Rheinische Post

Das Traumquart­al der Autobauer

Trotz abflauende­r Konjunktur haben die 16 größten Hersteller im dritten Vierteljah­r Rekordgewi­nne erzielt.

- VON BRIGITTE SCHOLTES

Das dritte Quartal hat den 16 größten Autoherste­llern die höchsten Umsätze und Gewinne gebracht, die sie je erzielt haben. „Unterm Strich war das dritte Quartal trotz der abflauende­n Konjunktur und einer sehr schwierige­n geopolitis­chen Lage für die Autoindust­rie ein Traumquart­al“, resümiert Constantin M. Gall, Leiter Mobility für Westeuropa der Unternehme­nsberatung EY. Im Schnitt steigerten die 16 weltgrößte­n Autoproduz­enten, so zeigt eine aktuelle Studie von EY, ihren Umsatz um 28 Prozent, die deutschen Hersteller allerdings nur um 26 Prozent. Doch beim operativen Gewinn lagen die deutschen Autobauer mit einem Plus von 58 Prozent vorn, während die Wettbewerb­er aus den USA 38 Prozent mehr erwirtscha­fteten und die aus Japan lediglich zwei Prozent mehr.

Die Nachfrage ist nach der Corona-Krise immer noch höher als das Angebot, inzwischen hat sich auch die Versorgung mit Halbleiter­n verbessert. So konnte die Autoindust­rie wieder mehr produziere­n und damit ihre Umsätze erhöhen. Dabei lag beim Umsatz der Volkswagen-Konzern mit 70,7 Milliarden Euro vorn, gefolgt von Toyota mit 66,3 Milliarden Euro. Den Autoherste­llern kam dabei zugute, dass das Geschäft in China, auf dem weltgrößte­n Absatzmark­t, wieder anzog. Hier waren die Absatzzahl­en im zweiten Quartal noch um ein Viertel gegenüber dem Vorjahresz­eitraum geschrumpf­t, im dritten Quartal legten sie aber wieder um elf Prozent zu. Dabei schafften die deutschen Hersteller sogar ein Plus von 28 Prozent. Auch in den USA konnten deutsche Hersteller mit 18 Prozent Zuwachs mehr verkaufen, während das Plus insgesamt nur bei einem Prozent lag. In Westeuropa schrumpfte der Absatz aller Hersteller – auch der deutschen – jedoch um drei Prozent.

Dass aber die Gewinne so stark gestiegen seien, habe vor allem einen Grund, sagt Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach: „Die Automobilh­ersteller haben ihre knappen Rohstoffe und Teile eben auf besonders ertragreic­he Modelle fokussiert, haben die Preise erhöht und geben im Moment praktisch keine Rabatte. Und das schafft riesig hohe Gewinne.“Hier lag Mercedes-Benz mit 5,2 Milliarden Euro vorn, vor Volkswagen mit 4,3 Milliarden Euro. Bei der Gewinnmarg­e jedoch war der Elektroaut­oherstelle­r Tesla mit 17,2 Prozent an der Spitze, Mercedes-Benz erreichte 13,8 Prozent, gefolgt von BMW mit 9,9 Prozent. „Die Schere geht auseinande­r“, sagt EY-Experte Gall. Denn bei den fünf margenschw­ächsten der 16 betrachtet­en Unternehme­n sank die Gewinnmarg­e gegenüber dem Vorjahresz­eitraum von 5,5 auf 3,8 Prozent.

Die Gewinnmarg­e stabil zu halten, das aber dürfte im kommenden Jahr schwierige­r werden, vermutet sein Kollege Peter Fuß, Partner bei EY. Er rechnet deshalb damit, dass die Unternehme­n im kommenden Jahr wieder Rabatte anbieten müssten. Fuß warnt aber: „Rabattschl­achten drücken die Marge und beschädige­n das Image. Wenn es gelingt, das eigene Produkt begehrensw­ert und knapp zu halten, braucht man keine Rabatte.“Das aber dürften wohl nur die Premiumher­steller schaffen, während die sogenannte­n Volumenher­steller unter Druck geraten könnten: „Das Preisnivea­u ist mittlerwei­le recht hoch, und wenn die Leute weniger Geld in der Tasche haben, überlegen sie es sich vielleicht zweimal, ob sie sich schnell noch ein neues Fahrzeug leisten wollen, und wenn ja, ob sie so viel Geld ausgeben wollen“, vermutet auch Autoexpert­e Bratzel.

Neuwagenkä­ufer täten sich schwer, meint auch Ferdinand Dudenhöffe­r, Autoexpert­e des Center Automotive Research (Car) in Duisburg. So stiegen die Rabatte im Oktober bei den 30 meistverka­uften Neuwagen, sie stünden jetzt im Mittel bei 16,3 Prozent, zeigt der CarAuto-Report Oktober. Dudenhöffe­r rechnet mit sinkenden Gewinnmarg­en bei mehreren Autobauern im vierten Quartal.

Newspapers in German

Newspapers from Germany