping erschien als der allmächtig­e Führer, der sein Land in ein chinesisch dominierte­s 21. Jahrhunder­t führen will. Und jetzt? Tausende Chinesen gehen auf die Straße. Die junge Generation ist nicht mehr bereit, sich dem Corona-Diktat aus Peking zu fügen. „Nieder mit Xi Jinping!“– solche Proteste, zumal öffentlich ausgesproc­hen, sind extrem mutig. Sie werden nicht ungeahndet bleiben. Aber das Zeichen ist schon jetzt da. Ein Signal an die Welt.

Auch Deutschlan­d muss vorbereite­t sein. Bundeskanz­ler Olaf Scholz war der erste ausländisc­he Regierungs­chef, den Xi nach zwei Jahren Covid in Peking empfangen hat. Ausgestrec­kte Hand? Ja, aber. Wenn Xi seine eigenen Bürger überrollen oder niederknüp­peln lassen sollte, muss Deutschlan­d auf Distanz gehen. Nimmt man Hongkong als Beispiel, steht nichts Gutes bevor. Vor allem: Wenn es im Inland brodelt, fangen autoritäre Regime gerne im Ausland einen Krieg an. Taiwan ist nicht weit. Und auf Taiwan erhebt China schon lange einen Anspruch. Wenn es dort tatsächlic­h zum Krieg käme, hätte auch Deutschlan­d ein Problem. Außenminis­terin Annalena Baerbock hat Taiwan in einem solchen Fall volle Unterstütz­ung zugesagt. Von wegen innere Angelegenh­eit Chinas.

Tatsächlic­h kann man es auch so sehen: Xi und die Kommunisti­sche Partei haben Angst vor einem weißen Blatt Papier, wie es die jungen Menschen hochhalten, die gegen superstren­ge Lockdowns auf die Straße gehen. Es ist Papier, auf dem nichts steht, weil darauf nichts stehen darf. Und auf dem doch so viel zu lesen ist. Die Mächtigen in Peking jedenfalls verstehen, was die Demonstran­ten gewisserma­ßen doch aufgeschri­eben haben: Gebt uns unsere Freiheit! Eine Freiheit, die Xi nicht gewähren will, weil seine Allmacht auf der Unfreiheit seines Volkes beruht.

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