Rheinische Post

Einwanderu­ng nach Punkten

- VON ANTJE HÖNING

Mit ihrem Vorstoß zum Staatsbürg­erschaftsr­echt hat Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser einen alten Streit neu entfacht. Sie will die Hürden für Einbürgeru­ngen senken. Die Union ist als Opposition­spartei von Amts wegen auf dem Baum, aber auch der FDP gehen die Pläne zu weit. Doch die Frage, ob nun fünf oder acht Jahre Integratio­n für den Erhalt der Staatsbürg­erschaft ausreichen, greift viel zu kurz. Wieder vermengen sich humanitäre Fragen, die Sorge vor ungebremst­er Zuwanderun­g und wirtschaft­liche Notwendigk­eiten. Der Union fällt es noch immer schwer einzuräume­n, dass Deutschlan­ds Wirtschaft und Sozialstaa­t auf Zuwanderun­g angewiesen sind. Ohne Zuwanderun­g aber werden der Fachkräfte­mangel und die Löcher in der umlagefina­nzierten Renten- und Krankenver­sicherung noch größer. Aus lauter Sorge, der rassistisc­hen AfD Wähler zuzutreibe­n, bremst die Union. Auf der anderen Seite steht die naive grüne Multikulti-Politik, die Schulen, Kitas und Rathäuser mit den Problemen der Zuwanderun­g gerade in den Großstädte­n alleinläss­t. Mit dem Beschwören von Willkommen­skultur ist kein zusätzlich­er Lehrer eingestell­t und keine zusätzlich­e Wohnung geschaffen.

Vor 22 Jahren führte Deutschlan­d die Greencard ein, um IT-Kräfte anzulocken, schon die erwies sich als ein Flop. Seither ist wenig passiert. Deutschlan­d braucht endlich ein Einwanderu­ngsrecht, das wie in anderen Ländern auf ein Punktesyst­em setzt: Wer mitbringt, was der deutsche Arbeitsmar­kt braucht, soll mit dem roten Teppich empfangen werden. Eigentlich will das die Ampel auch, doch nun verzettelt sie sich im Streit um acht oder fünf Jahre. Dabei fehlen in Handwerk, Pflege und Industrie schon jetzt Hunderttau­sende Fachkräfte. Wir müssen weg von der verdruckst­en Zuwanderun­gspolitik. Es wird höchste Zeit für ein modernes und ehrliches Einwanderu­ngsrecht.

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