Düsseldorferin soll Dealer-Bande gesteuert haben
(wuk) Verschlüsselte Botschaften, internationaler Handel mit rund 250 Kilogramm Drogen und geheime Investitionen von rund einer dreiviertel Million Euro: Das sind die Eckdaten einer Anklage gegen eine 31-jährige Düsseldorferin, über die ab Dienstag das Landgericht verhandelt.
Der Frau wird vorgeworfen, als Mitglied einer Dealer-Bande mit Kontakten nach Spanien und in die Schweiz drei Monate lang diverse Rauschgift-Transporte und -Verkäufe organisiert zu haben, wobei sie und ihre Komplizen stets verschlüsselte Nachrichten über das Netzwerk Enchro-Chat ausgetauscht haben sollen. Als französische Behörden den Netzbetreiber im Juni 2020 infiltrieren und die Nutzer enttarnen konnten, geriet auch die 31-Jährige ins Visier der Justiz.
Allein der Verkauf von vier Kilo Kokain für insgesamt 112.000 Euro plus weitere 192.000 Euro durch den Verkauf von 40 Kilo Marihuana sollen ab März 2020 laut Anklage die Geschäftsgrundlage für die 31-Jährige gebildet haben. Mit diesen Einnahmen und weiteren Geldern aus der angeblichen Banden-Kasse habe sie demnach den Einkauf von rund 300 Kilo Marihuana und Haschisch im Gesamtwert von nahezu 600.000 Euro finanziert.
Dabei soll die Angeklagte für Beschaffung, Verpackung und den Lkw-Transport der Drogen aus der Region Madrid verantwortlich gewesen sein. Um von Behörden unentdeckt zu bleiben, haben sie und ihre Mittäter sich angeblich über das Enchro-Chat-Netzwerk
ausgetauscht – bis es Ermittlern in Frankreich dann gelang, in den Internet-Dienst mit der Spezialität verschlüsselter Nachrichten einzudringen und Spionage-Software auf dessen Rechnern zu installieren. Ab da konnten die Fahnder die lange Zeit abhörsicheren Kontakte der Nutzer live mitlesen. Daraufhin stellte die Firma im Juni 2020 ihren Geschäftsbetrieb ein, der überwiegend von kriminellen Banden zur Abwicklung ihrer Geschäfte genutzt worden sein soll.
Gegen etwa 3000 deutsche Nutzer
des Netzwerkes wurden damals Ermittlungen eingeleitet. Laut Bundesgerichtshof (BGH) sind die über Enchro-Cat gewonnenen Daten als Beweise in deutschen Gerichtsverfahren verwertbar. Ob das wirklich so ist, sollen jedoch demnächst das Bundesverfassungsgericht sowie der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte überprüfen.
Für den Düsseldorfer Prozess gegen die angebliche Drogen-Großdealerin ist laut Gerichtsmitteilung bisher nur ein Verhandlungstag angesetzt.