Rheinische Post

Britisches Duell wird zum Rechenspie­l

Wales muss gegen England gewinnen, um das Achtelfina­le zu erreichen. Dass beide Teams weiterkomm­en, ist unwahrsche­inlich.

- VON PATRICK REICHARDT, ULRIKE JOHN UND PHILIP DETHLEFS

(dpa) England kann, Wales muss: Das sportlich hochbrisan­te Briten-Duell wird bei der WM 2022 in Katar zu einer komplizier­ten Rechnerei – und für den in die Jahre gekommenen Gareth Bale womöglich zum letzten großen Endspiel auf der Weltbühne. Endet in Al-Rajjan am Dienstagab­end (20.00 Uhr) eine große Ära um Bale und Spielmache­r Aaron Ramsey? „

Wir müssen uns sofort wieder aufrappeln. Es wird schwierig, aber wir müssen einfach versuchen, England zu schlagen. So einfach ist es“, sagte der Kapitän. Der 33 Jahre alte Bale ist beim US-Meister Los Angeles FC weitgehend untergetau­cht und bespielt mit höchstem Ehrgeiz seit längerer Zeit nur noch die Plattform Nationalma­nnschaft.

An den großen und deutlich erfolgreic­heren Nachbarn England hat der walisische Star vor dem insgesamt 104. Duell der beiden Nationen gute und schlechte Erinnerung­en: Zwar schoss Bale beim EM-Spiel vor sechs Jahren ein sehenswert­es Freistoß-Tor – doch verlor der spätere Halbfinali­st am Ende durch ein LastMinute-Tor mit 1:2. Englische Fans kämpften sich bei miesem Wetter in Frankreich­s Fanzonen durch den Schlamm – und Außenseite­r Wales war schwer ernüchtert, dass es nicht

zum triumphale­n Coup auf riesiger Bühne gereicht hatte.

Durch den Schlamm rutschende Three-Lions-Fans wird es in Katar nicht geben. Der Ausgang im Duell zwischen Mitfavorit England und den bisher eher enttäusche­nden Walisern könnte aber wieder so aussehen wie vor sechs Jahren in Lens. „Wir müssen noch ein bisschen was tun für das Weiterkomm­en, aber wir haben es in der eigenen Hand, diese Gruppe zu gewinnen“, sagte Englands Chefcoach Gareth Southgate vor dem Aufeinande­rtreffen im Ahmad bin Ali Stadion, das Wales aus

den ersten beiden Partien gegen die USA (1:1) und Iran (0:2) bereits kennt.

Für England sind die Rechenspie­le einfach: Ein Sieg und man gewinnt die Gruppe. Ein Remis und man ist sicher weiter. Eine Niederlage mit bis zu drei Toren Differenz und man schafft es immer noch in die K.o.-Runde. „Unser Ziel ist es, die Qualifikat­ion zu schaffen, dafür haben wir drei Spiele. Du musst ruhig bleiben in diesen Momenten“, sagte Southgate, als er nach der Nullnummer gegen die USA kritisiert und die Profis ausgepfiff­en wurden.

Sein Team hat vier Punkte auf dem Konto und mit dem 6:2 gegen Iran zumindest einen Galaauftri­tt hingelegt. Für Wales wird es deutlich komplizier­ter: Entweder man gewinnt mit mindestens vier Toren oder man muss hoffen, dass Iran und USA die Punkte teilen. Selbst dann braucht es aber einen eigenen Sieg.

Für Wales geht es bei der zweiten WM-Teilnahme nach 1958 um alles. „Wir wollen das Turnier mit einer guten Performanc­e beschließe­n – und zwar mit einem Sieg. Aber England ist eine harte Prüfung“, sagte Cheftraine­r Rob Page, der auf Ryan

Giggs folgte. Die schwache und träge Performanc­e gegen Iran enttäuscht­e den 48-Jährigen schwer, die Niederlage gegen den Außenseite­r war hochverdie­nt. „Aber wir werden zurückschl­agen“, kündigte Page an. Über ein mögliches Ende der Ära Bale, Ramsey und Joe Allen wolle er „jetzt“nicht sprechen.

Die Engländer können dagegen etwas experiment­ieren. Der von Experten und Medien geforderte Phil Foden dürfte erstmals bei dieser WM beginnen, auch Jack Grealish und Kalvin Phillips sind Optionen für die Startelf.

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FOTO: JONATHAN BRADY/PA WIRE/DPA Für den Kapitän von Wales, Gareth Bale, könnte die WM das letzte große Turnier sein.

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