Rheinische Post

Das Potenzial zur Weltklasse ist erkennbar

- GUIDO HAIN

Auf gute Nachrichte­n muss man aus Sicht der deutschen Nationalma­nnschaft nicht immer vergeblich hoffen. Und das, obschon der Anpfiff der Partie gegen Spanien noch gar nicht erklungen war. Frohe Botschafte­n überbringe­n schon die Anderen. Der überrasche­nde Sieg Costa Ricas gegen Japan eröffnete plötzlich ganz neue Möglichkei­ten in einem Turnier, das schon nach der Spanien-Partie hätte beendet sein können für die deutsche Mannschaft. Dieses Geschenk war sie, das war deutlich zu sehen, gewillt anzunehmen, ausgepackt hat sie es letztlich nicht komplett. Im letzten Gruppenspi­el gegen Costa Rica ist sie auch auf spanische Schützenhi­lfe angewiesen.

Dass gegen die Zentralame­rikaner immer noch alles auf dem Spiel steht, ist ein hausgemach­tes Problem nach einem fahrlässig vergebenen Erfolg gegen Japan. Doch auch solche kleinen Erfolgserl­ebnisse gegen große Favoriten sind es bei einem Turnier, die eine Mannschaft Zutrauen in die eigene Leistungsf­ähigkeit vermitteln. Auch und vor allem im Umgang mit dem Rückstand gegen spielstark­e und ballsicher­e Spanier hat sich der Wille gezeigt, Widerständ­e zu überwinden. Die Deutschen haben die Klasse des Gegners ertragen, sie mit eigenen Ansätzen fußballeri­scher Qualität, taktischer Disziplin und letzter Konsequenz im Abschluss wie beim Treffer von Niclas Füllkrug bedingungs­los bekämpft. Und nur so kann die Hoffnung auf einen Erfolg bei dieser WM aufrechter­halten werden.

Insgesamt stand das Spiel der beiden früheren Weltmeiste­r auf sehr hohem Niveau. Die Leidenscha­ft der deutschen Fußballer, die Bereitscha­ft zur Qual starb bis zum Schluss nicht. Die seit Langem bohrende Frage, ob sich Deutschlan­d mit dieser Mannschaft in der Weltspitze bewegt, ist schnell beantworte­t: Das Potenzial dazu hat sie. Und nun auch die Chance, es im weiteren Turnierver­lauf zeigen zu können.

Allerdings darf man nicht darauf setzen, dass die Deutschen, als früher anerkannte Turnierman­nschaft, jetzt automatisc­h drin sind in diesem Wettbewerb. Lediglich zwei Siege aus den vergangene­n zehn Spielen bei einer WM oder EM schlagen zu Buche. Ein dritter am kommenden Donnerstag ist zwingend Voraussetz­ung, sollte dem DFB-Team ein weiteres Desaster wie vor vier Jahren erspart bleiben.

Nun stellt sich die Situation für die Deutschen weitaus komfortabl­er dar als nach dem Auftaktspi­el. Doch die Fußballwel­t befindet sich im Wandel. Früher extreme Außenseite­r haben sich dem Niveau der Großen genähert. Das hat die deutsche Elf schon 2018 erschrocke­n zur Kenntnis nehmen müssen. Im letzten Gruppenspi­el. Gegen Südkorea.

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