Ethikrat fordert mehr Hilfen für Jüngere
Die Politik müsse Lehren aus der Pandemie ziehen und Kinder und Jugendliche mehr berücksichtigen.
Von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen wurde während der Pandemie große Solidarität verlangt. Das sei nicht ausreichend gewürdigt worden, zudem seien die psychischen Belastungen für junge Menschen oft übersehen worden, sagte Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, am Montag in Berlin. „Die Gesellschaft schuldet, wir alle schulden Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen für diese Solidaritätsleistung großen Dank und Respekt. Aber das verpflichtet auch zum konkreten Handeln“, sagte Buyx.
Der Deutsche Ethikrat hat mit Blick auf aktuelle Krisen wie den Ukraine-Krieg neue Ad-hoc-Empfehlungen mit Forderungen an die Politik formuliert. Unter anderem brauche es einen Ausbau schulpsychologischer und psychosozialer Angebote. Personen, die im Bildungs-, Sozial- und Gesundheitsbereich tätig seien, müssten spezifisch geschult werden. Zudem fordert das Gremium mehr Forschung, um die Folgen von Maßnahmen zur Krisenbewältigung zu beleuchten. Es brauche gute Forschung, damit politische Entscheidungen noch differenzierter getroffen werden können, so Stephan Rixen, Mitglied des Ethikrats.
Psychisches Leid und seelischer Druck seien laut Schulpsychologen aktuell extrem hoch, sagte Petra Bahr, ebenfalls Mitglied des Ethikrats. Darüber hinaus seien sechs bis 17 Prozent der jungen Menschen von psychischen Erkrankungen betroffen, wobei die Dunkelziffer sehr hoch sei. „Bei der Pandemiebewältigung gab es zunächst einen fast ausschließlichen Fokus auf körperliche Gesundheit; psychische Integrität lag zu lange im toten Winkel der Aufmerksamkeit“, sagte Rixen.
Auch mit Blick auf aktuelle Krisen warnt der Deutsche Ethikrat davor, erneut die junge Generation unter erhöhten Druck zu setzten. Das
Gremium kritisiert etwa die Senkung der Temperatur im Klassenzimmer, Schließungen von Schwimmbädern oder eine Verlängerung der vorlesungsfreien Zeit im Winter.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Deutsche Ethikrat auf die psychische Belastung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Zusammenhang mit der Pandemie aufmerksam macht. Bislang habe es noch keine ausreichenden Reaktionen gegeben, kritisierten die Mitglieder am Montag. „Die jungen Generationen sind Minderheiten geworden“, sagte Buyx. Damit sei die Gefahr groß, dass ihre Interessen in den Hintergrund gerieten.