Überschüsse gehen an Bedürftige
Die Kirchen verbuchen durch die Versteuerung der Energiepauschale große Mehreinnahmen. Diese werden nun an Menschen in Notlagen weitergegeben.
Den Kirchen geht es in diesem Krisenwinter vorübergehend gut – zumindest finanziell. Das hat mit der vom Bund beschlossenen und einmalig ausgezahlten Energiepauschale in Höhe von 300 Euro zu tun. Darauf muss Steuer gezahlt werden, also auch Kirchensteuer. Geschätzt sind das für die Kirchen unerwartete Mehreinnahmen in Höhe von etwa zwei Euro pro Mitglied. Da kommt einiges zusammen. Schon früh haben sich Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in ökumenischer Eintracht darauf verständigt, den einzelnen Bistümern und Landeskirchen hierzulande zu empfehlen, dieses Geld an Bedürftige weiterzugeben, die in diesem Winter unter Inflation und steigenden Energiepreisen leiden. Und die Not ist groß, womit die Beratungsstellen, aber auch Lebensmittelausgaben unter anderem von Diakonie und Caritas zunehmend konfrontiert werden.
Im Bistum Münster werden Bedürftigen auf diesem Wege 1,6 Millionen Euro zukommen. Dort wird das Geld über die Ortsverbände der
Caritas verteilt, wodurch jeder Cent auch direkt bei den Menschen ankommen soll. Besonders umfänglich fällt die Unterstützung im Bistum Aachen aus. Die Anlaufstellen in den Kirchengemeinden werden mit einer Sonderzuweisung in Höhe von fünf Millionen Euro unterstützt; weitere 1,25 Millionen Euro fließen in einen Solidaritätsfonds der Caritas. Seelsorge, sagt Generalvikar Andreas Frick, sei nicht mehr an den Kirchturm gebunden, sondern wird auch an „selbst organisierten Orten von Kirchen“tätig. Man darf spekulieren, dass dies künftig zunehmend der Fall sein wird. Die Hilfe in Aachen ist aber nicht allein den Mehreinnahmen aus der Energiepauschale geschuldet, sondern auch dem unerwartet guten Bilanzergebnis aus dem Haushalt 2021. Der Jahresüberschuss lag – nach Abzug der Zahlungen etwa für Seelsorge, Caritas und Verwaltung – bei knapp 40 Millionen Euro. Dieses Polster wird im Bistum Aachen noch ein Sonderprogramm ermöglichen. Danach sollen mit 25 Millionen Euro Pfarrheime und Gemeindezentren energetisch saniert werden.
Dem Erzbistum Köln sind durch die Energiepauschale zusätzlich etwa drei Millionen Euro in die Kasse gespült worden. Davon sollen 2,2 Millionen Euro direkt an Familien und Einzelpersonen gehen, die in Not geraten sind. Direkte Energiezuschüsse sollen aber auch Menschen gezahlt werden, die aus der Ukraine nach Deutschland fliehen mussten. Beratungsstellen des Diözesan-Caritasverbands werden 550.000 Euro gegeben, Gemeindeinitiativen noch einmal 250.000 Euro.
Auch in der evangelischen Kirche sollen Solidaritätsfonds gegründet werden. Beispiel Wuppertal: Etwa 250.000 Euro fließen in die Gemeinden der Stadt – in die Sozialberatung und vor allem als finanzielle Soforthilfe bei Härtefällen. Wobei die evangelische Kirche in Wuppertal auf die zwei Euro, die sie durch die Pauschale von jedem Kirchenmitglied an Steuern einnimmt, jeweils noch einen weiteren Euro für die Hilfen zusätzlich zahlt.
„Seelsorge ist nicht mehr an den Kirchturm gebunden“Andreas Frick Generalvikar des Bistums Aachen