Rheinische Post

Handynetza­usbau weiter schleppend

Telekom, Vodafone und Telefónica geben zu, Funklöcher zu langsam zu schließen.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Trotz vieler Fortschrit­te kommen die drei deutschen Mobilfunke­r beim Ausbau ihrer Netze nicht so schnell voran wie zugesagt. Das mussten sie am Montag bei einer Beiratssit­zung der Bundesnetz­agentur einräumen. Telekom, Vodafone und Telefónica scheitern insbesonde­re mit dem Vorhaben, bis Jahresende in 500 Gebieten sogenannte weiße Flecken mit einem Downloadte­mpo von mindestens 100 Megabit/Sekunde (Mbit/s) zu versorgen. Jeder der drei Konzerne sollte ein Drittel übernehmen, also 167, und den anderen Zugang geben. So lautete eine Auflage der Bundesnetz­agentur im Gegenzug für neue Frequenzen im Jahr 2019.

Tatsächlic­h hat Telefónica Deutschlan­d die Auflage bisher erst in 55 Gebieten erfüllt. Das Unternehme­n relativier­t dies damit, dass es immerhin erreicht habe, dass mittlerwei­le 98 Prozent der Bevölkerun­g ein Mobilfunkt­empo von mindestens 100 Mbit/s nutzen können. Man habe schon laufende Mobilfunks­tationen so aufgerüste­t, dass in den betroffene­n Gebieten immerhin ein Übertragun­gstempo von 50 Mbit/s nutzbar sei.

Vodafone Deutschlan­d ist die Kritik am zu langsamen Schließen der Funklöcher offenbar so unangenehm, dass eine Reihe mobiler Funkstatio­nen aufgebaut wird. Aktuell wurden erst rund 30 der 167 zu schließend­en Funklöcher mit dauerhafte­n Funkstatio­nen abgedeckt, Ende des Jahres sollen die fahrbaren Masten mindestens weitere 70 Gebiete abdecken. Der Konzern weist darauf hin, in NRW 99,4 Prozent der Haushalte mit schnellem LTE zu versorgen, also mit 100 Mbit/s. NRW sei unter den Flächenlän­dern am besten versorgt, was auch daran liege, dass kein anderes Bundesland so viele städtische Regionen wie Nordrhein-Westfalen habe.

Marktführe­r Telekom teilt mit, bis Jahresende die Auflage in 55 Gebieten zu erfüllen. Der für Deutschlan­d zuständige Vorstand Srini Gopalan wies darauf hin, die Telefonkon­zerne und die Bundesländ­er hätten erst 2021 die Liste der 500 „weißen Flecken“vereinbart, nun brauche es durchschni­ttlich 24 bis 30 Monate für ein Projekt. „Acht bis zwölf Monate dauern allein im Schnitt die Genehmigun­gen“, so Gopalan. Sieben Monate würde es dann dauern, Grundstück­e zu kaufen oder anzumieten. „Kritisch ist die Versorgung der Tunnel an Straßen und Schienen“, so Gopalan. Für solche Arbeiten würden die Bahn und die Behörden manche Termine erst 2025 anbieten.

„Kritisch ist die Versorgung der Tunnel an Straßen und Schienen“Srini Gopalan Deutschlan­d-Vorstand der Telekom

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